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Auswertung 57 insolvente Zulieferer im Jahr 2020 – so gingen die Fälle aus

Von Svenja Gelowicz

Unternehmen und Verbände warnen wegen der Versorgungsengpässe vor einer Pleitewelle bei Zulieferern. Im Jahr 2020 hat sich die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Das ein oder andere Unternehmen erlebt unter einem neuen Dach einen ordentlichen Aufschwung.

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Delfingen hat Schlemmer übernommen und will das Werk in Haßfurt zu einem Flaggschiff-Standort ausbauen.
Delfingen hat Schlemmer übernommen und will das Werk in Haßfurt zu einem Flaggschiff-Standort ausbauen.
(Bild: Delfingen)

Vier Mal ist Kévin Appointaire mittlerweile aus der Gemeinde Anteuil im Osten Frankreichs nach Deutschland gereist. Der Manager mit kurzrasierten Haaren trägt eine graue Kapuzenjacke über dem Hemd, wenn er erzählt, dass er und sein Team „viel Respekt“ vor dem neuen Team hatten. Als sie die neuen Kollegen kennenlernten, sei der nochmal gewachsen. „Das Team in Haßfurt ist extrem talentiert“, sagt Appointaire. Er arbeitet als Director für Legal Affairs beim französischen Zulieferer Delfingen, der seinen Hauptsitz in Anteuil hat. Das Familienunternehmen übernahm im vergangenen Jahr den insolventen Wettbewerber Schlemmer, der in Aschheim bei München sowie im nordbayerischen Haßfurt Standorte hat. Der Kabelschutz-Spezialist war Ende 2019 in eine finanzielle Schieflage geraten.

So wie Schlemmer erging es im Jahr 2020 einigen Unternehmen. Eine Übernahme, zumeist durch Wettbewerber, ist der mit Abstand häufigste Ausgang einer Insolvenz, wie eine Auswertung der Restrukturierungsberatung Falkensteg zeigt. Bei den Zulieferern, die über zehn Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, gab es 57 Insolvenzanträge. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zu 2019 verdoppelt. Nach rund einem Jahr wurden 36 der Unternehmen verkauft und sechs Firmen sanierten sich über einen Insolvenzplan. Weitere sechs Insolvenzverfahren sind noch offen.