International Autoindustrie gerät von vielen Seiten unter Druck
Aktuell kann sich insbesondere die deutsche Automobilbranche an guten Absatzzahlen erfreuen. Doch am Horizont zeichnen sich dunkle Wolken ab – nicht nur die Konkurrenz, sondern vor allem neue gesellschaftliche Trends könnten den Autoherstellern zu schaffen machen.
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Noch ist für die internationalen Autohersteller die Welt in Ordnung: An den drei großen Märkten Europa, USA und China legten die Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2015 zu. Westeuropa stieg nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) um gut 8 %, die USA verbuchten einen Zuwachs von über 4 %, China erreichte ein Plus von rund 7 %. Sorgenkinder blieben unverändert Russland mit einem Minus von 36 % und Brasilien (– 20 %).
China bremst globalen Automarkt aus
Doch in China hat sich bereits in den vergangenen Monaten das Wachstum spürbar verlangsamt, wie der VDA berichtet. Erstmals habe der Neuwagenabsatz im Juni mit gut 1,4 Mio. Einheiten nicht das Vorjahresniveau erreicht (– 2 %). Bedingt durch das starke erste Quartal, habe der chinesische Pkw-Markt im ersten Halbjahr mit knapp 9,5 Mio. Einheiten ein Plus von rund 7 % verzeichnet.
Die jüngsten Kurseinbrüche an den chinesischen Aktienmärkten haben jedoch die Befürchtung aufkommen lassen, dass der dortige Automobilmarkt stärker in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. So musste beispielsweise Volkswagen seine Prognose kürzen und erwartet für 2015 eine Stagnation bei den Auslieferungen.
Automobilabsätze auf etablierten Märkten weit unter den Höchstständen
Doch die Wachstumszahlen täuschen. Denn gerade auf den etablierten Märkten haben die Automobilabsätze ihren Zenit überschritten. So hat der japanische Markt zwar 2014 einen Zuwachs von 3 % auf knapp 4,7 Mio. Fahrzeuge geschafft – der Höchststand liegt jedoch schon zehn Jahre zurück, denn im Jahr 2005 konnten die Autobauer in Nippon 5,7 Mio. Fahrzeuge verkaufen. In den USA blieb der Light-Vehicles-Absatz im vergangenen Jahr mit fast 16,5 Mio. Einheiten unter dem Jahr 2000, als es 17,8 Mio. Neuzulassungen gab.
Und auch wenn sich der westeuropäische Automobilmarkt 2014 auf etwas mehr als 13 Mio. Neuzulassungen erholte, die vor der Finanzkrise normalen Absätze von etwa 15 Mio. Fahrzeugen pro Jahr sind nicht in Sicht. In Deutschland lag der Höhepunkt der Automobilabsätze mit knapp 3,5 Mio. Neuzulassungen im Jahr 2006, wenn man vom Ausreißer im Jahr 2009 absieht – dank der Abwrackprämie kletterten die Neuzulassungen damals um 23,2 % nach oben, nur um ein Jahr später wieder um 23,4 % zu sinken. Mittlerweile pendelt ihre Zahl nur noch um 3 Mio. pro Jahr.
Ein Grund mag sicherlich in der steigenden Fahrzeugdichte liegen. In Deutschland kamen im Jahr 2013 laut dem internationalen Herstellerverband OICA (Organisation Internationale des Constructeurs d'Automobiles) 568 Kfz auf 1000 Einwohner, die Bundesrepublik lag damit etwa im europäischen Mittelfeld.
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