Equal Pay Day Bis 18. März arbeiten Frauen umsonst
Noch immer werden Frauen für gleiche Arbeit geringer bezahlt als Männer. Die Lohnlücke liegt in Deutschland bei 21 %. Der Equal Pay Day macht auf diesen Missstand aufmerksam. Die Gründe sind aber vielfältiger.
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Ungerechte Bezahlung ist schlecht fürs Herz. Das ist das Ergebnis einer interdisziplinären Studie des Institute on Behavior & Inequality, kurz: briq. Gemeinsam mit Medizinsoziologen wurde dafür ein Verhaltensexperiment durchgeführt. Das Ergebnis: Als unfair empfundene Löhne wirken sich unmittelbar auf die Herzaktivität aus und führen langfristig zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes.
In der Studie, einem Laborexperiment mit 80 Studenten, die in zweiköpfige Teams aus „Chef“ und „Arbeiter“ aufgeteilt wurden, mussten die Arbeiter innerhalb von 25 Minuten Rechenaufgaben lösen, während der Chef sich entspannen durfte. Je besser der Arbeiter rechnete, umso höher der Gewinn. Diesen aber durfte der Chef aufteilen. Resultat: Die Arbeiter bekamen einen geringeren Gewinnanteil, was als unfair betrachtet wurde. Durch die erlebte Ungerechtigkeit geriet der Arbeiter in Stress, also unter eine höhere mentale Belastung, die wiederum das Risiko koronarer Herzerkrankungen erhöht.
Weniger Lohn für gleiche Arbeit
Betrachtet man nun die Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, müssten im Umkehrschluss mehr Frauen Herzprobleme haben als Männer, denn sie werden nachweisbar schlechter für gleiche Arbeit bezahlt. Zugegeben, dieser Vergleich ist populistisch angehaucht und stellt Verknüpfungen her, die so nicht nachzweisen sind – zumal der Studie eine andere Situation zugrunde liegt.
Fakt ist aber, dass Frauen im Durchschnitt nach wie vor für gleiche Arbeit weniger Lohn erhalten als ihre männlichen Kollegen.
Aktionstag gegen Lohndiskriminierung
Die Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen, dass die Lohnlücke in Deutschland gemessen am Durchschnitts-Bruttostundenlohn im Jahr 2015 immer noch 21 % betrug. Das bedeutet, dass Frauen umgerechnet 77 Tage, sprich: 21 % von 365 Tagen, also bis zum 18. März 2017 umsonst arbeiten, während im Vergleich Männer schon seit dem Neujahrstag für ihre Arbeit bezahlt werden.
Seit 2008 macht der Aktionstag „Equal Pay Day“ auch in Deutschland auf die Lohnkluft zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Dass dieser Tag auch hierzulande stattfindet, ist auf die Initiative der Business and Professional Women Germany, kurz: BPW, zurückzuführen. Gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Deutschen Frauenrat (DF) und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) mobilisieren sie bundesweit Zehntausende Menschen, die sich in Hunderten Veranstaltungen für eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern bei gleicher Arbeit einsetzen.
Erklärtes Ziel des Equal Pay Days ist es, die Debatte über die Gründe dieser Entgeltunterschiede in die Öffentlichkeit zu tragen, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und Entscheider zu mobilisieren. Denn nur diese können letztendlich diese Lücke schließen.
BPW Germany nennt auf seiner Internetseite im wesentlichen drei Gründe für die Lohnlücke. Hier die Kurzfassung:
- Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und höheren Karrierestufen, was unmittelbare Auswirkungen auf die statistisch messbare Lohnlücke hat.
- Aufgrund der Familienplanung unterbrechen oder reduzieren Frauen ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger, was zu nachwirkenden Einbußen bei der Lohn- und Einkommensentwicklung im Lebenslauf führt.
- Asymmetrien und Interessenkonstellationen bei Lohnverhandlungen schaffen ungünstige Voraussetzungen bei der Durchsetzung gleicher Löhne für gleichwertige Arbeit. Als Beispiel ist hier die traditionell schlechtere Bewertung von Tätigkeiten zu nennen, die als sogenannte Frauenberufe gelten.
Immerhin ein Schritt in die richtige Richtung wurde gemacht: Die Koalition einigte sich im Oktober 2016 auf ein „Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern“, welches vorsieht, dass Arbeitnehmer in Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten von ihren Vorgesetzten künftig Auskunft darüber verlangen können, wie viel Geld ihre Kollegen in vergleichbaren Positionen verdienen.
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