Exportmärkte Brasiliens Maschinenbau erhofft Ende der Talfahrt
Die jüngsten Zahlen des brasilianischen Maschinen- und Anlagenbauverbands Abimaq sehen nicht gut aus: Im Oktober 2016 fiel der Nettoumsatz der Branche um 22 % gegenüber dem Vorjahr. Noch düsterer sieht die Lage seit 2012 aus. Doch die Maschinenbauer erwarten ein Ende des Abschwungs für 2017.
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Für den Oktober meldete Abimaq einen Umsatz von Maschinen und Ausrüstungen in Höhe von knapp 5,1 Mrd. Brasilianischen Real (circa 1,38 Mrd. Euro). Die Hoffnungen der Wirtschaft nach dem Regierungswechsel im August auf einen schnellen Trendwechsel erfüllten sich damit nicht – im Vergleich zum Vormonat ergab sich ein Umsatzminus von 14,8 %. Für die ersten zehn Monate 2016 betrug das Minus 26 % auf 55,85 Mrd. Real (circa 15,17 Mrd. Euro). Für das Gesamtjahr 2016 erwartet der Verband Abimaq ein Minus von 25 % und spricht bereits jetzt von einem der schlechtesten Ergebnisse, die der brasilianische Maschinen- und Anlagenbau jemals erwirtschaftet habe.
Maschinenbauer in Brasilien haben seit 2012 stark gelitten
Betrachtet man die Entwicklung seit dem Jahr 2012, wird die Talfahrt des brasilianischen Maschinenbaus noch deutlicher: In den vergangenen fast fünf Jahren ist das Geschäft der Branche um die Hälfte geschrumpft. Abimaq-Präsident João Carlos Marchesan geht davon aus, dass seitdem 80.000 Arbeitsplätze in der Branche weggefallen sind, dazu noch einmal 160.000 bei Zulieferern.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Sinkende Rohstoffpreise in den vergangenen Jahren haben einerseits das Geschäft der Maschinenbauer mit der Bergbaubranche getroffen, andererseits die brasilianische Konjunktur insgesamt belastet. Die schwächeren Wachstumsraten in China ihrerseits haben nicht nur die Rohstoffpreise unter Druck gesetzt, sondern auch die brasilianischen Maschinenexporte. Und zu alledem kam schließlich noch der Korruptionsskandal „Operation Autowäsche“ (siehe Kastentext im Artikel Brasilien kämpft sich aus der Rezession), der beim staatlichen Ölkonzern Petrobras zu einer Kürzung der Investitionen führte. Mit rund 140 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz ist er das größte Unternehmen in Brasilien.
Maschinenbauverband Abimaq sieht Stagnation statt Abschwung
Angesichts der jüngsten Enttäuschungen scheint auch eine Rückkehr zu alten Zeiten in weiter Ferne. „Mit den Ergebnissen vom Oktober, die einen zweiten Abschwung in der Krise zeigen, endet die Hoffnung auf eine Genesung in diesem Jahr. Außerdem dürfte 2017 schlechter starten als bisher angenommen“, sagt Mario Bernardini, Direktor für Wettbewerbsfähigkeit bei Abimaq. Er erwartet für das kommende Jahr immerhin kein Minus mehr, sondern einen in etwa unveränderten Umsatz für den Maschinen- und Anlagenbau.
Das liegt auch daran, dass sich die eine oder andere Kundenbranche des Maschinenbaus in Brasilien wieder erholt, beispielsweise die Chemie- oder die Nahrungsmittelindustrie. Und auch im Energiesektor steht in den kommenden Jahren eine ganze Reihe von Vorhaben an. Außerdem ist die Industrieproduktion im bisherigen Jahresverlauf in etwa konstant geblieben. Beobachter erwarten deshalb, dass bald ein neuer Investitionszyklus der Unternehmen startet. So sollen die Bruttoanlageinvestitionen 2017 um 4,5 % zulegen.
Brasiliens Maschinenbauer stellen deutliche Forderungen an die Politik
Doch Unternehmer wären nicht Unternehmer, wenn sie die Situation einfach so hinnehmen würden. Nach den Worten von Marchesan „fehlt es nicht an der Bereitschaft, mit Klauen und Zähnen zu kämpfen“. So schreckt der Verband beispielsweise nicht davor zurück, auch direkt von der Zentralbank Zinssenkungen zu fordern, um Investitionen zu erleichtern und die Belastungen durch die hohe Verschuldung von Unternehmen, privaten Haushalten und Staat zu senken. „Eine rasche Senkung des Basiszinssatzes Selic ist für die Wiederaufnahme des Wachstums von wesentlicher Bedeutung“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes, der mindestens 0,5 Prozentpunkte weniger sehen will. Darüber hinaus erwartet Abimaq von der Wirtschaftspolitik der neuen Regierung, nicht alleine den Haushalt und das Steueraufkommen anzupassen, sondern auch die Konjunktur wieder in Gang zu bringen.
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