Software CAM-System sorgt nicht nur für ein größeres Zerspanvolumen beim Schruppen
Von dem CAM-System Edgecam hatte man bei der Krüger und Söhne Zerspanungstechnik schon gehört, vom wellenförmigen Schruppen dagegen nicht. Schnell weichte die Skepsis der Überzeugung – nicht nur wegen des stark gestiegenen Zerspanvolumens beim Schruppen.
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Zerspant werden bei der Krüger und Söhne Zerspanungstechnik in Neuendeich, nahe Pinneberg, überwiegend Einzelteile, Kleinstserien sowie Großserien auf Dreh-Fräszentren. Ein Werkstückspektrum, mit dem man bislang, nach Auskunft der beiden Geschäftsführer Kevin und Nico Krüger, erfolgreich am Markt agierte und das man bis auf wenige Ausnahmen effizient fertigte. Mit der Investition in das CAM-System Edgecam hat sich diese Meinung aber grundlegend geändert. Obwohl man Edgecam kannte, sich aber noch nie damit beschäftigte, konnten erste Fräsdemonstrationen die beiden relativ schnell beeindrucken. „Das wellenförmige Schruppen war uns in der Tat bis dahin unbekannt. Deshalb waren wir zunächst skeptisch. Die vorgeführten Videos konnten uns allerdings relativ schnell überzeugen, denn die Strategien an sich machten für uns Sinn und an den möglichen Zeiteinsparungen durch das hohe Zerspanvolumen kommt man einfach nicht vorbei, wenn man wettbewerbsfähig bleiben will“, sagt Kevin Krüger.
Messbar verlängerte Werkzeugstandzeiten
Konkret konnten die Zerspanungsspezialisten in Neuendeich die Schnittdaten beispielsweise in Aluminium, um das Dreifache, in Edel- und Werkzeugstahl oder auch Guss deutlich erhöhen. Diese Produktivitätssteigerung ist auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen. Zunächst lässt sich mit einer kompletten Tiefenzustellung fräsen. Das heißt, es wird die gesamte Schneidenlänge der Fräswerkzeuge genutzt. Das ermöglicht zum einen höhere Vorschübe. Zum anderen konnten so bei Krüger die Werkzeugstandzeiten messbar verlängert werden, weil die Fräswerkzeuge wesentlich ruhiger und gleichmäßiger laufen. Außerdem ist bei Edgecam die Bahn nicht konturparallel sondern wellenförmig. Das heißt, der Umschlingungswinkel des Werkzeugs wird konstant gehalten. In der Bearbeitung bedeutet das, dass steigende Umschlingungswinkel oder sogar Vollschnitte in Innenecken vermieden werden.
Weiterhin kann bei Außenecken die radiale Zustellung erhöht und damit mehr Material entfernt werden. Dadurch ist eine gleichbleibende Werkzeugbelastung gewährleistet, die Spindelbelastung zusätzlich reduziert. Das ist für Niko Scholl, Vertrieb CAD/CAM bei der Vero Software GmbH ein Vorteil, der auch auf das Drehen übertragbar ist: „Besonders interessant ist, dass wir solch eine wellenförmige Einstichschrupp-Strategie auch für das Drehen anbieten, die übrigens auf den gleichen Algorithmen basiert. Beim Unternehmen Krüger Zerspanungstechnik beschäftigt man sich bereits mit einer möglichen Investition.“
Zentrale Programmierung schafft zusätzliche Kapazitäten
Seit Februar 2016 tastet man sich bei der Krüger Zerspanungstechnik nun an die neuen Schnittwerte heran und ist immer wieder überrascht über weitere mögliche Schnittwerterhöhungen. Geschäftsführer Nico Krüger sieht allerdings sechs Monate nach Einführung von Edgecam die Vorteile mehr in der Gesamtheit: „Es ist ja nicht nur das Zerspanvolumen beim Schruppen, das bei uns neu definiert wurde sondern man muss dabei auch die Programmierung sehen. Informationen zu Werkzeugen, Aufspannungen kommen direkt aus Edgecam, es lassen sich Bilder einbinden und das Ganze als PDF oder weitere Formate ausdrucken oder auch an vernetzten Rechnern einsehen. So hat man sofort alle fertigungsbegleitenden Unterlagen. Außerdem haben wir früher an der Maschine programmiert. Das wird heute zentral von mir gemacht und schafft sowohl bei den Mitarbeitern wie den Maschinen zusätzliche Kapazitäten.“
Da Edgecam ein strategiebasierendes Programmiersystem ist, lassen sich nicht nur die Programmierzeiten deutlich reduzieren sondern die vorgegebenen Strategien vom Kunden beeinflussen beziehungsweise mit eigenem Fertigungs-Know-how ergänzen. Diese individuelle Auslegung gilt für Spannmittel wie auch für die Werkzeugdatenbank, obwohl die bereits alle Standardwerkzeuge wie Eck- und Kugelfräser oder auch Bohrer und Gewindewerkzeuge beinhaltet. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Sonderwerkzeuge, Formfräser, et cetera mit eigenen Schnittdaten selbst einzupflegen. Für die konkrete Bearbeitung eines Bauteils heißt das: ist der Werkstoff zugeordnet, werden die Werkzeuge automatisch vorgefiltert und angezeigt, welche diesen Werkstoff schneiden können. Für diese Werkzeuge sind die Schnittdaten hinterlegt und werden von Edgecam automatisch in die Programmierung übernommen.
Mit diesen automatisierten Arbeitsschritte verspricht Edgecam eine höhere Qualität. Die sehen Kevin und Nico Krüger aber mehr im Bereich der Qualitätssicherung, denn demnach ist durch die Prozessautomatisierung beziehungsweise -standardisierung gewährleistet, dass keine Arbeitsschritte mehr vergessen oder falsch programmiert werden. Viel wichtiger erscheint ihnen dagegen die Tatsache, dass man Edgecam auch sehr effizient für Angebotsabgaben nutzten kann: „Wir bekommen häufig Zeichnungen mit nur drei Ansichten, in welchen Details nicht erkennbar sind. Diese Dateien lesen wir in Edgecam ein, sehen es im Volumenmodell, erzeugen strategiebasiert sehr schnell die Bearbeitung und sind so in der Lage, gut kalkulierte, wettbewerbsfähige Preise anzubieten.“
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