Kaspersky-Studie Cyberattacken auf Industrierechner häufen sich

Redakteur: Robert Horn

Zwei von fünf im industriellen Umfeld eingesetzte Computer waren im zweiten Halbjahr 2016 Cyberattacken ausgesetzt. Das geht aus einem aktuellen Kaspersky-Bericht hervor. Auch stieg der Anteil attackierter Industrierechner von 17 % im Juli 2016 auf 24 % im Dezember 2016 an.

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Der Anteil angegriffener Industrierechner stieg im Dezember 2016 auf über 24 %.
Der Anteil angegriffener Industrierechner stieg im Dezember 2016 auf über 24 %.
(Bild: Kaspersky Lab)

„Unsere Analyse zeigt, dass Cybersicherheitsansätze, bei denen technologische Netzwerke vom Internet isoliert werden, heutzutage nicht mehr funktionieren“, sagt Evgeny Goncharov, Head of Critical Infrastructure Defense Department bei Kaspersky Lab. „Der Anstieg von Cyberbedrohungen für kritische Infrastruktursysteme erfordert entsprechende Malware-Schutzmaßnahmen für industrielle Kontrollsysteme – und zwar innerhalb und außerhalb der Netzwerkperimeter. Darüber hinaus sollten sich Unternehmen im industriellen Umfeld bewusst machen, dass eine Attacke fast immer vom schwächsten Security-Glied ausgeht – dem Menschen.“

Die größten Cybergefahren für industrielle Systeme

Die vom Kaspersky CERT (Computer Emergency Response Team) durchgeführte Studie über Cyberbedrohungen für industrielle Kontrollsysteme (ICS, Industrial Control Systems) zeigt, dass die Cybergefahren für Industrierechner steigen. So wurde in der zweiten Jahreshälfte 2016 bei 22 % der im industriellen Umfeld eingesetzten Computer der Download von Schädlingen und der Zugang zu Phishing-Seiten blockiert. Somit war fast jede fünfte Maschine einer Infektion oder einer Kompromittierung von Zugangsdaten über das Internet ausgesetzt.

Desktop-Computer von Ingenieuren und Maschinenarbeitern, die industrielle Kontrollsysteme (ICS) verwenden, haben und benötigen auch normalerweise keinen direkten Zugang zum Internet. Daneben gibt es allerdings Nutzer, die gleichzeitig Zugang zum Internet und zum ICS-System haben. Solche Computer werden laut der Kaspersky-Studie von System- und Netzwerkadministratoren, Entwicklern, Integratoren industrieller Automationssysteme und Drittanbietern genutzt, die direkt oder remote Zugang zu Netzwerken haben; und sich mit dem Internet verbinden können, weil sie nicht an ein isoliertes Industrienetzwerk mit strikten Einschränkungen gebunden sind.

Gefahrenquelle USB-Stick

Das Internet ist jedoch nicht die einzige Bedrohungsquelle, auch Wechseldatenträger stellen ein großes Problem dar. So wurden im Untersuchungszeitraum auf 10,9 % der Computer, auf denen ICS-Software installiert war (oder mit Computern, die diese installiert haben, verbunden waren), nach einer Wechseldatenträger-Verbindung Malware-Spuren gefunden.

Darüber hinaus wurden bei 8,1 % der von Kaspersky Lab analysierten Industriecomputer gefährliche E-Mail-Anhänge und in E-Mails eingebettete Skripte blockiert. Die Malware wird meistens in Office-Dokumenten (MS Office oder PDF) versteckt. Über Social-Engineering-Techniken bringen die Angreifer die Mitarbeiter dazu, die kompromittierten Dateien herunterzuladen und die Malware auf industriellen Computern auszuführen.

Unter der für Attacken auf Industrieunternehmen eingesetzter Malware finden sich Spyware, Backdoors, Keylogger, Finanz-Malware, Ransomware und Wiper-Programme. Die Schädlinge sind in der Lage, die Kontrolle eines Unternehmens auf sein ICS-System zu beeinflussen. Außerdem können zielgerichtete Angriffe durchgeführt oder die Fernkontrolle erlangt werden.

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