ZVEI Bayern Das Land braucht mehr Konjunkturraketen

Autor / Redakteur: Martin Sonneck / Jürgen Schreier

Für das Jahr 2009 rechnet die bayerische Elektroindustrie mit Einbußen bei Auftragsentwicklung, Produktion und Umsatz. Das geht aus der aktuellen Verbandsumfrage des ZVEI hervor. Zugleich macht sich der Verband für Investitionszulagen und Sonderabschreibungen stark.

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Professor Dr. Dr. h.c. Anton Kathrein, Vorsitzender der ZVEI-Landesstelle Bayern und ZVEI-Vizepräsident machte auf der Jahrespressekonferenz der Landesstelle in München zur aktuellen Lage der Elektrotechnik und Elektronikindustrie deutlich, dass man sich auch in den Krisenzeiten den zentralen Zukunftsthemen der Branche annehmen werde, „denn wir wollen und können unternehmerisch tätig sein“.

An die Adresse der Politik gerichtet mahnte er: „Wir sind dagegen, dass der Staat mit operativer Steuerung von Einzelvorgängen in die Marktprozesse eingreift. Wir brauchen also weniger marktverzerrende Rettungsschirme, sondern mehr Konjunkturraketen, wie Investitionszulagen und Sonderabschreibungen, die einen Schub nach oben bringen und ein wirtschaftliches Feuerwerk entfachen!“

„Wir wissen nicht, wo wir Ende des Jahres 2009 stehen werden“, brachte es Kathrein auf den Punkt, als er die Ergebnisse einer aktuellen Verbandsumfrage zur wirtschaftlichen Lage bei den bayerischen ZVEI-Mitgliedsfirmen vorstellte, deren Ergebnisse im völligen Gegensatz zu der Umfrage von vor einem Jahr stehen. In 2008 haben 90% der Mitgliedsfirmen die Entwicklung gegenüber dem Jahr 2007 als besser oder gleich beurteilt. Aktuell beurteilen weit über 90% sowohl die Ertragsentwicklung, die Auftragsentwicklung, Produktion und den Umsatz als schlechter, beziehungsweise fallend.

Der Unsicherheit entgegenwirken

Als positiv sei festzustellen, dass Unternehmen alles tun, um Personalabbau zu vermeiden. Dabei würden Kurzarbeit, Abbau von Überstunden, Arbeitszeitkonten, Einstellungsstopp oder Abbau von Leiharbeit genutzt. Demnach wollen 70% der bayerischen Mitgliedsfirmen die Zahl ihrer Mitarbeiter im Vergleich zu 2008 gleich hoch halten. Allerdings, so seine Einschränkung, dürfe man nicht verkennen, dass dies eine Momentaufnahme sei.

Die Labilität dieser Prognose werde darin deutlich, dass ein Viertel der Firmen die Zahl der Mitarbeiter reduzieren wolle – im Vorjahr erwarteten dies nur 8%. Unsicherheit und fehlendes Vertrauen würden die jetzige Situation gut umschreiben. Dem gelte es entgegenzuwirken. Er warnte davor staatssüchtig zu werden und die Kraft des Marktes zu verkennen, den letztendlich sei es nach wie vor der Markt, der Wohlstand schaffe, in dem er es dem Menschen ermöglicht, etwas zu leisten. Der Staat setzt dabei die politischen Rahmenbedingungen. Die Unternehmen müssten an den Hebeln Wachstum, Kosten, Finanzierung sowie Transparenz und Kontrolle ansetzen, um schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und ihr Unternehmen auf den nächsten Aufschwung vorzubereiten.

2009 wird ein Jahr der Bewährung

Kathrein prognostizierte, dass das Jahr 2009 ein Jahr der Konsolidierung und Restrukturierung, ein Jahr der Bewährung werde, damit 2010 eine Trendwende möglich sei. Allerdings könne man erst 2011 an die Erfolge aus dem Jahr 2007 anknüpfen, wagte er zu behaupten. Bei seiner Prognose wolle er realistisch sein und lieber auf einen soliden Aufschwung hoffen. Es helfe nicht, auf mögliche Strohfeuereffekte in diesem Jahr zu setzen, notwendig sei eine grundsätzliche Strukturbereinigung, insbesondere im Finanz- und Industriebereich, aber auch im gesamten staatlichen Bereich. Diese Bereitschaft sei notwendig, um Schlimmeres zu verhindern.

Energie-Effizienz-Technolgien geben Impulse

Kathrein verdeutlichte selbstbewusst, dass der ZVEI und seine Mitgliedsfirmen weiterhin die Weichen für Wachstum, Innovation und die künftige globale Wettbewerbsfähigkeit stellen. So zählen Ressourcenschonung und der Klimaschutz zu den Zukunftsthemen; ebenso gelten die Klimaziele der Bundesrepublik trotz Krise nach wie vor. Deshalb habe der ZVEI nach der Entscheidung im Bundesrat für das Konjunkturpaket II, die Staatsminister Martin Zeil, Georg Fahrenschon, Dr. Markus Söder, Joachim Herrmann und Dr. Wolfgang Heubisch sowie die kommunalen Spitzenverbände schriftlich aufgefordert, dass nun eine zügige Umsetzung öffentlicher Investitionen in Energie-Effizienz notwendig sei.

Der ZVEI-Vizepräsident hob hervor, dass es nun in der Verantwortung der Länder sei, dafür Sorge zu tragen, dass bei der Umsetzung des Konjunkturprogramms tatsächlich sofort und mutig in Technik investiert werde. Mit Investitionen in Energie-Effizienz-Technolgien bekomme die Wirtschaft einen starken Impuls in Form notwendiger Aufträge und die öffentlichen Haushalte würden zugleich spürbar entlastet.

Demnach könnten sich beispielsweise durch den Austausch der zum Teil 40 Jahre alten Beleuchtungssysteme von Straßen, Büro- und Schulgebäuden durch hocheffiziente Beleuchtungstechnologien die jährlichen Kosten der Kommunen in Deutschland um rund 900 Mio. Euro reduzieren lassen. Darüber hinaus würde ein Beitrag zu einem wirksamen Schutz des Klimas geleistet, schließlich würden CO2-Emissionen vermieden; nach ZVEI-Angaben umgerechnet 1,6 Mio. t.

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