Lagertechnik Das logistische Herz des Ersatzteilgeschäfts

Autor / Redakteur: Thomas Wöhrle / Dipl.-Betriebswirt (FH) Bernd Maienschein

Aus seinem European Spare Parts Center im tschechischen Mladá Boleslav beliefert Škoda Vertragspartner in aktuell 106 Ländern – täglich werden dort über 26.000 Bestellungen abgewickelt, das Sortiment umfasst 185.000 Artikel. Witron hat das bestehende AKL erweitert und auch das Staplerleitsystem auf den neuesten Stand gebracht.

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Die Skoda-Mitarbeiter können bis zu zehn Kundenaufträge gleichzeitig kommissionieren.
Die Skoda-Mitarbeiter können bis zu zehn Kundenaufträge gleichzeitig kommissionieren.
(Bild: Witron)

Für einen erfolgreichen Automobilhersteller spielt heute nicht mehr ausschließlich der Verkauf von Neuwagen eine Rolle. Immer wichtiger ist mittlerweile das Ersatzteil- beziehungsweise After-Sales-Geschäft geworden. Denn eine hohe Professionalität bei Kundenbetreuung, Qualität, Reparatur oder Service sorgt in Zeiten immer intensiveren Wettbewerbs nicht nur für eine hohe Kundenbindung. Die daraus generierten Umsätze sind im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter gestiegen. Škoda etwa erwirtschaftet heute mit dem Verkauf von Originalteilen und Originalzubehör (OT/OZ) mehr als 600 Mio. Euro Umsatz pro Jahr. „Die größte Herausforderung für die Logistik im Bereich der Lieferungen von OT/OZ im Verkauf sind deren Qualität, die Liefergeschwindigkeit, die Termintreue und die Sortimentskomplexität (Verfügbarkeit) – und natürlich auch der Preis“, sagt Petr Jira, Betriebssysteme und Resources After Sales Škoda.

Ziel: stabil hoher Servicegrad

„Der wichtigste Parameter für die Messung der Logistikleistung ist der sogenannte Servicegrad (SG), mit dem wir die Erfolgsquote aller After-Sales-Lieferungen im Rahmen der ersten Zustellung messen.“ Das Ziel für die Logistik bestehe vor allem darin, stabil einen Wert von 98 % bei der ersten Lieferung nach Bestellung zu erreichen und somit die Konzernziele zu erfüllen, die für Schnell- und Lageraufträge festgelegt sind. Um dies dauerhaft sicherstellen zu können, ist ein hochleistungsfähiges und -flexibles Logistiksystem absolute Grundvoraussetzung. „Im Servicegrad enthalten ist natürlich auch die Kommissionierqualität“, so Jira. Hier liegt das Konzernziel bei maximal drei Reklamationen pro 1000 gelieferten Teilen. „Aufgrund unserer modernen Logistiksysteme liegen wir unter diesem Wert.“

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Hochflexibel, schnell, verfügbar

„Leistung ist gleich Produktivität“, bringt es Jira auf den Punkt. Denn gerade die optimale Nutzung der maximal möglichen Lagerkapazitäten bei gleichzeitiger Senkung der Betriebskosten sowie andererseits die Beibehaltung beziehungsweise Steigerung des Servicegrades ist für Škoda von zentraler Bedeutung. Die hohe Flexibilität in der Logistik ist deshalb so wichtig, weil im Ersatzteilzentrum in Mladá Boleslav im Dreischichtbetrieb zwei ganz unterschiedliche logistische Grundprozesse ablaufen: Zum einen werden im Sinne eines Einzelhandelsgeschäfts von hier aus sämtliche Ersatzteile der Konzernmarken VW, Audi und Seat an alle 460 Servicepartner beziehungsweise Vertragswerkstätten in Tschechien, der Slowakei und dem Baltikum verschickt. Dabei gilt: Bestellung bis 18 Uhr, Lieferung im Verlauf des darauffolgenden Vormittags. Zum anderen beliefert man aus Mladá Boleslav Škoda-Großhändler in 106 Ländern weltweit mit dem gesamten Škoda-Ersatzteilsortiment. In Zahlen bedeutet dies, dass der Einzelhandel durchschnittlich 65 % aller kommissionierten Teile erhält, der Großhandel hingegen rund 65 % des kommissionierten Volumens.

Diese vollkommen unterschiedlichen Prozessabläufe müssen in der Struktur des European Spare Parts Center durch ein effizientes logistisches Gesamtkonzept wirtschaftlich abgebildet werden. „Denn einer der Hauptvorteile unserer OT/OZ-Lieferungen gegenüber der Konkurrenz ist, dass wir das komplette Sortiment in unseren Lagern vorrätig haben und es unseren Kunden weltweit schnell zur Verfügung stellen können. Das hebt uns von den freien Werkstätten und Autoteileanbietern ab, die häufig nur Schnelldreher anbieten.“ Insgesamt werden von Mladá Boleslav aus mehr als 550 Händler, Servicepartner und Importeure beliefert. Mit ausschließlich manuellen Lagerbereichen ist eine solch hohe logistische Komplexität nicht abzubilden. Aus diesem Grund arbeitet Škoda seit 1998 im Bereich der Lagerautomatisierung mit dem Planungs- und Realisierungsspezialisten Witron zusammen. „Škoda erwartet von seinen strategischen Partnern innovative Ideen und Witron liefert uns diese innovativen Ideen“, hebt Petr Jira hervor.

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