Das sind die dreistesten Produktfälschungen 2022

Plagiarius Das sind die dreistesten Produktfälschungen 2022

25.04.2022Von Melanie Krauß

Kaum zu glauben, wie frech Produktpiraten die Ware anderer Hersteller kopieren. Auch in diesem Jahr hat die Aktion Plagiarius wieder die dreistesten Fälschungen prämiert. Hier die Gewinner.

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Renishaw GmbH

Schneider Electric GmbH

Ideenlosen Mitbewerber, professionell organisierte Fälscherbanden oder sogar organisierte Kriminalität – Produkt- und Markenpiraterie ist ein lukratives Geschäft, das massive Schäden bei den Originalherstellern und deren Käufern verursacht. Aus diesem Grund macht die Aktion Plagiarius jährlich auf das Problem aufmerksam und zeichnet die dreistesten Fälschungen mit dem gleichnamigen Negativpreis aus.

Der Preis selbst sagt dabei nichts darüber aus, ob das nachgemachte Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Bevor die Jury entscheidet, wer die Preisträger sind, erhalten die Nominierten zudem noch einmal die Chance, Stellung zu nehmen. „Der Jury geht es nicht darum, legale Wettbewerbsprodukte zu brandmarken“, stellt der Verein klar. „Sondern darum, einen kritischen Blick auf plumpe Eins-zu-eins-Nachahmungen zu richten, die dem Originalprodukt bewusst zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen.“

Die Trophäe des Plariarius ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase. Diese soll die immensen Profite symbolisieren, die ideenlose Nachahmer auf Kosten von innovativen Unternehmen erwirtschaften. Verliehen wird der Preis traditionsgemäß rund um den „Welttag des geistigen Eigentums“ am 26. April. Ausgestrahlt wurde die virtuelle Preisverleihung und Pressekonferenz daher in diesem Jahr am 25. April aus dem Patent- und Markenzentrum Baden-Württemberg in Stuttgart.

Das sind die Preisträger 2022:

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Der 1. Platz beim Plagiarius-Wettbewerb ging in diesem Jahr an das Besteckset Klikk vom Originalhersteller Koziol (siehe oben). Are Media Pty Ltd., die sich selbst als Australiens ‚leading premium‘ Verlagshaus für Frauenmagazine bezeichnen, setzte laut Aktion Plagiarius ein sehr minderwertiges Plagiat des Bestecks im Rahmen einer Loyaltykampagne ein. Das Plagiat sei aus ungeeignetem Kunststoff produziert, der sich nach kürzester Zeit verforme und damit das Besteck nach wenigen Einsätzen völlig unbrauchbar mache. Darüber könne auch der niedrige Preis - ca. ein Drittel des Originalpreises - nicht hinwegtrösten. Hergestellt wurde das Plagiat in China.

Platz zwei geht an das Druckmessgerät der Wika Alexander Wiegand SE & Co. KG aus Klingenberg. Minderwertige Markenfälschungen wurden hier durch die Abdullah Corporation (Bangladesch) vertrieben. Die Fälschungen aus Südostasien sind laut Aktion Plagiarius weder zuverlässig präzise, noch robust gegen Erschütterungen. Der Fälscher missbraucht nicht nur die weltweit geschützte Marke „Wika“. Mit „Made in Germany“ täuscht er die Käufer auch über die wahre Herkunft des Produkts. CT-Untersuchungen von Klostermann 3D Messtechnik offenbaren dem Verein zufolge bei der Fälschung unter anderem eine zu kleine Messfeder und fehlende Feinjustierungsmöglichkeiten, sodass die deklarierte Messgenauigkeit - Klasse 1,0 nach EN837-1 - nicht erreicht werden kann. Das Gefahrenpotential bei falsch reguliertem Druck sei hoch, die Folgekosten ebenso.

Der dritte Platz beim Plagiariuswettbewerb geht an das zweireihige „INA“-Axial-Schrägkugellager von Schaeffler. Die Giant Bearing Co., Ltd. aus China, fälscht dabei alles: Produkte, Verpackungen, Markennamen, Händlerzertifikate, Data Matrix Codes und Bankbestätigungen. Die Produktqualität bleibt allerdings weit hinter dem Original zurück. So zeigte das 3D-Scanning von Klostermann 3D Messtechnik erhebliche Abweichungen in der Maßhaltigkeit und Fertigungsqualität, mit unvorhersehbaren Folgen je nach Einbausituation. Der Schaden liegt nicht nur bei Schaeffler, sondern auch bei Händlern, die für die minderwertige Qualität haften und bei Kunden, die die Konsequenzen für Mensch und Maschine tragen müssen.

Der Schaltschrankschlüssel Knipex Twin Key der Knipex-Werk C. Gustav Putsch KG erhält diese Jahr die Sonderauszeichnung „Hyänen-Preis“. Insgesamt 9.500 rechtswidrige Angebote des Twin Key muste Knipex in den letzten drei Jahren von Onlineplattformen löschen lassen.

Beim Orginal werden mittels eines Magneten zwei multifunktionalen Schlüssen mit insgesamt zehn Profilen kompakt und in sternförmiger Anordnung zusammengefasst. Für den Einsatz sind sie jedoch einfach zu trennen. Verschieden Gerichtsentscheidungen haben bereits die wettbewerbliche Eigenart des Originals bestätigt. Die extrem niedrigen Preise der Plagiate spiegeln sich laut Aktion Plagiarius in billigen Materialien und schlechter Verarbeitung wider, der Magnet funktioniert oft nicht oder löst sich aus der Befestigung.

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Das sagen betroffene Unternehmen

Sowohl Schaeffler als auch Wika sind nicht zum ersten Mal unter den Preisträgern. Ihre Produkte wurden auch in den Vorjahren bereits mehrfach kopiert. In unserem Expertentalk zum Thema Produktpiraterie hatten wir daher im letzten Jahr Vertreter aus beiden Unternehmen zu Gast.