Normalien Der Anspruch an die eigene Fertigungstiefe

Von M.A. Frauke Finus Lesedauer: 4 min |

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Ein schöner Balkon versüßt einem die Freizeit. Eine nachhaltige und umweltbewusste Methode den Boden von Balkonen und Terrassen zu belegen, sind Dielen aus einem einzigartigen Werkstoff namens German Compact Composite. Für die Befestigung hat Hersteller Novo-Tech besondere Metallklammern entwickelt und setzt bei deren Produktion auf Normalien von Meusburger.

Ein Blick ins Werkzeug bein Novo-Tech zeigt die verbauten Normteile von Meusburger.
Ein Blick ins Werkzeug bein Novo-Tech zeigt die verbauten Normteile von Meusburger.
(Bild: Novo-Tech)

Eigentlich kennt man sich bei Novo-Tech in Aschersleben vorwiegend mit Kunststoffverarbeitung aus. Das Hauptprodukt ist ein umweltfreundlicher GCC-Holzwerkstoff (German Compact Composite) mit einem Naturfaseranteil von bis zu 75 Prozent. Aus diesem Werkstoff extrudiert das Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern Terrassendielen, Fassadenelemente und viele weitere nachhaltige Produkte für die langlebige Außenanwendung. Die Produkte gehen an die Bauwesenbranche und auch direkt an Architekten.

Recycling auf höchstem Niveau

Dabei ist das Herstellungsverfahren weltweit einzigartig. So hält Novo-Tech auch den Werkstoff im Kreislauf. Alte Dielen werden zurückgenommen und es werden wieder neue Dielen draus gemacht. „Mehrere Generationen können wir GCC im Kreis wirtschaften“, erklärt Thomas Henke, Betriebsleiter und Leiter Konstruktion sowie Arbeitsvorbereitung bei Novo-Tech. Der Werkstoff ist ein sogenanntes „Cradle to Cradle“-Produkt. Der Begriff kommt aus dem Englischen „von Wiege zu Wiege“, sinngemäß „vom Ursprung zum Ursprung“; und wird C2C abgekürzt.

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Und auch andere Produkte bzw. Fremdwerkstoffe finden in den Dielen von Novo-Tech ihr zweites Leben: Beispielsweise alte Flügel von Windkraftanlagen, die aus hochwertigen Harzen oder Glasfasern bestehen. Diese müssen dank der Wiederverwertung von Novo-Tech nicht mehr ausschließlich thermisch entsorgt werden, sondern es können bis zu 30 Prozent des Flügelmaterials in die Balkondielen eingebracht werden. „Die Flügel werden geschreddert und das nutzbare Material wird aussortiert. Dies arbeiten wir dann auf und können es so schließlich extrudieren. Somit wird das CO2 der Windflügel, das normalerweise bei der thermischen Verwertung wieder freigesetzt wird, in den Produkten von Novo-Tech ebenfalls für mehrere Generationen gebunden. Mit dabei ist natürlich ein großer Mischanteil aus Holzfasern, den wir ausschließlich von Sägewerken oder aus der Holzverarbeitung beziehen und der dort einfach nur ein Abfallprodukt ist“, schildert Henke.

Im eigenen Haus konstruiert und gebaut

Bis etwa zum Jahr 2013 haben Anwender die Dielen mit Schrauben auf Balkonen und Terrassen montiert. Dafür mussten zunächst Löcher in die Unterkonstruktionsbalken gebohrt werden, weil der Werkstoff wesentlich dichter ist als „normales“ Holz, in das einfach hinein geschraubt werden kann. Henke und Novo-Tech-Geschäftsführer Holger Sasse störten sich an diesem Zustand und beschäftigten sich mit der Frage, wie können wir die Dielen rationeller an den Unterkonstruktionen befestigen? „So haben wir schließlich eine neue Rastklammer erfunden – eine aus Metall bzw. Edelstahl, die man einfach nur aufsetzt und mit einer Zange oder einem speziell von uns entwickelten Werkzeug zusammendrückt. Das hält einwandfrei und es müssen keine Löcher mehr in die Dielen gebohrt werden“, verdeutlicht Henke.

Diese Klammer ist im Regelfall aus Edelstahl oder Stahl, der mit Delta-MKS-Mikroschicht-Korrosionsschutz-Systemen bedacht wird, gefertigt und ist ein klassisches Stanz-Biege-Teil. Der Anspruch an die eigene Fertigungstiefe ist in Aschersleben sehr hoch, weshalb nicht infrage kam, die Produktion der Klammern an einen Lohnfertiger zu vergeben. „Wir haben also als erstes in eine Presse aus dem Hause Schuler-Beutler investiert.“ Mit dem Bau von Extrusionswerkzeugen kannte man sich selbstverständlich aus – Stanz-Biege-Werkzeuge waren hingegen Neuland für Novo-Tech. Nach einem kurzen, nicht erfolgreichen Exkurs zu einem Außer-Haus-Werkzeugbauer, setzte Henke sich höchstpersönlich an die Konstruktion und den Bau der ersten Stanz-Biege-Werkzeuge. „Wir fertigen im Folgeverbund mit 60 bis 120 Hüben pro Minute. Dabei läuft Edelstahl bis 1,5 Millimeter Stärke durch maximal 15 Stationen“, erläutert er. Mittlerweile gehören auch Randklammern, Lüftungsschienen sowie ein komplettes Unterkonstruktionssystem für Fassadenverkleidung mit zu den Blechbauteilen, die Novo-Tech für die Umgebung der Dielen und sein Fassadensystem fertigt.

Von Tag 1 des Stanzwerkzeugbaus hat Henke auf Normalien aus dem Hause Meusburger gesetzt. Auf die Frage, ob er mal drüber nachgedacht hätte, hier etwas selbst zu machen, lacht er etwas irritiert – der Gedanke war ihm gar nie gekommen. Da muss dann wiederum Thomas Kappe, Gebietsverkaufsleiter bei Meusburger, etwas grinsen, denn nicht alle seiner Kunden sind hier so fortschrittlich wie Novo-Tech. „Neben unseren P-Platten und beispielsweise auch Lochstempeln, Schneidbuchsen, Sucherstiften oder Streifenführungen liefern wir auch Sonderplatten an Novo-Tech“, berichtet Kappe. Die Vorteile liegen für Henke klar auf der Hand: „Sowohl der Offline-Shop als auch der Webshop von Meusburger sind einfach zu lesen und einfach zu handhaben. Ich suche mir die nötigen Teile zusammen und kann die CAD-Daten direkt in mein Solid-Works reinladen. Die Schnittstelle funktioniert ausgezeichnet.“ Und fährt fort: „Ich kann während der Konstruktion bereits die Bestellliste mitlaufen lassen. Wenn diese dann abgeschickt ist, dauert es oft nur zwei bis drei Tage bis meine Lieferung inklusive der Platten da ist.“ Außerdem freut sich Henke über den guten Kontakt zu Meusburger. „Herr Kappe ist immer erreichbar und kümmert sich sofort bei Fragen oder wenn es mal irgendwo hakt.“ Und Kappe ergänzt: „Ich freue mich, dass wir von Meusburger bei so einer tiefgehenden Wertschöpfungskette wie hier in Aschersleben bei Novo-Tech unterstützen können!“

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