Gießen und Schmieden Deutsche Gießereien bauen Marktanteile aus

Autor / Redakteur: Josef Kraus / Josef-Martin Kraus

Hohe Produktivität und Qualität sichern deutschen Gießereien nicht nur Marktanteile. Sie wurden sogar auf Kosten europäischer Wettbewerber ausgebaut. Das geht aus dem jüngsten IKB-Branchenbericht hervor, mit dem der Gießerei-Industrie in Deutschland ein gutes Zeugnis auf dem Weg in den globalen Markt ausgestellt wird.

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Die Fachmesse Newcast in Düsseldorf hat auf 5400 m2 Fläche Globalisierungstendenzen in der Gießerei-Industrie offengelegt. Chinesische Gießereien stellten eine der größten Ausstellergruppen.

Deutsche Gießereien punkten mit Qualität

Was die Qualität und Produktivität angeht, lagen die deutschen Hersteller von Gussteilen vorn. Diese Konstellation gibt der jüngste Branchenbericht der IKB Deutsche Industriebank AG wieder. Er wurde auf der Pressekonferenz des Düsseldorfer Messeveranstalters präsentiert.

Danach haben deutsche Gießereien in den vergangenen Jahren Marktanteile im europäischen Ausland gewonnen. Im Gegenzug ist der Importanteil bei Gussteilen gesunken – besonders aus Mittel- und Osteuropa. Markus Mohaupt, Branchenanalyst bei der IKB in Düsseldorf, kommt zu dem Schluss: „Made in Germany“ sei bei Gussteilen wieder ein Maßstab für Qualität und Wirtschaftlichkeit geworden.

Starke Marktposition bei Eisen-, Stahl- und Temperguss

Allerdings gibt es Unterschiede. Sie werden vom IKB-Bericht, der die Globalisierungstendenzen der Gießerei-Industrie von 1995 bis 2005 unter „die Lupe“ nimmt, offengelegt. Unterscheidungsmerkmal ist der Werkstoff. So legten die deutschen Gießereien bei Eisen-, Stahl- und Temperguss deutlich stärker zu als der europäische Durchschnitt. Dagegen lagen sie bei den Nichteisen-Metallen leicht darunter.

Als Grund dafür wurde ein rapider Produktionsanstieg bei Gussteilen aus Leichtmetall ausgemacht. Weltweit waren es 75%, wobei Amerika darunter blieb, während sich die Menge in anderen Regionen mehr als verdoppelte, etwa in Asien. Dort hat China die Produktion fast verdreifacht – und ist laut Mohaupt dabei, die USA als weltweit größten Produzenten von Gussteilen aus Aluminium „kurzfristig“ vom Sockel zu stoßen.

China führt mittlerweile bei Eisenguss

Bei Eisen- und Stahlguss, auf den etwa 80% aller Gussteile entfallen, ist das bereits geschehen. So ist China bei Eisengussteilen führend. In diesem Segment legten die deutschen Gießereien um 20% zu. In ganz Europa (ohne Russland) waren es dagegen 8%, wobei dort die Menge in den letzten fünf Jahren mehr oder weniger stagnierte.

Gerade dieser Hintergrund macht die Entwicklung in Deutschland für den IKB-Branchenanalysten „so wertvoll“: „Die deutschen Gießereien sind sehr gut gerüstet, um ihre führende Position im Zuge der zunehmenden Globalisierungstendenzen zu behaupten.“ Für sie sieht Mohaupt daher gute Chancen für ein Wachstum in den kommenden Jahren, das höher sein wird als beim verarbeitenden Gewerbe in Deutschland.

Hohe Qualität und Produktivität sichern Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Gießereien

Der Grund dafür liegt in der hohen Qualität und Produktivität. Die Abnehmer erhalten hochwertige Gussteile zu weltweit wettbewerbsfähigen Preisen. Damit fallen die deutschen Gießereien ins Auswahlraster der Hauptabnehmer. Rund 55% der Eisengussteile werden für die Automobilindustrie produziert. Bei Aluminiumguss, auf den etwa 80% der Gussteile aus Nichteisen-Metallen entfallen, sind es sogar drei Viertel.

Jedoch ist die Menge deutlich niedriger; dafür wird ein umso höherer Anstieg registriert – auch aus dem Ausland. So kamen bei Aluminiumgussteilen laut Mohaupt „wesentliche Impulse vom Export“: vor allem von europäischen Automobilindustrie-Standorten.

Wandel in der Automobilindustrie trifft Gießereien

Gerade die Automobilindustrie kann jedoch die Entwicklung in Deutschland trüben. Sie stehe, so der IKB-Branchenanalyst, „vor einem dynamischen Wandel“: einerseits aufgrund der großen, weltweiten Unterschiede in der Automobildichte, andererseits wird ein Angleichen den Rohstoffverbrauch und damit die Kosten weiterhin hoch halten. Beides bringt neue Antriebstechniken ins Spiel, die laut Mohaupt „den Gesamtbedarf an Gussteilen reduzieren“ könnten: Ein erheblicher Anteil der Gesamttonnage entfalle auf große, gegossene Motorblöcke.

Ferner werden sich die Gewichte am Weltmarkt verschieben. Der IKB-Bericht verweist dabei auf Osteuropa und Asien, die ihren Anteil bei Gussteilen weiter steigern werden. Dort haben sich schon viele Hauptabnehmer eingefunden. Das wird nun auch von den Zulieferern wie den Gießereien erwartet – etwa im Maschinenbau, auf den in Deutschland rund 25% der Eisengussteile entfallen. Auch diese Branche orientiert sich neu. China ist bereits der viertgrößte Maschinenproduzent. MM

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