Werkzeugmaschinen Deutsche Werkzeugmaschinenproduktion bricht alle Rekorde

Redakteur: Jürgen Schreier

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie präsentiert sich im EMO-Jahr 2007 in glänzender Verfassung. Nach einem Produktionsplus von 4% in 2006, sagt der Branchenverband VDW für 2007 sogar einen Anstieg der Produktion um 10% voraus. Die im Februar abgegebene Prognose von 7% wurde damit deutlich nach oben korrigiert.

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Im vergangenen Jahr 2006 produzierte die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie Maschinen und Dienstleistungen im Wert von 10,8 Mrd. Euro, was einem Zuwachs um 4% zum Jahr 2005 entspricht. Branchenmotor war auch 2006 der Export. Die Ausfuhren stiegen im Berichtszeitraum um 15% weit überproportional.

Für deutsche Werkzeumgaschinenbauer ist China der wichtigste Auslandsmarkt

China hat sich abermals als wichtigster Absatzmarkt vor den USA behauptet. Besonders die Exportzuwächse nach Korea und Indien ragen positiv heraus. Dies sei ein klares Zeichen für die deutlich gewachsenen Ansprüche der dortigen Industrie, so Carl Martin Welcker, Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), bei Präsentation des Jahresberichts 2006. Selbst die anspruchsvollen japanischen Anwender hätten verstärkt deutsche Werkzeugmaschinentechnik geordert und befänden sich erstmals unter den Top 15 der wichtigsten Exportmärkte.

Asiaten steigern Werkzeugmaschinen-Lieferungen nach Deutschland

Die asiatischen Anbieter ihrerseits drängen zunehmend mit höherrangigen Maschinen auf den deutschen Markt. Insgesamt wuchs der Import im vergangenen Jahr um 20%. Weit überproportional konnten Korea, Taiwan und Japan ihre Lieferungen steigern, ebenso, ausgehend von einem niedrigen Niveau, der Neuling China. Von den europäischen Lieferanten hielten nur die Türkei und Polen mit.

Auch die Nachfrage aus Deutschland selbst hat gehörig zugelegt. Allein 2006 sind die Bestellungen um mehr als ein Viertel gewachsen. Das verschafft dem nunmehr vier Jahre währenden Aufschwung des deutschen Werkzeugmaschinenbaus ein stabiles zweites Standbein.

Die Beschäftigung im deutschen Werkzeugmaschinenbau hat sich seit drei Jahren bei rund 65 000 Personen eingependelt. „Die Branche hat ihre Prozesse in der Vergangenheit so optimiert, dass sie mit dieser hochqualifizierten Stammbelegschaft alle Anforderungen des Marktes sehr gut bewältigen kann“, zeigte sich der VDW-Vorsitzende überzeugt. Produktionsspitzen würden durch flexible Arbeitszeitkonten und Leiharbeit abgedeckt.

Für das laufende Jahr gibt sich der Branchenverband ebenfalls sehr optimistisch. Die von Carl Martin Welcker im Februar abgegebene Prognose, wonach mit einem weiteren Zuwachs von 7% auf 11,5 Mrd. Euro zu rechnen sei, ist inzwischen „Makulatur“. Angesichts eines, wie es heißt „sehr dynamischen Starts“ ins Jahr 2007 hat der VDW seine Produktionsprognose auf 10% erhöht.

„Derzeit stimmt einfach alles“, meint Helmut v. Monschaw, Geschäftsführer des VDW. „Die internationale Werkzeugmaschinennachfrage ist auf Rekordniveau. Und die deutschen Kunden investieren ebenfalls auf breiter Front in neue Fertigungstechnologie. Ein zweistelliges Produktionswachstum hat unsere Industrie zuletzt 2001 verzeichnet.“

Werkzeugmaschinen-Branche legt beim Ordereingang mächtig zu

Im ersten Quartal 2007 erhöhte sich der Auftragseingang im deutschen Werkzeugmaschinenbau insgesamt um 40%. Die Bestellungen aus dem Inland wuchsen um 32%; die Auslandsnachfrage legte um 45% zu. Trotz des bereits sehr hohen Niveaus trieb das Projektgeschäft auf einigen außereuropäischen Märkten die Orders weiter nach oben. Historisch betrachtet ist dies das höchste Bestellvolumen, das die Branche jemals in den Büchern hatte.

Das wirkt sich natürlich auch auf die Kapazitätsauslastung aus, die von 90,9% im Schnitt des vergangenen Jahres auf 92,6% im ersten Quartal 2007 gestiegen ist. Außerdem erhöhte sich die Auftragsreichweite im gleichen Zeitraum von 6,4 auf 7,3 Monate. „Größere Engpässe treten mittlerweile bei den Zulieferungen von Lagern und Maschinenbetten auf“, erläutert v. Monschaw. Die Kunden müssten deshalb ebenfalls längere Lieferzeiten akzeptieren.

Welt-Werkzeugmaschinenmarkt: Deutschland in allen Disziplinen vorne

Im internationalen Wettbewerb haben sich die deutschen Hersteller 2006 in allen Disziplinen in der ersten Liga behauptet: Weltmeister im Export, Weltmeister in der Produktion umform-technischer Maschinen, Vizeweltmeister in der Gesamtproduktion, drittstärkster Importeur und viertgrößter Markt weltweit. Vergleichbar erfolgreich ist nur Japan, das ebenfalls überall unter den fünf Erstplatzierten rangiert.

Lediglich im Import fällt Japan aus der Spitzengruppe heraus. Obwohl es der zweitgrößte Markt weltweit ist, beträgt die Importquote nur 6%. Japanische Anwender setzen weitgehend Technologie „made in Japan“ ein. In der Werkzeugmaschinenproduktion werden die deutschen Hersteller im laufenden Jahr aufholen. Zuletzt lagen sie mit einem Weltmarktanteil von rund 17% weit hinter den Japanern.

„Der Produktionsanstieg war 2006 mit 4% angesichts der sprudelnden Bestellungen jedoch eher verhalten“, kommentiert Carl Martin Welcker, Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken). Für 2007 werde er dynamischer ausfallen. Die Auftragseingänge der japanischen Hersteller sind hingegen in der zweiten Jahreshälfte 2006 nur noch schmal ausgefallen. Dies wird entsprechend Rückwirkung auf die Produktion 2007 haben, so dass der Abstand zwischen beiden Konkurrenten schrumpfen wird.

Die internationale Werkzeugmaschinenindustrie befindet sich in einer historisch einzigartigen Wachstumsphase. Nach aktuellen Schätzungen stieg die Weltproduktion 2006 um 10% auf die neue Rekordmarke von 47,4 Mrd. Euro. Damit ist 2006 das dritte Wachstumsjahr in Folge mit insgesamt 46% Steigerung. In der letzten vergleichbaren Boomphase von 1987 bis 1989 belief sich der Zuwachs „nur“ auf 34%.

Innerhalb der Triade wird das internationale Werkzeugmaschinengeschäft von den Asiaten getrieben. 2006 produzierten sie etwa die Hälfte des Weltvolumens und verbrauchten es auch gleichzeitig. Europa steht für einen Anteil von 42%, Amerika für 10%. China und Indien sind die Protagonisten der asiatischen Aufholjagd. Sie werden flankiert von Südkorea und Taiwan, die ebenfalls zweistellige Produktions- und Verbrauchszuwächse erzielten. Hinzu kommen Märkte wie Russland und die Türkei sowie verschiedene kleinere Märkte, die ihre höheren Rohstofferlöse in Investitionen zum Aufbau der Industrie stecken.

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