Ukraine-Krieg Deutscher Maschinenbau schraubt Wachstumsprognose zurück
Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine veranlassen Deutschlands Maschinenbauer dazu, ihre Prognosen für das kommende Jahr zu revidieren. Hier mehr dazu.
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Der Branchenverband des deutschen Maschinenbaus, der VDMA, korrigierte am Freitag seine Produktionsprognose wegen des Ukraine-Desasters deutlich nach unten. Statt eines ursprünglich erwarteten Zuwachses von real 7 Prozent erwarten die Analysten für das laufende Jahr nur noch ein Produktionsplus von 4 Prozent, erklärte der VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Die Prognose sei allerdings mit Unsicherheiten behaftet.
Für den Maschinen- und Anlagenbau seien Geschäfte mit Russland zwar nicht existenziell, aber die Unternehmen werden für den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg einen Preis zahlen müssen, ist sich Haeusgen sicher. Das Land rangierte im vergangenen Jahr nur noch auf Platz neun der wichtigsten Abnehmerländer. Lücken in den Lieferketten seien jetzt nicht auszuschließen. Vor allem Landtechnik „Made in Germany“ ging nach Russland. Sollte Russland die Betriebe und Produktionsstätten westlicher Unternehmen verstaatlichen, die das Land verlassen, dann rechnet Haeusgen mit einer „langen Eiszeit“. Jetzt aber müsse zunächst die Sicherheit der Belegschaften in der Ukraine und auch in Russland gewährleistet werden.
Deutsche Maschinenbauer fühlen sich bedroht
Nach einer aktuellen Blitzumfrage des VDMA, an der sich knapp 550 Unternehmen beteiligten, sehen 85 Prozent davon den Ukraine-Krieg als gravierendes oder merkliches Risiko für ihre Geschäfte. Sorge bereiteten den meisten (knapp 80 Prozent) vor allem die indirekten Auswirkungen, die etwa durch weitere Energiepreissprünge, die allgemeine Verunsicherung von Kunden oder die Rubel-Abwertung wirkten.
Direkte Folgen erwarten 45 Prozent der Firmen durch die Verschiebung von Projekten, weniger Umsätze oder Sanktionen. Etwa 75 Prozent der Maschinenbauer haben Probleme mit Lieferketten. Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) rechnet dabei mit einer Verschärfung aufgrund des Krieges.
Probleme machten der vor allem mittelständischen deutschen Schlüsselindustrie vor allem Engpässe bei Metallerzeugnissen und Elektronikkomponenten, die teilweise ein halbes Jahr später einträfen. Der Umfrage zufolge klagen inzwischen 82 Prozent der Unternehmen über Rückstände in der Produktion, wenn es zum Beispiel um Endprodukte geht, die aufgrund von Materialmangel nicht fertiggestellt und ausgeliefert werden können.
Die Corona-Erfahrung zahlt sich jetzt vielleicht aus
Gut drei Viertel der Unternehmen haben aus den jüngsten Erfahrungen während der Corona-Pandemie gelernt und stellen ihre Lieferketten kritisch auf den Prüfstand. Das heißt sicher auch, dass europäische Liefernetzwerke an Gewicht gewinnen werden, prognostiziert Haeusgen. Aufgrund gut gefüllter Auftragsbücher rechnen aber 84 Prozent der Unternehmen trotz der wirtschaftlichen Folgen des Krieges mit einem Umsatzplus in diesem Jahr.
Im vergangenen Jahr wuchs die Produktion nach Daten des Statistischen Bundesamtes übrigens um 6,4 Prozent.
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