PTC Forum Europe Die physische Welt verschmilzt mit der digitalen
Das PTC Forum Europe im November 2017 war Schauplatz für die zunehmende Verschmelzung von physischer und digitaler Welt. Das Unternehmen zeigte, warum PLM IoT ist und welche Bedeutung der Augmented Reality (AR) in Zukunft zukommt.
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PTC Forum Europe Die Keynotes des diesjährigen PTC Forums Europe boten einen Überblick zur aktuellen PTC-Strategie und zeigten die Highlights des aktuellen PTC-Lösungsportfolios in Aktion, darunter Vuforia Chalk, die neue und jüngst vorgestellte App für eine bessere AR-Kommunikation. Kathleen Mitford, Executive Vice President, Product & Market Strategy bei PTC, präsentierte zudem das Hydraulikaggregat Cytropac von Bosch Rexroth. An diesem Beispiel erklärte Mitford, wie es den Rexroth-Ingenieuren gelungen ist, mit Hilfe von IoT-Technologie, Analyse-Tools und 3D-Druck ein vollkommen neues Kühlsystem zu erschaffen. Mitford zeigte außerdem, wie AR-Technologie die Bereiche Kundenpräsentation, Wartung und Service verändert hat als erstes Beispiel für das riesige Potential der AR-Technologie.
Mike Campbell, Executive Vice President, Thingworx Platform bei PTC, präsentierte im zweiten Teil der Keynotes alle Neuerungen rund um die Industrial Innovation Plattform Thingworx, die mittlerweile zusammen mit zahlreichen rollenspezifischen Apps und ergänzenden Services eine leistungsstarke IoT-Basis bildet.
Schon längst liegt der Fokus nicht mehr nur auf der Fertigungsindustrie. Mit Thingworx adressiert PTC inzwischen weitere Bereich wie den Handel, Smart Cities, die Orchestrierung digitaler Systeme oder die Visualisierung von digitalen Zwillingen mittels AR-Technologie. Einer der Treiber dieser Entwicklung soll zukünftig das neue Reality Lab werden, das ein zentrales Element der neuen PTC-Zentralen in Boston sein wird.
PLM ist IoT
Kernelement der PTC-Strategie ist das sogenannte Closed-Loop-Lifecycle-Prinzip, bei dem die PLM-Technologie die Hauptrolle spielt. Die zentrale Sammlung von Produkt- und Anwendungsdaten, die dank der IoT-Technologie nun auch aus dem Feld kommen, sowie die Analyse und Bereitstellung dieser Daten und Erkenntnisse für alle Unternehmensbereiche bilden die Grundlage dafür, das volle Potential aus seinen vorhandenen Daten schöpfen zu können. In der Produktentwicklung lassen sich beispielsweise zukünftige Serien gemäß den tatsächlichen Nutzungsanforderungen optimieren.
Die Produkte selbst werden zunehmend intelligenter und können mit Hilfe neuer Herstellungsverfahren anders konzipiert werden, wie das Beispiel des Cytropac zeigt. Mit dem gleichen Wissen können Kunden gezielter und individueller angesprochen werden. Der Kundenservice wird effizienter, indem die Lösungsrate beim ersten Kontakt erhöht wird, da der Techniker ein bestehendes oder drohendes Problem bereits kennt und sogar die passenden Ersatzteile bei sich hat. Nicht zuletzt bringt AR-Technologie die digitale Welt zurück in die physische Welt und erleichtert so manchen (Self-)Serviceeinsatz, die standortübergreifende Produktentwicklung oder erhöht die Attraktivität von Produktpräsentation.
Diese Szenarien basieren alle auf dem Zugriff auf die PLM-Daten. Nicht von ungefähr konzentrieren sich die meisten Unternehmen, die den Einsatz von IoT-Technologie ins Auge fassen, zunächst auf die Schaffung einer einheitlichen Datenbasis und führen ein PLM-System ein.
Digitale Produktdaten, bereitgestellt mittels CAD-System, sind ein weiteres Schlüsselkriterium und längst nicht Standard. Beides – CAD und PLM – sind daher essentiell für den Einsatz von IoT- und AR-Technologie und der wesentliche Grund, warum Creo und Windchill immer noch die beiden stärksten Pferde im Stall von PTC sind – selbstverständlich inzwischen mit zahlreichen Funktionalitäten für die IoT- und AR-Anbindung ausgestattet.
IoT-Geschäft wächst in Zentraleuropa am stärksten
Den Stellenwert von CAD und vor allem PLM betonte auch Stephan Ellenrieder, Senior Vice President und Geschäftsführer Zentraleuropa bei PTC, in der Pressekonferenz nach den Keynotes. Die Schaffung einer einheitlichen digitalen Datenbasis, quasi als „Vorstufe“ der IoT-Implementierung, ist in seinen Augen eine der Hausaufgaben, die Unternehmen im Prozess der Digitalisierung oftmals nachholen müssten. Zahlreiche Kundengespräche drehen sich tatsächlich zunächst um PLM, damit der Fokus später auf eine IoT-Strategie umschwenken kann.
Der Aktionsrahmen hat sich jedoch mittlerweile auf Branchen erstreckt, die PTC vor einigen Jahren selbst noch nicht auf dem Zettel hatte. Ein Beispiel sind Betreiber von Skipisten und eine intelligente Vernetzung des gesamten Pisten-Equipments, damit Abläufe noch besser erfolgen und Skikanonen sowie weitere Technik zur Pistenaufbereitung effektiver eingesetzt werden kann.
Ellenrieder blickt insgesamt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Der Umsatz in Zentraleuropa ist um 25 % gestiegen, die Region macht insgesamt 24 % der weltweiten Einnahmen aus. Das IoT-Geschäft ist nach PLM und CAD mittlerweile das drittstärkste Segment und das am stärksten wachsende. Im Fokus von IIoT-Projekten in Zentraleuropa stehen vor allem Produkt-, Service- und Betriebsoptimierungen.
Die Erfolgsgeschichte der rollenbasierten Apps
Eine der Erfolgsgeschichten auch in Zentraleuropa sind die rollenbasierten Apps. Was mit Thingworx Navigate begann, wird von den Thingworx Manufacturing Apps und der zuletzt vorgestellten Thingworx Asset Advisor App für den Service-Bereich fortgeführt. Basierend auf dem PLM-System werden Produkt- und Anwendungsdaten rollenbasiert allen relevanten Unternehmensabteilungen zugänglich gemacht. Der Mehrwert wird überall schnell erkannt. Auch bislang PLM-fremde Anwender nutzen fortan ein vermeintlich komplexes System und gelangen dank intuitiver Benutzeroberfläche schnell und einfach zu allen für ihren jeweiligen Bereich relevanten Erkenntnissen, ob in der Produktentwicklung, im Service oder im Marketing.
Best-practice-Bespiele: Mehr als nur Pilotanwendungen
Eines der Alleinstellungsmerkmale von PTC speziell im Bereich IoT- und AR-Anwendungen sind die bereits vorhandenen Kundenanwendungen, die weit über reine Pilotanwendungen hinausgehen. So fanden sich auch in Stuttgart eine Vielzahl an Kunden und Partnern ein, die ihr Portfolio und ihre Erfahrungen mit CAD-, PLM-, SLM-, IoT- und AR-Projekten teilten.
Walter Schein, Head of Business Applications bei Sulzer, berichtete beispielsweise über die Erfahrungen und gewonnene Erkenntnisse beim Aufbau eines Digital Innovation Labs mit Verwendung von Augmented und Virtual Reality-Technologie. Ein wesentlicher Aspekt dabei war das CAD-System und die Fülle an Informationen und Möglichkeiten, die darin steckt, wenn sie nur mit der entsprechenden Technologie zum Leben erweckt werden.
Dr. Christian Willmann, R&D Manager PLM bei der Vaillant Group, sprach über die digitale Transformation des Unternehmens und wie Vernetzung und unternehmensweit verfügbare Produkt- und Prozessdaten ein starkes Rückgrat dafür bilden. Als einen ersten Schritt in der PLM-Roadmap hat Vaillant daher mit Lösungen von PTC und SAP eine zentrale Datenquelle für die Produktentwicklung und das Änderungsmanagement geschaffen und zahlreiche Einzellösungen abgelöst.
Neue Gedanken zur Produktentwicklung
Den Abschluss des Tages bildet eine Panel-Diskussion mit Dr. Rupert Deger, CIO der E.GO Mobile AG, und Dr. Nicolai Müller, Senior Partner bei McKinsey. Diskutiert wurde vor allem, was bislang in den Bereichen IoT/Industrie 4.0 schon passiert ist, welche Wege noch zu gehen sind und worauf Unternehmen Wert legen sollten. Beide Experten nannten zahlreiche Tipps für die Praxis, darunter einige Grundüberlegungen, die den Weg zur jeweils für ein Unternehmen passenden Strategie anzustellen sind und teils fundamentale Sichtweisen auf alltägliche Dinge und Vorgänge verändern können.
Eines der Beispiele betraf die Entwicklung des E.GO selbst und dem Gedanken, was ein E-Mobil eigentlich leisten muss. So wurden Autos früher für alle möglichen Einsatzszenarien konzipiert: Stadt und Land, damit zusammenhängend Kurz- und Langstrecke sowie Familientauglichkeit und gleichzeitig Transportvehikel. Das trieb die Kosten für Entwicklung, Ausstattung und Betrieb in die Höhe; oftmals stehen sogar zwei solcher Fahrzeuge in der heimischen Garage. Der E.GO wurde dagegen rein für den Kurzstreckeneinsatz in der Stadt entwickelt und von der Ausstattung her auf dieses Einsatzszenario beschränkt. Solch ein Umdenken wird die Herstellungs-, Betriebs- und Wartungskosten dauerhaft senken und auch die Käufer zu einem Umdenken gemäß ihrem tatsächlichen Einsatzspektrum bewegen.
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