Normung DIN warnt vor seiner Schwächung durch die EU-Kommission

Redakteur: Jürgen Schreier

Stell dir vor, es ist Krise und keiner merkts: Zumindest für das DIN Deutsches Institut für Normung e.V. ist dies Wirklichkeit geworden. Denn selbst im Jahr 2009 zeigte das Normungswesen in Deutschland keinerlei Schwächeerscheinungen, wie das Institut auf der Hannover-Messe 2010 berichtet.

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„Das DIN hat sich in der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise gut behaupten können. Die Hauptkriterien, nach denen wir unseren Erfolg beurteilen, haben wir erfüllen können. Die entsprechenden Kennziffern sind auf hohem Niveau geblieben oder haben sich weiter positiv entwickelt“, sagte DIN-Präsident Prof. Dr.-Ing. Klaus Homann (Thyssengas).

DIN-Normen leisten wichtigen Beitrag zum Export

Nach Aussagen Homanns wurden im vergangenen Jahr 2337 neue oder überarbeitete Normen veröffentlicht – exakt 100 mehr als im Boomjahr 2008. Die Produktivität, die das DIN anhand der produzierten Normseiten pro Arbeitseinheit misst, ist um 3% gestiegen. Von jenen, die 2009 vom DIN veröffentlicht wurden, gelten über 80 % europa- oder weltweit und leisten damit einen bedeutenden Beitrag zum deutschen Export.

Die Welt der Normung könnte so schön sein, gäbe es nicht die Pläne der EU-Kommission, deren voraussichtliche Folgen Heinz Gaub, Mitglied der DIN-Geschäftsleitung, erläuterte. Vorgeschlagen wurde unter anderem eine kostenlose Abgabe von Europäischen Normen – obwohl die gar nicht in Brüssel gemacht werden. Sie entstehen, erklärte Gaub, als Ergebnis einer Zusammenarbeit der Mitgliedsländer in den europäischen Normungsorganisationen.

DIN-Schwächung mit Nachteilen für die deutschen Unternehmen

Dabei ist Deutschland über das DIN für nicht weniger als 30% des Projektmanagements verantwortlich. Werde das DIN in seiner Funktion geschwächt, so Gaub, könne das zum Nachteil des europäischen Normungssystems sein, aber auch zum Nachteil der deutschen Wirtschaft, die an Einfluss auf die Normung einbüßen werde.

Der Ruf nach kostenlosen Normen verkenne, dass man dadurch ein effizientes und faires Modell aushebele. Denn die Normungsaktivitäten werden in Deutschland zum überwiegenden Teil durch den Verkauf von Normen finanziert. Fiele dies weg, wäre die Leistungsfähigkeit des DIN stark eingeschränkt, sein Auftrag, die deutschen Interessen international zu vertreten, im jetzigen Maß nicht mehr möglich.

Ein finanzieller Ausgleich – etwa aus Steuergeldern – gefährde die Unabhängigkeit und Neutralität des DIN. „Es geht um die Frage, ob die Normung eine privatwirtschaftliche Aufgabe bleiben oder eine hoheitliche Aufgabe werden soll“, betonte Gaub.

DIN e.V. auf der Hannover-Messe 2010: Halle 6, Stand H36

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