Digitale Transformation Fünf Erfolgsfaktoren: So gelingt das Digital Enterprise

Ein Gastbeitrag von Michael Butschek* |

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Gerade Industrieunternehmen erleben die Digitalisierung als Mammutaufgabe, von der sogar die Existenz abhängen kann. Das Konzept des Digital Enterprise von Siemens beruht auf fünf Faktoren, die den Erfolg eines Digitalisierungsprojektes wesentlich beeinflussen.

Neben der horizontalen Integration ist die vertikale Integration von der Werkstattebene bis in die Chefetage eine Erfolgsgrundlage für das Digital Enterprise.
Neben der horizontalen Integration ist die vertikale Integration von der Werkstattebene bis in die Chefetage eine Erfolgsgrundlage für das Digital Enterprise.
(Bild: Siemens AG)

Zwei Drittel der 604 befragten Unternehmen ab 20 Beschäftigten einer repräsentativen Bitkom-Studie gehen davon aus, dass digitale Geschäftsmodelle in fünf Jahren von sehr großer Bedeutung oder sogar entscheidend für den eigenen wirtschaftlichen Erfolg sein werden. Aber 89 Prozent der Befragten sind bei der Digitalisierung bereits auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Wo liegen diese Schwierigkeiten? Welche Faktoren bestimmen über den Erfolg von Digitalisierungslösungen?

Faktor 1: Offenheit, Schnittstellen und Standards

Selten findet sich die Chance, das, was wir Digital Enterprise nennen, auf der grünen Wiese zu errichten. Ein Großteil der digitalen Transformation betrifft existierende Einrichtungen. Die meisten Unternehmen verfügen bereits über Software und Systeme, die sie weiterverwenden wollen und müssen. Die bereits existierenden Daten stellen einen Teil ihres geistigen Eigentums und damit ihres Betriebskapitals dar. Deshalb sind Offenheit, Schnittstellen und Standards eine wichtige Erfolgsvoraussetzung.

In unserem Konzept und den Lösungen zum Digital Enterprise gilt seit Anbeginn der Grundsatz: Openness by Design. Das bedeutet, dass Hardware und Software bereits in der Architektur auf Austausch und Integrationsfähigkeit angelegt werden. Wo immer möglich, verwendet Siemens industrielle Standards und arbeitet an offenen Schnittstellen oder Integrationsmöglichkeiten mit.

In einigen Bereichen ist es gelungen, durch Offenheit und Austausch selbst Standards zu setzen. So hat sich das JT-Format, ein führendes leichtgewichtiges Datenformat für die Visualisierung und den Austausch von 3D-Daten weltweit durchgesetzt. Die Definition und Entwicklung wurde von Beginn an eine JT-Open Initiative übertragen, in der führende Industrie-Unternehmen ebenso wie Software-Anbieter zusammen gearbeitet haben.

Faktor 2: Ganzheitliche Perspektive

Wer eine so große Aufgabe wie Digitalisierung in der Industrie übernimmt, der braucht eine umfassende Perspektive und die Mittel, sie umzusetzen.

Das Modell des Digital Enterprise fokussiert sich auf die digitale Fabrik als Produktionsstandort. In dessen Kern steht der digitale Zwilling von zu produzierenden Produkten sowie der Produktion entlang der Wertschöpfungskette – einschließlich deren Leistungsdaten.
Doch die horizontale Perspektive entlang der Wertschöpfungskette reicht nicht aus. Die enormen Möglichkeiten aus den anfallenden Leistungs-, Verbrauchs- und Nutzungsdaten erfordern auch eine vertikale Perspektive, die die Informationstechnologie mit den Technologien der operativen Ebene verbindet.

Quer durch diese Ebenen verlaufen weitere Integrationen von Systemen, Digital Threads – also digitale Fäden, die Prozessbeteiligte an beliebigen Stellen eines Unternehmens verbinden.

Von Beginn an wurde das Digital Enterprise über das einzelne Unternehmen und seine Standorte hinaus gedacht: Was wäre ein Hersteller ohne sein Ecosystem aus Lieferanten, Zulieferern, Dienstleistern, Partnern und Kunden? Die Zusammenarbeit, die Prozesse und die Ergebnisse müssen in einem erweiterten Unternehmen gesamtheitlich betrachtet werden, damit sich der Gesamterfolg einstellen kann.

Faktor 3: Umfassendes Lösungsangebot

Wer durchgehende Prozesse schaffen und ein digitales Unternehmen aufbauen will, sollte auf die Lösungsbandbreite des Anbieters achten. Im Idealfall verbindet er ein sehr breites und tiefgehendes Software-Portfolio – von der Produktentwicklung in Elektronik und Mechanik einschließlich Simulation über die Fertigung bis hin zu Lebenszyklus-Analysen mit einem ebenso breiten Angebot an industrieller Automatisierungstechnik. So treibt man einen ganzheitlichen Digitalisierungsansatz voran. Dank eines solchen umfassenden Vorgehens führen die drei Schritte Consulting, Implementation und Optimierung auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette dazu, die Potenziale der Digitalisierung voll auszuschöpfen.

Ein Anbieter übernimmt die Verantwortung für das gesamte Konzept und stellt ein reibungsloses Zusammenspiel der einzelnen Komponenten sicher.

Faktor 4: Hohe Flexibilität

Die Welt verändert sich schneller. Unternehmen müssen darauf reagieren, neue Produkte entwickeln, Produktionsprozesse anpassen und Geschäftsmodelle verändern. Es wird zum wertvollen Erfolgsfaktor, schnell auf sich änderndes Konsumverhalten, die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Komponenten oder die Toleranz gegenüber Umweltbelastungen reagieren zu können.

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Die digitale Fabrik, als eher horizontale Ebene der digitalen Integration, eröffnet vor allem den Fachbereichen der Produktentwicklung und Produktion effiziente Veränderungsmöglichkeiten. Der digitale Zwilling von Produkt und Produktion erleichtert Neuentwicklungen ebenso wie Optimierungen spürbar. Die generierten Daten ermöglichen einen kontinuierlichen Optimierungskreislauf – sowohl für das Produkt als auch für die Produktion, also den laufenden Betrieb eines Produkts, einer Anlage oder eines Systems. Derartige Informationen können auch als Dienstleistung bezogen werden, um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess einzuleiten. Darüber hinaus unterstützen wir Kunden, die neue Geschäftsmodelle wie etwa eine nutzungsabhängige Bezahlung einführen wollen.

Das Digital Enterprise erweitert die Möglichkeiten zu schnellen Veränderungen zusätzlich auf einer vertikalen Ebene – der Integration von Informationstechnologie und operativer Technologie, also IT und OT. Volatile Bestelleingänge, von Künstlicher Intelligenz errechnete Marktprognosen, Wettervorhersagen oder Energiepreise können direkt die Produktionszahlen oder den Produktmix beeinflussen.

Darüber hinaus erlaubt das Digital Enterprise schnelle und flexible Veränderungen durch Digital Threads, die betroffene Bereiche ad hoc verbinden. damit man aktuelle Herausforderungen gemeinsam meistern kann.

Faktor 5: Hohe Übereinstimmung von realer und virtueller Welt

Digitale Zwillinge führen zu einer Verschmelzung der realen mit der digitalen Welt.
Digitale Zwillinge führen zu einer Verschmelzung der realen mit der digitalen Welt.
(Bild: Siemens AG)

Je genauer und detaillierter die virtuelle Abbildung der Realität im Digital Enterprise ausfällt, je mehr Aspekte sie umfasst, desto höher wird der Nutzen ausfallen, den ein reales Industrieunternehmen daraus ziehen kann. Deshalb muss das Digital Enterprise permanent weiterentwickelt und erweitert werden.

Digitale Unternehmen gewinnen immer mehr Datenrückflüsse und Informationen – aus digitalen Kundenreaktionen und externen Quellen, aber auch direkt aus realen Maschinen, Steuerungen und Sensoren. Wenn diese Daten, verdichtet und aufbereitet zu Informationen, an den digitalen Zwilling zurückfließen und ausgewertet werden, eröffnen sie viele Verbesserungsmöglichkeiten für das Unternehmen.

Beide Tendenzen zusammen genommen führen zu einer immer genaueren Entsprechung von Realität und digitaler Abbildung. Der gewaltige Rückfluss von Informationen und Daten bewirkt also ein Verschmelzen von digitaler und realer Welt. Je enger beide verbunden sind, desto höher die mögliche Agilität, Flexibilität und Anpassungsgeschwindigkeit.

Digitalisierung konsequent umsetzen und profitieren

Digitalisierung ist kein Selbstläufer, wie die oben zitierte Befragung ergibt. Sie erfordert neben Investitionen in Hardware und Software auch Strategie, Kompetenz und Ressourcen. Die geschilderten fünf Faktoren auf Seiten des Lösungspartners müssen auf die Bereitschaft treffen, Prozesse umzubauen und nicht selten auch die Unternehmenskultur fortzuentwickeln. Denn immerhin: 61 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass Digitalisierung ihr Unternehmen wettbewerbsfähiger gemacht hat. Und 51 Prozent stellen fest, dass sie durch Digitalisierung als Arbeitgeber attraktiver geworden sind.

* Michael Butschek ist bei Digital Industries der Siemens AG als Senior Vice President Strategy & Market Development verantwortlich für den Bereich Digital Enterprise & Digital Services.

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