Großbritannien Großbritannien: Britische Industrie hinkt der Wirtschaft hinterher
Die britische Wirtschaft brummt: Laut Economist Intelligence Unit soll das BIP im Jahr 2015 um 2,3 % zulegen, der Verband The Engineering Employers' Federation (EEF) erwartet sogar 2,6 %. Allerdings zeigt sich die Fertigungsindustrie nicht so gut in Form, nach den jüngsten Zahlen hat die EEF seine Prognosen gesenkt.
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Für das laufende Jahr sieht der EEF in der Fertigungsindustrie nur noch ein Wachstum von 1,5 %. Obwohl die Unternehmen eine stärkere Aktivität im Jahresverlauf 2015 erwartet hätten, unterstrichen die Ergebnisse des zweiten Quartals die schwächere Tendenz in der Branche für die erste Jahreshälfte 2015. Vor allem die Auftragseingänge hätten im vergangenen Quartal nachgegeben. Der Sektor sei noch in einem positiven Terrain, zeige aber eine stetige Abschwächung bei Schlüsselindikatoren, vor allem bei der Inlandsnachfrage und den inländischen Investitionsplänen.
Insbesondere die schwächere Aktivität im Öl- und Gassektor belaste die vorgelagerten Industrien – verschobene Investitionspläne hätten die inländischen Bestellungen gedrückt. Zugleich könnten die gesunkenen Investitionserwartungen das Investitionswachstum auf den niedrigsten Stand seit 2012 drücken. „Die Fertigungsindustrie wächst weiter, aber nicht mit der Geschwindigkeit, die wir zu Jahresbeginn erwartet hatten“, sagt Lee Hopley, Chefvolkswirtin des EEF.
Britischer Maschinenbau spürt Schwäche der Industrie
Auch der Maschinenbau selbst spürt die Schwäche der Industrie. Im ersten Quartal 2015 lagen die Auftragseingänge unter dem Vorjahresstand, wie der Maschinenbauverband Engineering and Machinery Alliance (EAMA) in ihrem Business Monitor mitteilt. Hingegen seien die Zahlen für Arbeitsplätze und Investitionen stark geblieben. „Die Ergebnisse sind gemischt. Die Unternehmen scheinen in Großbritannien weniger zuzulegen als noch vor einem Jahr, und die gleichen Signale gibt es von der Exportseite“, sagt der EAMA-Vorsitzende Martin Walder.
Ein Grund für die deutlich geringeren Exporterwartungen (Indexstand -1 im ersten Quartal dieses Jahres nach +23 im Vorjahresquartal) könnte seiner Ansicht nach die Stärke des Britischen Pfunds sein. Allerdings würden die Auslandsaufträge deutlich besser aussehen (aktuell +10 nach +15 im ersten Quartal 2015).
Andererseits würden die Unternehmen wie in den letzten drei Jahren weiterhin Arbeitsplätze schaffen und investieren. „Wenn wir alle Arten von Investitionen mit einbeziehen, also sowohl die Bildung der Mitarbeiter als auch Kapitalinvestitionen, sehen wir, dass der Anteil der investierenden Unternehmen von 45 % im ersten Quartal 2013 auf 55 % Vorjahresquartal und 65 % im ersten Quartal des laufenden Jahres gestiegen ist“, erläutert Walder. Die Maschinenbauer in Großbritannien scheinen in die Fertigkeiten ihrer Mitarbeiter, in Forschung und Entwicklung sowie in andere immaterielle Güter zu investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Werkzeugmaschinenindustrie macht sich Sorgen um ihre Zukunft
Auf längere Sicht macht sich die Branche jedoch Sorgen um eine tragfähige Zukunft. „Die Politiker verstehen, dass wir die Wirtschaft in ein neues Gleichgewicht bringen müssen, dass sie Investitionen, Innovationen, Exporte sowie Produktivität ermutigen und – das ist vielleicht am wichtigsten – die Wissensbasis unserer Nation entwickeln müssen“, sagte der scheidende Präsident des Werkzeugmaschinenverbands The Manufacturing Tools Association (MTA), Mark Ridgway. Er mahnte: „Wenn Sie das Handelsbilanzdefizit angehen wollen, brauchen Sie eine Fertigungsindustrie, wenn Sie die Wirtschaft in Richtung der Regionen neu austarieren wollen, brauchen Sie eine Fertigungsindustrie, wenn Sie eine starke Wissenschafts- und technische Basis wollen, brauchen Sie eine Fertigungsindustrie.“ Für Ridgway ist die Botschaft einfach – alles beruht auf einer Fertigungsindustrie.
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