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Besonders kritisch sieht in Deutschland die Situation für ältere Mitarbeiter ab 55 aus. Während nach OECD-Angaben von 2007 die 25- bis 44-Jährigen jährlich an 120 und mehr Weiterbildungsstunden teilnahmen, erreichten die 55- bis 64-Jährigen gerade einmal 26 Stunden.
Ältere Mitarbeiter werden immer wichtiger
Viel zu wenig, wenn man bedenkt, welch wichtige Rolle die Älteren dank der demographischen Entwicklung zukünftig in den Unternehmen spielen. Einer Eurostat-Statistik zufolge wird in Deutschland der Anteil dieser Gruppe an der Erwerbsbevölkerung ab 2010 sprunghaft ansteigen: 2030 werden es rund 40% mehr sein als heute.
Aus dem Grund fordert Lutz Bellmann: „Die Betriebe müssen sich auf alternde Belegschaften einstellen.“ Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler leitet beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg, die Arbeiten zu den jährlichen Betriebspanels und betreut als Forschungsbereichsleiter das Thema „Betriebe und Beschäftigung“.
Personalpolitik der Unternehmen muss altersgerecht werden
Bellmann wie andere Bildungsexperten weisen darauf hin, dass für eine alternsgerechte Personalpolitik entsprechende Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Zum einen bezogen auf Arbeitsmarkt und Unternehmen und damit auf die Beschäftigungsfähigkeit: Hier muss die Bereitschaft wachsen, auch ältere Personen einzustellen beziehungsweise ältere Mitarbeiter länger zu beschäftigen. Zum zweiten gilt es, die Arbeitsfähigkeit der Älteren bis zum Renteneintritt zu erhalten. Hierbei spielt Weiterbildung eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle. Gesundheitsvorsorge gehört genauso dazu wie Motivation, beispielsweise durch Arbeitszeitmodelle, die die Situation der Älteren berücksichtigen.
Doch viele Betriebe sind noch nicht so weit. Zwar erkennen sie an, dass sich aus dem prognostizierten Arbeitskräftemangel zukünftig Probleme für ihr Unternehmen ergeben können. Aber dass sie heute Maßnahmen ergreifen müssen, um das Fehlen an qualifiziertem Nachwuchs besser abfedern zu können, findet besonders in Regionen mit (noch) guter demographischer Situation zu wenig Gehör.
Thüringen erhält besondere Förderung für die Weiterbildung älterer Mitarbeiter
„Bis das in den Betrieben ankommt, bedarf es einer gewissen Betroffenheit“, meint Rudolf Husemann, Professor für Weiterbildung und Erwachsenenbildung an der Universität Erfurt. In Thüringen weiß man, was Betroffenheit meint. Denn in dem Bundesland müssen sich die Arbeitgeber heute schon nach jungen Fachkräften strecken. Das war mit ein Grund, warum Thüringen als deutsche Schwerpunktregion am EU-geförderten Leonardo-Projekt „Betriebliche Weiterbildung von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in KMU und Entwicklung von regionalen Supportstrukturen (AgeQual)“ teilnahm.
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