Lagern und Sägen Kasto modernisiert Sägezentrum bei Haver & Boecker in Münster
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Kasto modernisiert und erweitert zwei manuelle Sägeanlagen durch eine an das Lager angebundene, halbautomatische Kastoflex A. Ein Roboter spielt auch noch eine Rolle.

Aufbereiten, transportieren, lagern, mischen, abfüllen, verpacken, palettieren und verladen von Schüttgütern heißen die Jobs, die bei Haver & Boecker Maschinenfabrik das Tagesgeschehen charakterisieren. Das Portfolio des Unternehmens, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1887 reichen, umfasst Pack- und Verladeanlagen für pulverförmige und granulierte Materialien, Packmaschinen für die Abfüllung von Lebensmitteln und Tiernahrung sowie Füllstationen und ganze Abfülllinien für flüssige und pastöse Produkte. Hinzu kommen Siebmaschinen, Waschsysteme und Pelletierteller, Rührwerke und Mischer, Palettier- und Verladetechnik, Silos sowie Schiffsbe- und -entlader. Die einzelnen Prozessschritte werden zudem im eigenen Haus zu effizienten und integrierten Komplettlösungen vernetzt. Der familiengeführte Mittelständler mit Hauptsitz im westfälischen Oelde ist mittlerweile mit mehr als 50 Tochterunternehmen und 150 Vertretungen auf allen fünf Kontinenten tätig und beschäftigt weltweit rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Für vor Jahren noch bewährte Systeme war die Zeit gekommen
Eine knappe Autostunde von der Zentrale entfernt befindet sich der Unternehmenscampus von Haver & Boecker in Münster: Hier ist unter anderem der Metallbau der Maschinenfabrik ansässig, der für die Fertigung der Maschinen und Anlagen eine zentrale Rolle spielt. Der Standort beinhaltet die Blechverarbeitung, den Gestellbau, eine Strahl- und eine Lackieranlage – und ein Sägezentrum, bestehend aus einem automatischen Langgutlager und zwei nahtlos daran angeschlossenen Kreissägen.
In dem sechs Meter hohen System lagern in 1.037 Fächern Rund- und Flachmaterialien, Rohre, Hohlprofile und Winkel in zahlreichen Querschnitten und Werkstoffen. Knapp ein Drittel der gesägten Teile sind außerdem Einzelstücke. Bei 90 Prozent geht es um Losgröße zwei und zehn. Verarbeitet werden hauptsächlich Stahl und Edelstahl, aber auch Aluminium und andere Metalle. Das heißt, die Prozesse müssen sehr flexibel und produktiv ablaufen, was sowohl auf organisatorischer als auch auf technischer Seite sein muss.
Das bereits existierende Sägezentrum stammt auch aus dem Hause Kasto und wurde bereits 1998 installiert. Nach über 20 Jahren im Einsatz hat es nun aber seinen Soll erfüllt. Die damals verbaute SPS war unter anderem abgekündigt und die Ersatzteilversorgung wurde immer schwieriger. Auch hatte das Unternehmen mittlerweile SAP eingeführt, jedoch wurde das bestehende System nur mittels FTP an SAP IM angebunden. Dadurch mangelte es an Transparenz in Bezug auf die aktuellen Lagerbestände. Die damalige voll integrierte Sägemaschine – eine Produktionskreissäge von Kasto – war ebenfalls stark verschlissen, sägte ungenau und war damit am Ende.
Eine Modernisierung vermeidet einen teuren Neubau
Nachdem im Frühjahr 2019 die konkreten Anforderungen intern definiert waren, kam wieder Kasto ins Spiel. Dabei wurde entschieden, das Sägezentrum umfassend zu modernisieren, damit dieses den aktuellen Ansprüchen wieder gerecht wird. Der Stahlbau des Langgutlagers ist nämlich nach wie vor einwandfrei, weshalb ein kompletter Austausch nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Doch Haver & Boecker hat im Rahmen des Projekts einen zweiten Lagerbereich mit 320 Kassetten abgebaut. In diesem wurden Materialien aufbewahrt, die nicht in einem Kragarmlager gelagert werden können. So war mehr Platz in der Halle und die teils doppelte Lagerhaltung war Geschichte. Das Stangenlager erweiterte Kasto im Zuge dessen um drei Ständerreihen sowie um 60 Kassettenplätze innerhalb des Stangenlagers, womit die nötige Kapazität geschaffen wurde.
Bei dem Regalbediengerät (RBG), das die bis zu 6,5 Meter langen Materialien selbstständig ein- und auslagert, war auch eine Modernisierung erforderlich. Die Kasto-Experten tauschten unter anderem die Schaltschränke, die Energiezuführung, die Mess- und Regeltechnik sowie die Hub- und Fahrwerksmotoren durch neue und zeitgemäße Komponenten aus. Die veraltete SPS wich einer modernen S7-Steuerung. Die Modernisierung des RBG verdoppelte die Geschwindigkeiten von 30 auf 60 Meter pro Minute, freut sich der Auftraggeber. Für die Lagerverwaltung kommt nun das Warehouse Management System (WMS) Kastologic von Kasto zum Einsatz. Dieses ist über eine gemeinsam definierte Schnittstelle an das bei Haver & Boecker eingesetzte ERP-System von SAP angebunden. Das, heißt es, beschleunigt und verschlankt die Prozesse deutlich, weil zum Beispiel Sägeaufträge nun auch an die Gehrungssäge elektronisch übermittelt werden können.
Eine Anlage kann entfallen – dennoch steigt die Leistung
In Sachen Sägetechnik nutzte die Maschinenfabrik den Umbau nicht nur zur Erneuerung, sondern auch zur Optimierung. Denn Anstelle von zwei manuellen Sägen (eine für Gerad- und eine für Gehrungsschnitte), die an das ehemalige Kassettenlager angebunden waren und einer automatischen, an das Langgutlager angebundenen Kreissäge, sind nun nur noch zwei Sägemaschinen an das Langgutlager angebunden. Eine davon ist die Kastoflex A, eine, wie es heißt, universell einsetzbare Kreissägemaschine für Materialien bis 150 Millimeter Durchmesser. Mit ihr können sowohl Gerad- als auch Gehrungsschnitte automatisch durchführen. Beim Gehrungssäge gibt es außerdem die zeitsparende Besonderheit der Datendurchgängigkeit, die sich vom 3D-Modell über das ERP-System bis in die Kastologic und in die materialoptimierte Abarbeitung der Sägeaufträge erstreckt. Das hat unsere Performance deutlich verbessert", hebt Hinse hervor. Die Materialzufuhr erfolgt über eine Übergabestation (Verfahrwagen mit Wechselstation). Auf dieser können Materialien für die abzuarbeitenden Sägeaufträge vorgelagert werden, während die Säge noch arbeitet. Von Hand oder per Hallenkran entnimmt der Bediener die zu sägenden Stangen, Rohre oder Profile aus der Übergabestation des RBG und legt sie auf die Rollenbahn der Säge.
CNC-Produktionskreissäge und modernes Materialhandling
Direkt daneben ist mit der Kastovariospeed SC 15 eine NC-gesteuerte, vollautomatisierte Produktionskreissäge aufgebaut. Sie trennt Vollmaterial, Profile und Rohre in allen Qualitäten – einschließlich schwer zerspanbare Werkstoffe. Ihre solide Bauart und die leistungsfähigen Komponenten ermöglichen dabei besonders präzise Schnitte. Das Material wird bei ihr automatisch über eine Fördertechnikstrecke zugeführt. Für die Entnahme und Ablage der Abschnitte ist die Säge mit dem Roboter-Handlingsystem Kastosort verbunden. Ein Industrieroboter entnimmt mithilfe einer Kippvorrichtung die Werkstücke aus dem Arbeitsbereich der Kastovariospeed und legt sie mit einer Art Löffel in einem von mehreren Behältern ab. Mit einem Vakuumgreifer holt der Roboter auch noch Etiketten von einem Drucker ab und platziert diese in den jeweiligen Behältern, welche vorab durch die Mitarbeiter auf Paletten neben dem Roboter bereitgestellt wurden. Dadurch sind die Abschnitte direkt auftragsbezogen sortiert – ein Arbeitsschritt, der früher viel Zeit in Anspruch nahm. Damit sind die Sägeteile rasch sortiert, identifizierbar und bereit für den Weitertransport zum nächsten Bearbeitungsschritt.
Nach drei Wochen lief das neue Lager-Säge-System problemlos
Die beiden Sägen können über ein Terminal per Touch-Steuerung bedient werden – und zwar so intuitiv und einfach, dass der Anwender schnell damit klarkommt. Auch die Sicherheitstechnik ist mit modernen Lichtvorhängen und Einhausungen auf dem neuesten Stand, so dass Unfälle und Verletzungen nahezu ausgeschlossen sind. Sollte es dennoch zu einer Störung kommen, kann Kasto sich remote auf die Anlage schalten und schnell Abhilfe schaffen. Als Alternative besteht mit Kasto Visualassistance die Möglichkeit, die Mitarbeiter vor Ort per Smart Glasses und Livestream bei Reparatur- und Wartungsaufgaben zu unterstützen.
Der Umbau fand im Herbst 2020 statt – im laufenden Betrieb und mitten in der Corona-Pandemie, wie man betont. Trotz der widrigen Umstände konnte Haver & Boecker den eng gesteckten Zeitplan einhalten, ohne dass es währenddessen zu Engpässen in unserer Fertigung kam. Haver & Boecker richtete für die Übergangsphase einen provisorischen Sägebereich mit einem provisorischen manuellen Lager ein. Bis zu 15 Kasto-Mitarbeiter waren dabei gleichzeitig vor Ort und haben es ermöglicht, dass die neue Anlage schon nach drei Wochen prozesssicher lief. Danach waren noch Einweisungen nötig und die Beseitigung kleinerer Probleme.
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