GKV-Jahrespressekonferenz 2017 Kunststoffbranche bangt um Schlagkraft – Trotz Rekordumsatz

Redakteur: Peter Königsreuther

Die deutschen Protagonisten der Kunststoff verarbeitenden Industrie knacken umsatztechnisch erstmals die 60-Milliarden-Euro-Grenze und sprechen von Rekord-Beschäftigungszahlen. Dennoch dräuen Gefahren aus Ausland, Politik und Nachwuchssektor, wie der GKV, Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. jetzt verkündete.

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Dirk E. O. Westerheide, der GKV-Präsident, empfiehlt: „Weil wir mit einer Erhöhung des EZB-Zins bis Anfang 2018 rechnen, sollten größere Investitionen so schnell wie möglich, unter den jetzt noch relativ günstigen Bedingungen, in die Finanzierungsphase gehen.“
Dirk E. O. Westerheide, der GKV-Präsident, empfiehlt: „Weil wir mit einer Erhöhung des EZB-Zins bis Anfang 2018 rechnen, sollten größere Investitionen so schnell wie möglich, unter den jetzt noch relativ günstigen Bedingungen, in die Finanzierungsphase gehen.“
(Bild: Königsreuther)

Der Aschermittwoch ist der traditionelle Tag, an dem der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV) in Frankfurt am Main im Hotel International seine neuesten Zahlen sowie Prognosen für die Branche verlauten lässt. Zunächst die guten Nachrichten:

Die gute Auftragslage in 2016 hat der Branche einen Umsatzzuwachs von 3,2 % beschert, wie GKV-Präsident Dirk E. O. Westerheide in seiner Eröffnungsrede berichtete. Monetär bedeute das einen Gesamtumsatz von 60,8 Mrd. Euro.

60-Mrd-Euro-Schallmauer durchbrochen

„Erstmals hat unsere Branche die magische Marke von 60 Mrd. Euro überschritten“, betonte Westerheide. Dabei habe das Auslandsgeschäft mit 3,6 % Zuwachs deutlich stärker zugelegt als die Inlandsaktivitäten mit ihren 2,8 %. Die positive Folge ist, dass in der Kunststoff verarbeitenden Industrie die Beschäftigtenzahl gesteigert wurde, die momentan einen Rekordwert von 317.000 Mitarbeitern erreicht habe.

Trotz positiver Ergebnisse und allgemeiner Zuversicht im Hinblick auf das begonnene Geschäftsjahr 2017, merkte Westerheide auch an, dass sich die Branche diversen Problemen zu stellen habe.

Die Sorgenkinder aus dem Ausland...

Insbesondere Trumps Einstellung zum Freihandel gebe Grund zur Besorgnis, aber auch der Brexit sei ein Damoklesschwert, dessen finale Auswirkungen, die sicher nicht erfreulich würden, noch keiner einzuschätzen vermöge. Immerhin blicken 56 % der Unternehmen mit Sorge auf die Brexit-Konsequenzen, wie der GKV-Präsident betonte. Gewisse Kompensationschancen zum „auf Eis“ liegenden TTIP erhofft sich der GKV deshalb vom jüngst beschlossenen europäisch-kanadischen Freihandelsabkommen CETA. Profitierten vom Freihandel und den damit einhergehenden Erleichterungen im Warenverkehr doch in der Regel alle Partnerländer. Und so würde das strategische Projekt eines europäisch-amerikanischen Freihandelsabkommens, wie es mit TTIP konzipiert ist, wahrscheinlich wichtige Impulse für unsere exportorientierte Wirtschaft setzen – damit ist es dank Trump nun erst mal vorbei.

Trumps erste Aktionen belasten das polymere Nervenkostüm

Einen ersten Vorgeschmack auf das, was nun jedoch vielleicht noch kommen mag, lieferte der neue amerikanische Präsident unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit der Androhung von Strafzöllen gegen Produktionsstandorte der Automobilindustrie und Automobilzulieferer im US-Nachbarland Mexiko, so Westerheide. Die seit Jahren bestehenden relativ hohen Zollschranken zwischen en USA und Europa haben beispielsweise bisher nicht dazu geführt, dass in den USA hergestellte Fahrzeuge deutscher Hersteller auf dem europäischen Markt geringeren Absatz gefunden hätten. Über den Erfolg im Außenhandel entscheidet die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte. Zölle stellen nach allen Erfahrungen kein geeignetes Instrument zur Behebung struktureller Außenhandelsungleichgewichte dar. Wir empfehlen dem amerikanischen Präsidenten, seine Position zu TTIP und zum Freihandel zu überdenken.

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