Siemens-Zukunftsdialog Manager unterstützen Energiewende trotz Kritik an der Umsetzung

Redakteur: Stéphane Itasse

96 % der Vorstände und Geschäftsführer sprechen sich grundsätzlich für die Energiewende in Deutschland aus. Allerdings sehen 84 % das Projekt auf keinem guten Weg, wie eine Studie ergab, die Siemens am Donnerstag auf seinem Zukunftsdialog in Düsseldorf vorgestellt hat.

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NRW-Umweltminister Johannes Remmel am Steuerstand des neuen ICx, umrahmt von Siemens NRW-Chef Herbert K. Meyer, Siemens-Deutschlandchef Rudolf Martin Siegers und Marc Tillmanns aus dem Siemens-Werk Krefeld.
NRW-Umweltminister Johannes Remmel am Steuerstand des neuen ICx, umrahmt von Siemens NRW-Chef Herbert K. Meyer, Siemens-Deutschlandchef Rudolf Martin Siegers und Marc Tillmanns aus dem Siemens-Werk Krefeld.
(Bild: Siemens)

Die deutschlandweit auf Vorstands- und Geschäftsführerebene erfolgte Kundenbefragung ergab, dass sich weit über 90 % der Befragten Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Energieeffizienz von der Energiewende erwarten, wie der Elektrokonzern weiter mitteilt. In technischer Hinsicht würden fast 90 % der Befragten Investitionen in den Netzausbau und die Entwicklung wirksamer Stromspeichertechnik für wichtig und förderungswürdig halten.

Deutsche Manager wollen Planungssicherheit für Investitionen in nachhaltige Energieversorgung

Mehr als 80 % hätten Interesse an flexiblen Finanzierungsmodellen, um Maßnahmen für eine nachhaltige Energieversorgung vorzunehmen. Und wenn es dazu noch mehr Planungssicherheit geben würde, könnten sich fast ebenso viele vorstellen, schon heute in solche Maßnahmen zu investieren. Gut 80 % der Siemens-Kunden würden sich mit den wesentlichen Zielen der Energiewende, wie CO2-Reduzierung und Energieeffizienz, voll vertraut sehen.

Eine weitere bei McKinsey in Auftrag gegebene Studie mit dem Titel „Chancen für die Energiewende – was kann Deutschland aus ausgewählten internationalen Fallbeispielen lernen?“ (Downloadlink am Ende des Artikels) stellte 20 Ansätze in anderen Ländern vor, die sich in Deutschland mit vergleichsweise wenig Aufwand übernehmen lassen. Die Studie weist zum Beispiel darauf hin, dass sich durch die Steigerung der Energieeffizienz in Industrie, Gebäuden und Verkehr im Jahr 2020 bis zu 15 Mrd. kWh Strom sparen ließen, was den Gesamtstrombedarf Deutschlands in diesem Jahr um rund 2,5 % sinken lassen würde. Die Abwärmerückgewinnung für die Stromerzeugung bei Zement- und Glaswerken sowie die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf Leuchtdioden zum Beispiel brächte jeweils weitere 2 TWh Stromeinsparung. Und eine Flexibilisierung des industriellen Strombedarfs könnte die Nachfrage nach Spitzenlast von zwei Großkraftwerken um etwa 2 GW reduzieren.

Energieeffizienz bietet auch in Deutschland noch viel Potenzial

„Wir wollen aus dem Jahrhundertprojekt Energiewende auch einen Erfolg für die Wettbewerbsstärke der Region machen, indem Visionen Realität werden“, sagte Siemens-Deutschlandchef Rudolf Martin Siegers beim Zukunftsdialog in der Düsseldorfer Rheinterrasse. Rund 200 hochrangige Unternehmensvertreter aus Nordrhein-Westfalen, Experten, Visionäre, Zukunftsforscher und Wissenschaftler informierten sich dafür in Arbeitsgruppen, bei Vorträgen und in einer Ausstellung. Sie zeigte Zukunft, die heute schon möglich ist, wie etwa die virtuelle Fabrik.

Alleine durch Energieeffizienz steigernde Maßnahmen ließen sich in Gebäuden und Produktionsprozessen von Industriebetrieben tatsächlich schnell 30 % und mehr an Energiekosten einsparen. Siegers: „Heute ist Energieeffizienz der wichtigste Antrieb für Industrie und Infrastruktur, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Das sei gerade für NRW wichtig, wo 30 % der bundesweit erzeugten Energie produziert, jedoch 35 % der in Deutschland produzierten Energie auch verbraucht würden.

„Die Energiewende braucht keine Spielverderber, sondern Spielmacher. Sie ist ein umfassendes Gemeinschaftswerk, das auf den Glauben an die Lernfähigkeit und Kreativität unserer modernen Gesellschaft im Umgang mit den von ihr selbst verursachten Gefahren und Risiken setzt. Wir stehen mitten in einer neuen Gründerzeit, die den Vergleich mit früheren Gründungsepochen nicht zu scheuen braucht“, sagte Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, als Gastredner zu dem Thema: „Kommunen sind die Träger der Energiewende, made in NRW“.

Menschen in Deutschland an der Energiewende sehr interessiert

Nicht nur das Programm des Siemens-Zukunftsdialogs, sondern auch die gezeigte und diskutierte Themenvielfalt machten deutlich, dass die Menschen in der Zukunft über die Energiewende hinaus noch weit mehr Interessen und Herausforderungen für sich sehen. Zukunftsforscher Prof. Dr. Horst W. Opaschowski stellte in seinem Referat fest: „Die Bevölkerung in Deutschland ist zukunftshungrig geworden. Ihre Zukunftsvisionen konzentrieren sich derzeit auf fünf Lebensqualitätsbereiche mit innovativem Anspruch: Medizin, Energie, Soziales, Arbeit und Konsum.“

Herbert K. Meyer, Leitung Siemens AG, Region West, nannte passend dazu regionale, in die Zukunft weisende Beispiele, die Siemens heute schon anbietet. In seinem Eröffnungsvortrag zum Zukunftsdialog mit dem Titel „Den Wandel gemeinsam gestalten – unsere Chancen für die Zukunft“ meinte er unter anderem, dass gerade der Westen Deutschlands als größter zusammenhängender Wirtschaftsraum Europas enormes Potenzial habe, auch in technischer Hinsicht von den künftigen Entwicklungen etwa in den Bereichen Industrie, Medizin, Energie und bei städtischen Infrastrukturlösungen zu profitieren. „Gemeinsam könnten wir in NRW neben einer lebenswerten Zukunft durchaus auch Technologieführerschaften erreichen.“

Siemens forscht in zahlreichen Projekten an der Energiewende

Meyer nannte in diesem Zusammenhang unter anderem zwei medizinische Forschungsprojekte für Bild gebende Verfahren in Essen und Jülich, ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit Weltrekord-Wirkungsgrad, das derzeit in Düsseldorf gebaut wird, ein Smart-Grid-Projekt in Wachtendonk und ein Pilotprojekt zur Stromspeicherung mit Hilfe der Elektrolyse-Technik in Niederaußem. Beispielhaft nannte er auch das Krefelder Siemens-Werk, in dem für die Deutsche Bahn AG nicht nur der ICE-Nachfolger ICx als größter Auftrag in der 165-Jährigen Siemens-Geschichte gebaut wird, sondern mit Energiespar-Contracting auch neue Wege beim Energiesparen und CO2-Reduzieren beschritten würden. Ähnliche Vorzeigeprojekte gebe es zudem in der Universitätsklinik Münster und beim Bundesverwaltungsamt Köln.

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