VDE Medizintechnik-Branche steht weltweit vor gewaltigen Veränderungen

Redakteur: Stéphane Itasse

Die Medizintechnik-Industrie steht weltweit vor gewaltigen Umbrüchen. Wurden bisher Weltmarkt und Produktinnovationen weitgehend von den USA bestimmt, so zeichnet sich in den kommenden Jahren eine dramatische Aufholjagd der asiatischen Länder ab, wie der VDE mitteilt. Dies gehe vor allem zu Lasten der USA.

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Das ist das Ergebnis der Studie „Medtech 2020“ des VDE, an der laut Verband rund 700 internationale Experten aus Wissenschaft, Kliniken und Industrie mitgewirkt haben. Die Studie wurde in München zur Eröffnung des Weltkongresses der Medizintechnik vom VDE veröffentlicht.

Deutsche Medizintechnik exportiert stark

Die Medizintechnik ist in Deutschland mit einem Gesamtumsatz von 17,8 Mrd. Euro zu zwei Dritteln auf den Export ausgerichtet, heißt es weiter. Daher spiele die Situation auf dem Weltmarkt eine besondere Rolle für diese Branche.

Nach den Ergebnissen der VDE-Studie sehen die internationalen Experten in den kommenden Jahren vor allem bei der Innovationskraft deutliche Zugewinne für Asien. Im derzeit umsatzstärksten Bereich etwa, der bildgebenden Diagnostik, müssten die USA nach Ansicht der Befragten bis 2020 ihre Vorreiterrolle an Asien abgeben: Jeder zweite sehe dann Asien führend bei Produktinnovationen. Auch Europa soll in diesem Feld dramatisch zurückfallen, nur noch jeder sechste Experte erwarte Europa vorn.

Neue Innovationsfelder für die Medizintechnik identifiziert

Als wichtigste neue Innovationsfelder erwarten die Fachleute bis 2020 Telemedizin und Digitalisierung des Gesundheitswesens (E-Health), die regenerative Medizin sowie Prothetik und Implantate. Vor allem bei Prothetik und Implantaten würden sie in Asien sprunghafte Zuwächse sehen.

Dagegen wird laut Studie im Feld Telemedizin und E-Health Europa die USA als Technologieführer ablösen. In anderen wichtigen Bereichen, etwa in der regenerativen Medizin, bei Diagnosen mit speziellen Probekits (in-vitro-Diagnostik ) oder bei chirurgischen Instrumenten für minimal-invasive Chirurgie und Endoskopie, rechneten die Experten damit, dass die USA an Bedeutung verlieren, Europa seine Stellung weitgehend behaupten kann, zugleich aber Asien deutlich aufholt.

Geringe staatliche Förderung für die Medizintechnik kritisiert

Als wichtigste Innovationshürde würden die Fachleute die mangelnde staatliche Förderung sehen. Interessanterweise sei diese Meinung unter den deutschen Befragten weniger ausgeprägt als im übrigen Westeuropa. Dagegen würden in Deutschland die Zulassungsverfahren für neue Medizintechnologien als größeres Hemmnis empfunden als in den Nachbarländern, obwohl sie EU-weit einheitlich geregelt sind.

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