Blechumformung Mit neuer Tiefziehpresse die Produktivität gesteigert

Autor Stéphane Itasse

Eine Ersatzbeschaffung war dringend nötig. Doch mit einer neuen Tiefziehpresse hat es der Lohnfertiger Keinhorst geschafft, zugleich auch seine Kapazität zu erhöhen und das Spektrum der Fertigungsmöglichkeiten auszuweiten.

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Mit der neuen Tiefziehpresse von AP&T bearbeitet Keinhorst normalerweise Edelstahl.
Mit der neuen Tiefziehpresse von AP&T bearbeitet Keinhorst normalerweise Edelstahl.
(Bild: Itasse)

Ob Lasern, Metalldrücken, Stanzen, Tiefziehen, Beschneiden, Sicken, Sägen, Abkanten oder Bolzenschweißen – wer etwas aus Metall bearbeiten lassen muss, wird bei der Keinhorst GmbH in Sundern fündig. Das Unternehmen mit seinen 25 Mitarbeitern ist vor allem darauf spezialisiert, die unterschiedlichen Fertigungsmöglichkeiten zu kombinieren, und die Montage gehört natürlich auch dazu. Ein eigener Werkzeugbau sorgt dafür, dass die Aufträge schnell und flexibel realisiert werden können. Die Kunden kommen vor allem aus Leuchtenindustrie, Möbelherstellung, Maschinenbau, Komponentenfertigung, Elektroindustrie, Automotive und Sanitärindustrie.

Mehr Presskraft zum Tiefziehen

Für das Tiefziehen hat das Unternehmen seit einigen Monaten seine Möglichkeiten erweitert: Eine neue, hydraulische Presse von AP&T hat bei den Sauerländern Einzug gehalten. „Zunächst war es eine Ersatzbeschaffung für eine alte Tiefziehpresse aus dem Jahr 1975, die wir gebraucht gekauft hatten“, sagt Betriebsleiter Elmar Müller im Gespräch mit MM Maschinenmarkt. Die alte Maschine hat noch Elektro-Steckkarten. „Wenn die kaputt sind, bekommt man keine neuen mehr“, erläutert Müller den dringendsten Grund für den Kauf.

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Doch die neue Tiefziehpresse kann mehr. „Statt 200 t Presskraft haben wir 315 t, der Tisch ist jetzt 1,6 m × 1,3 m groß statt 1 m × 1 m“, berichtet Frank Reichelt, Fertigungsleiter in dem Unternehmen. Auf dieser Maschine werden hauptsächlich Edelstahlteile gefertigt, bisher bis zu einer Materialstärke von 2 mm. „Mit dieser Tiefziehkraft könnten wir aber auch bis 3 mm gehen, wenn die entsprechenden Aufträge vorliegen“, sagt er weiter. „Mit Stahl könnten wir noch deutlich mehr, aber das ist nicht unser Bereich“, ergänzt Müller. Auf dem Ziehkissen sind die Pins zudem konzentrisch angeordnet statt in einem quadratischen Raster, was bei runden Teilen von Vorteil ist. Der Zylinderhub liegt bei 800 mm. Einen besonderen Vorteil hat die neue Maschine noch aus Sicht von Reichelt: „Mit dem Zusatzzylinder im Hauptzylinder könnte man auch Stülpziehvorgänge bearbeiten. Er dient aber auch als Auswerfer.“

Kapazitäten praktisch mehr als verdoppelt

Bei der Einrichtung bietet die neue Presse natürlich gewaltige Vorteile: Das Programm ist digital gespeichert und stufenlos einstellbar, an der alten Maschine müssen die Einstellungen noch mit Schiebern vorgenommen werden – und das jedes Mal von neuem. „An der neuen Tiefziehpresse müssen wir nur noch schnell nachjustieren, je nachdem, wie das Material ausfällt“, sagt Reichelt. Hier kann es durchaus Abweichungen geben, berichtet er, bedingt durch die verschiedenen Chargen des Materialherstellers und die Herkunft des Vormaterials. Und Müller ergänzt: „Mit der Presse haben wir unsere Kapazitäten praktisch mehr als verdoppelt, auch durch das schnellere Einrichten.“ Die alte Maschine steht weiterhin in der Halle, als Sicherheit und für kurzfristige Aufträge.

Die Entscheidung für AP&T fiel bei Keinhorst aus zwei Gründen: Erstens steht in der Fertigung noch eine Presse von Lagan, einem der Hersteller, aus denen AP&T hervorgegangen ist. „Sie arbeitet zuverlässig, damit sind wir sehr zufrieden“, berichtet Müller. Der zweite Grund ist, dass AP&T seine deutsche Niederlassung in Burbach im Siegerland hat. „Bei anderen Pressenherstellern, beispielsweise aus Süddeutschland, hat man manchmal Probleme, schnell einen Servicetechniker zu bekommen. Eine Stunde Fahrt von Burbach, das ist schon in Ordnung“, sagt der Betriebsleiter. „Wir haben dort ein kleines Lager mit den gängigen Ersatzteilen, aus Schweden sind sie spätestens nach einem Tag da“, ergänzt Stefan Hildebrandt, Area Sales Manager des Pressenherstellers. Die Niederlassung arbeitet auch als Integrator und übernimmt Inbetriebnahme und Programmierung der neuen Maschinen. Außerdem bietet die Tiefziehpresse bei Keinhorst Zugang für die Fernwartung.

Der Aufbau der 30-t-Presse war freilich ein Kraftakt bei Keinhorst. Muskelkraft war zwar nicht so sehr gefragt, weil AP&T ein eigenes hydraulisches Gestell zum Entladen und Aufrichten der Presse hat. Doch zuvor galt es, ein Fundament für die Maschine sowie die nötigen Anschlüsse zu errichten. Und auch beim Aufstellen der Tiefziehpresse mussten noch einige Teile abgeschraubt werden, um Kollisionen an der Hallendecke zu vermeiden. Doch letzten Endes ging alles glatt. „Es war wir geplant: Die Maschine stand nach einem Tag, die Einweisung und Schulung dauerte eine Woche. Das hat hundertprozentig geklappt“, sagt Müller.

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