Rohstoffversorgung Risikofall metallische Rohstoffe

Von Stefanie Michel

Anbieter zum Thema

Kein modernes Industrieprodukt ohne Metalle: Obwohl Deutschland über eine lange Bergbautradition verfügt, müssen heute alle metallischen Rohstoffe eingeführt werden – darunter auch die unabdingbaren Seltenen Erden. Diese Importabhängigkeit macht verwundbar. Und so ist nicht nur die Volatilität der Rohstoffpreise ein Risiko. Daneben gibt es auch Versorgungsrisiken, die politisches Handeln erfordern.

Ohne Metalle keine Industrieprodukte: Aufgrund der Importabhängigkeit sind die Rohstoffpreise für die deutsche Industrie ein Risiko.
Ohne Metalle keine Industrieprodukte: Aufgrund der Importabhängigkeit sind die Rohstoffpreise für die deutsche Industrie ein Risiko.
(Bild: Stefanie Michel)

Dieser Beitrag ist erstmals am 13. März 2015 im MM Maschinenmarkt erschienen

Metallrohstoffe – viel Wind um nichts? Das klang wohl provokant genug, um am 4. März – zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Talk im Technikum“ des Augsburger Bifa-Umweltinstituts – eben dieses Technikum bis auf den letzten Platz zu füllen. Das Thema Rohstoffe „bewegt" also noch immer, auch wenn die Diskussion aktuell nicht mehr in der Breite geführt wird, wie das vor fünf oder sechs Jahren war, als beträchtliche Preisbewegungen an den Metallrohstoffmärkten für Wallungen in der Öffentlichkeit sorgten.

Anhaltend schwache Preisentwicklung bei Rohstoffen

Warum der „Wind“ mittlerweile abgeflaut ist, verrät ein Blick auf die einschlägigen Rohstoffpreisindices – beispielsweise auf den Rohstoffpreisindex der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW). Abgesehen von den üblichen saisonalen „Aufs und Abs“ zeigt der Trend seit geraumer Zeit tendenziell nach unten – auch im Januar 2015, als die Preise aller metallischen Industrierohstoffe teils deutlich nachgaben.

Beispielsweise verbilligte sich Kupfer um 9,5 %, der Nickelpreis sank um 7,7 %. Blei gab um 6 % im Preis nach, Aluminium um 5,9 %. Der Zinkpreis schmolz um 2,9 % ab, der von Eisenerz um 2,4 %, Zinn wurde um 2,2 % billiger. Die Preise für die sogenannten Seltenen Erden, denen eine besondere industriepolitische Bedeutung zugemessen wird, blieben unverändert. Lediglich die Edelmetallpreise zogen weiter an: Gold um 4,1 %, Silber um 5,3 % und Platin um 2,2 %.

Bildergalerie

Ursache für den deutlichen Preisauftrieb im Edelmetallbereich ist nach Einschätzung von VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt „die zunehmende Verunsicherung der Märkte, insbesondere im Hinblick auf die Russland-Krise und die Entwicklung in Griechenland“. Ansonsten stehen die Metallpreise eher unter dem Druck der geringen weltwirtschaftlichen Dynamik, die wiederum geprägt ist von einem Abflachen des Wachstums in China, der Wirtschaftskrise in Russland sowie der Konjunkturschwäche in der Eurozone. Deshalb rechnet Brossardt „auch für die kommenden Monate nur mit einer schwachen Preisentwicklung“.

Bei der Rohstofffrage besteht weiterhin Handlungsdruck

„Folglich spielt in der aktuellen Diskussion die Verknappung von Rohstoffen keine größere Rolle mehr“, diagnostizierte Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rommel, Leiter des Bifa-Umweltinstituts beim Augsburger Technikumstalk. Das war nicht immer so. So führte der Aufstieg der Schwellenländer – nicht zuletzt das rasante Wirtschaftswachstum Chinas – zu einem kräftigen Anstieg der weltweiten Nachfrage nach metallischen Rohstoffe, mit dem das Angebot kaum Schritt halten konnte, was sich schließlich in einem Preisauftrieb niederschlug. „2009, in der Weltwirtschaftskrise, sind die Preise eingebrochen, dann wieder gestiegen, jetzt geben sie langsam wieder nach“, sagte Dr. Hubertus Bardt, Rohstoffexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), in Augsburg.

Trotzdem darf die gegenwärtige Entspannung an der Preisfront nicht Anlass sein, das Thema Rohstoffversorgung ad acta zu legen. Schließlich ist der Preis nur eines der zahlreichen Risiken, die mit dem Rohstoffthema verbunden sind. „Auch wenn sich die Situation auf den globalen Rohstoffmärkten etwas entspannt hat, existieren nach wie vor strukturelle Probleme und Wettbewerbsverzerrungen“, warnt BDI-Präsident Grillo. „Es besteht weiterhin Handlungsdruck.“

Import aller deutschen Metall-Rohstoffe bereitet Sorgen

Besondere Sorgen dürften deutschen Rohstoffeinkäufern mögliche Unterbrechungen der Rohstoff-Supply-Chain bereiten. Denn obwohl Deutschland auf eine lange Tradition als Rohstoffförderer zurückblicken kann, müssen heute die Metallrohstoffe importiert werden. Wurde Eisenerz Anfang der 1960er-Jahre noch zu gut einem Drittel aus heimischer Erde in die heimischen Hochöfen befördert, ist man inzwischen gänzlich auf Einfuhren angewiesen. Generell liegt die Importquote bei Metallrohstoffen bei 100 %, wie aus der VBW-Studie „Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft“ hervorgeht. Eine nennenswerte Förderung in Deutschland, so das Fazit, besteht nicht mehr – und genau das macht verwundbar.

Angesichts der Tatsache, „dass der Besitz von Metallen und die Fähigkeit, damit umzugehen, immer ein strategischer Vorteil für ganze Gesellschaften war“, wie Bifa-Chef Rommel betonte, hätte eine längere oder dauerhafte Unterbrechung der Lieferkette für ein Industrieland wie die Bundesrepublik gravierende Folgen. „Moderne Industrieprodukte ohne Metalle“, so Rommel, „sind schlicht undenkbar.“ Deshalb liegt das Risiko für die Rohstoff verarbeitende Industrie in Deutschland nicht nur in der Preisentwicklung, sondern auch in der langfristigen Versorgung mit metallischen Rohstoffen.

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

(ID:43236824)