Fertigungsautomatisierung Roboter hilft dem Handwerker

Von Reinhold Schäfer

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Industrieroboter eignen sich nicht nur für Großbetriebe. Auch im Handwerk können Roboter die Produktivität steigern, wie zwei Beispiele zeigen.

Tischlermeister Axel Eigenstetter (links) steht vor dem Industrieroboter mit seinem Mitarbeiter Gunnar Mai.
Tischlermeister Axel Eigenstetter (links) steht vor dem Industrieroboter mit seinem Mitarbeiter Gunnar Mai.
(Bild: Kuka)
  • Ein Roboter von Kuka, der bis zu 500 kg trägt, fertigt in der Tischlerei Eigenstetter großvolumige Bauteile mit höchster Präzision.
  • In der Tischlerei Decker konnten mit dem Roboter-Kollegen noch größere Projekte in Angriff genommen werden.

Viele Chefs von mittelständischen und kleineren Unternehmen sind immer noch der Meinung, dass Roboter sich nicht für ihr Unternehmen eignen. Einige denken an die Kosten, andere haben rechtliche Bedenken. Dass der Einsatz sogar in Handwerksbetrieben sinnvoll ist, zeigen hingegen die nachfolgenden Beispiele:

Vor genau zehn Jahren stand die Tischlerei Eigenstetter aus Rehna, im Westen von Mecklenburg Vorpommern, vor einem Mammutprojekt. Unter anderem sollte eine kreisrunde Haustür mit Stichbogen für einen Rundturm gefertigt werden. Der komplexe und handwerklich anspruchsvolle Auftrag stellte die 21 Mitarbeiter starke Tischlerei vor eine gewaltige Herausforderung.

Tischlermeister Axel Eigenstetter setzt auf hohe traditionelle Handwerkskunst. Sohn Martin, ein studierter Maschinenbauer, brachte trotzdem die technische Digitalisierung in den Familienbetrieb – und schuf ein bis dato im Holzhandwerk einzigartiges Roboterfräszentrum von beeindruckenden Ausmaßen. Ein Roboter von Kuka, der bis zu 500 kg trägt, fertigt in einer Zelle großvolumige Bauteile mit höchster Präzision.

Eigenstetter arbeitet nun mit dem lokalen Fraunhofer Institut schon am nächsten Projekt. „Wir wollen kleinere Roboter in mittleren Serien an Tischlereimaschinen wie einer Fräse oder einem Bandschleifer nach dem part-to-tool-Prinzip einsetzen“, erklärt er. Die zu bearbeitenden Teile werden dabei von Robotern in die Maschinen gelegt. Darin sehe er großes Zukunftspotenzial im Handwerk.

Neuer Roboter-Kollege ermöglicht größere Projekte

Ein Roboter in einer Tischlerei mit 42 Mitarbeitern? Auch der Tiroler Tischler Martin Decker konnte sich das nicht vorstellen: „Aber ich muss zugeben, dass sich dadurch einige Türen geöffnet haben.“, Anlass war vor vier Jahren ein Auftrag für einen Architekten in England. „Es ging um eine große schaukelnde Bank, in die eine Sitzfläche gefräst werden sollte. Doch die Bearbeitungshöhe für die vorhandene Fünf-Achs-CNC-Fräse war zu klein“, erklärt Decker.

Durch Zufall hatte das Tiroler Unternehmen dann einen Anbieter gefunden, der einen Roboter von Kuka hatte.

Mithilfe des neuen Roboter-Kollegen konnte die Tischlerei Decker dann noch größere Projekte in Angriff nehmen. „Wir konnten Teile für riesige Baumhäuser fräsen, genauso elliptische Stiegenwangen oder ungewöhnliche Freiformen“, erklärt Decker.

Auf anfängliche Skepsis folgen Zukunftspotenziale

„Statt Mitarbeiter zu entlassen, haben wir sogar noch zwei weitere eingestellt“, sagt Decker. Andere Tischlereien aus der Umgebung würden bei ihnen Sonderteile anfertigen lassen. Zudem sei man attraktiver für Auszubildende geworden, die in einer vierjährigen Tischlerei Techniker-Ausbildung auch zusätzlich CNC-Kompetenz erlernen. Deckers Fazit zur Anschaffung des Roboters: „Man muss sich schon trauen, diesen Schritt zu gehen – und auch selbst ein wenig erfinderisch werden. Aber es lohnt sich.“

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