Vor dem Referendum To be or not to be – der Brexit und die Folgen
Die Welt wird sich auch am 24. Juni noch drehen. Doch Europa wird sich wandeln – egal, wie das Referendum endet.
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Wir haben in den letzten Tagen und Wochen alles über den Brexit gehört, gesehen und gelesen. Die Medien lassen kaum einen Aspekt aus.
Pro und Kontra des Ausscheidens der Briten werden mit Zahlen und Mutmaßungen unterlegt. Mit Fakten oder Halbwahrheiten vor allem aber mit Gefühlen sind die Befürworter des Brexit am Werk. Allem Demokratiemangel zum Trotz hat die Europäische Union aber ein friedliches und prosperierendes Europa geschaffen. Möge es uns erhalten bleiben so dass die Mängel behoben werden können.
Bei einem Brexit zieht sich der Scheidungsprozess in die Länge
Europa wird aber ab dem 24. Juni nicht mehr dasselbe sein. Im Fall des Brexit werden langwierige Übergangsverhandlungen stattfinden um die Formalitäten des Exits festzulegen. Der Scheidungsprozess wird lange werden.
Artikel 50 des EU-Vertrages gibt hier eine grobe Richtung vor. Der Premierminister muss beim EU-Gipfel am 28. Juni seinen Kollegen zunächst die Austrittsabsicht mitteilen. Vorgesehen ist anschließend eine Frist von zwei Jahren in denen die Verhandlungen über den Austrittsvertrag stattfinden.
Am Ende muss der Vertrag mit qualifizierter Mehrheit aller Mitgliedstaaten angenommen werden. Dass diese Verhandlungen rasch abgeschlossen werden könnten, ist aber unwahrscheinlich.
Bei einem Brexit droht ein Dominoeffekt
Andere Befürchtungen sind, dass der Austritt Großbritanniens einen Dominoeffekt nach sich ziehen könnte, bei dem durchaus vorhandene Anti-EU-Strömungen in mehreren Ländern noch mehr Popularität gewinnen. Die Forderungen einiger Regierungen an die EU, könnten dann mit Austrittsdrohungen mehr Gehör und Gewicht bekommen.
Nur wenige Experten glauben dagegen, dass ein Brexit die restlichen Mitglieder zu einem Vorantreiben der Integration motivieren könnte. Zu gestört ist das Klima durch nationalistische Bestrebungen, mit denen sich einige demagogische Populisten hervortun.
Folgen für die Finanzmärkte und den Handel
Kurzfristig werden wir aber Währungs- und Finanzturbulenzen erleben, Kapital ist eine nervöse Sache und bewegt sich gerne in sichere und aussichtsreiche Gefilde. Wo immer die auch künftig sein mögen.
In den nächsten Wochen und Monaten werden sich die betroffenen Firmen an die Arbeit machen und ihre Pläne nach dem Brexit zu konkretisieren.
Das Geschäft, Export sowie Import, muss neu aufgestellt werden, wenn die Briten nicht mehr am EU-Binnenmarkt teilnehmen. Zitiert wird gerne die Automobilindustrie auf der Insel, die sich nun vor Handelsschranken in die EU sehen wird.
Exporte nach Großbritannien machen einen wichtigen Teil der deutschen Exporte aus. Laut den betroffenen Verbänden stehen, im schlimmsten Fall einige hunderttausend Arbeitsplätze auf der Kippe.
Die Folgen für die Distribution
Die Distribution elektronischer Bauteile wird von diesen Änderungen betroffen sein. Etliche Hersteller und Distributoren bedienen den Markt von UK aus. Sie müssen über Struktur und Logistik ihres Geschäftsmodells nachdenken.
Von der Kapitalisierung über die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Marketing und der Steuergesetzgebung. Sogar die Personalpolitik ist betroffen, wenn Großbritannien nicht mehr die Freizügigkeit innerhalb der EU genießt. Das gilt natürlich auch anders herum.
Wie oben erwähnt werden das keine kurzfristigen Änderungen sein, aber sie werden bald zu spüren sein.
Alles ist bis zum Ergebnis der Abstimmung Spekulation. Wie immer das Ergebnis aussehen wird, es wird zu neuer Spekulation führen, das Thema wird uns noch lange beschäftigen.
* Wolfram Ziehfuss ... ist Mitglied der Geschäftsführung des Fachverbandes der Bauelemente-Distribution (FBDi)
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