Lieferketten Wie sich Einkäufer gegen das Coronavirus wappnen
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Die Auswirkungen des Coronavirus sind für die globale Wirtschaft und die exportorientierte deutsche Industrie deutlich zu spüren“, sagt beispielsweise Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Die mehr als 5000 deutschen Unternehmen in China seien derzeit in Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt. „In den kommenden Wochen rechnen mehrere Industriebranchen in Deutschland mit Engpässen bei Lieferungen aus Fernost, unter anderem Elektro, Automobil, Pharma und Papier“, berichtet er.
Lieferketten schnell analysieren
Derweil wappnen sich derzeit deutsche Einkäufer, Logistiker und Supply Chain Manager gegen die negativen Auswirkungen der Epidemie, wie der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) mitteilt. „In vielen Unternehmen werden Task-Force-Einheiten gebildet, die mögliche Störungen der Lieferketten schnell aufspüren und beheben sollen“, sagt der Chinabeauftragte des BME, Riccardo Kurto.
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Der Einkauf wisse um seine Verantwortung, heißt es in der Mitteilung weiter. Deshalb wende er im Rahmen seines Risikomanagements viel Zeit für die Überprüfung der Beschaffungsaktivitäten in China und Ostasien auf. „Einige Unternehmen berichteten uns, dass sie gemeinsam mit ihren chinesischen Lieferanten bestehende oder drohende Lieferengpässe in der Volksrepublik identifizieren und geeignete Notfallpläne entwickeln“, berichtet Kurto weiter. Dazu gehöre auch die genaue Analyse des Ausmaßes und der möglichen Dauer der Epidemie. Sie prüften zudem, wie lange auf ausbleibende oder sich verzögernde Sendungen von Rohstoffen und Produktionsmaterial ohne größere finanzielle Einbußen gewartet werden könne. Ein weiteres To-do sei die Prüfung alternativer Verkehrsträger, um Transportausfällen oder -verzögerungen rechtzeitig entgegenzuwirken.
Alternative Lieferländer gefragt
Der BME erfuhr nach eigenen Angaben aus seinem Mitgliedernetzwerk in China, dass derzeit alternative Lieferquellen in anderen Teilen der Welt erschlossen werden. Dazu stünden die Firmen in Kontakt mit ihrer chinesischen Zuliefererbasis. „Geschäftspartner erzählten uns, dass ihre Lagerbestände mittlerweile einen kritischen Punkt erreichen. Deshalb ordern sie fehlendes Produktionsmaterial vereinzelt von alternativen Lieferanten außerhalb Chinas – beispielsweise von Zulieferbetrieben aus Europa“, erläuterte Kurto. Dieser Weg habe jedoch Auswirkungen auf Logistik und Lieferkette der Auftraggeber.
Auf Nachfrage des BME bestätigten mehrere deutsche Industrieunternehmen, dass ihre Geschäftsaktivitäten in China durch die Coronavirus-Epidemie zumindest empfindlich gestört seien. Bereits geschlossene Fabriken würden aufgrund der Quarantänebestimmungen nur sehr langsam wieder hochgefahren, und das auch nur mit begrenzter Mannschaft. Die meisten Lieferanten arbeiteten nicht mit voller Kapazität. Daher müssten die Produktionszahlen gesenkt werden. Einzelne Firmen teilten mit, sie könnten kein Personal für Freigabeinspektionen schicken, was die Lieferungen nach Europa weiter verzögere. Manche Unternehmen hielten die zur Produktion benötigten Rohstoffe in größeren Mengen auf Lager. Ob es demnächst zu gravierenden Versorgungsengpässen beim Nachschub komme, hänge von der Dauer der Epidemie ab. In jedem Fall wird diese Situation dazu führen, dass Unternehmen sowohl ihre Lieferantenstruktur als auch das Bestandsmanagement der Rohstoffe und Komponenten für die Produktion einer grundlegenden Analyse für die zukünftigen Aktivitäten unterziehen werden.
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