Interview

Die richtige Bestandsführung für die Instandhaltung

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Ein weiteres Problem, auf das Unternehmen immer wieder stoßen, ist, dass es für ältere Ersatzteile bereits neue, überarbeitete vom Hersteller gibt. Sollte man die alten Teile trotzdem noch aufbrauchen?

Hier muss man genau abwägen. Wenn die neuen Teile „nur“ eine längere Lebensdauer bieten, macht es Sinn, den Bestand erst einmal aufzuzehren. Wenn sie darüber hinaus einen erweiterten Funktionsumfang ermöglichen und den Output der Fertigungsmaschine steigern, hilft ein Blick auf die Produktionsdaten. Erreicht die Maschine die nötigen Fertigungszahlen ohnehin nicht mehr, sollte man auf die neuen Varianten setzen.

Also eine klassische Betrachtung der Total Cost of Ownership, oder?

Richtig. Dazu gehört auch, dass Entscheider bereits bei der Anschaffung einer Maschine schauen, was diese über ihre gesamte Lebensdauer kosten wird – inklusive aller notwendigen Ersatzteile und Wartungskosten. Oft rentiert sich ein beim Kauf teureres Gerät mehr, weil seine Lebenskosten im Vergleich niedriger sind.

Genauso geht es beim Lifecycle-Management darum, auf die bisherigen Verbrauchsdaten zu schauen und zu klären: Wie stimmen diese Daten mit dem überein, was vom Maschinenhersteller in Aussicht gestellt wurde? Häufig verkaufen die Anbieter von Anlagen heute außerdem nicht mehr nur die Ersatzteile, sondern auch den gesamten Wartungsservice.

Gehört zu dieser einheitlichen Prozessanalyse nicht auch ein Blick auf die Lieferantenseite?

Ich rate dazu, die Wiederbeschaffungszeiten von Ersatzteilen zu monitoren und mindestens einen zusätzlichen Ersatzteillieferanten zu ermitteln. Entscheider können ihre Bestandspuffer so sinnvoll planen und sich absichern – beispielsweise dann, wenn es bei einem Hersteller mal zu Lieferschwierigkeiten kommt.

Ist der Fokus auf den Lifecycle aus Ihrer Sicht in der Industrie bereits weitreichend genug verankert?

Bei größeren Betrieben sieht es schon sehr gut aus. Bei KMU sehe ich allerdings einen großen Nachholbedarf. Ein gutes Ersatzteilmanagement braucht zwingend eine Lifecycle-Betrachtung auf Artikelebene. Wer vor der Komplexität dieser Arbeit zurückschreckt, verschenkt Kapital und Wachstums- chancen.

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