Datenbasierte Geschäftsmodelle Digitalisierter Drehmomentschlüssel ist mehr als ein Werkzeug
Spezialwerkzeuge im Maschinenbau sind teuer. Warum nicht eine nutzenabhängige Gebühr bezahlen? Wie ein datenbasiertes Geschäftsmodell am Beispiel eines Drehmomentschlüssels funktioniert.
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Die Idee von Industrie 4.0 ist es, kundenindividuelle Produkte zum Preis eines Massenproduktes zu bauen. Dabei helfen verschiedene Werkzeuge und technische Lösungen wie vernetzte Sensoren oder künstliche Intelligenz. Nicht aus den Augen lassen sollte man dabei die Finanzierung. Konkretes Beispiel: Moderne Drehmomentschlüssel sind mit sensibler Sensorik ausgestattet und somit teure Werkzeuge im industriellen Alltag. Mit ihnen lassen sich beispielsweise Informationen über Drehmomente, Schraubpositionen Toleranzen und der eigene Kalibrierzustand erfassen.
Sie alle lassen sich als historische Daten dokumentieren oder in Echtzeit verwenden, um Arbeitsprozesse zu optimieren oder für eine nutzenbasierte Abrechnung. Es ist möglich, auf allen Stufen der Wertschöpfungskette Mehrwerte zu generieren: Endkunden erhalten eine rechtssicher Dokumentation über die erbrachten Arbeiten, Mitarbeiter werden bei ihren Tätigkeiten sicher geführt, Werkzeugeigentümer oder -hersteller können das Werkzeug- und Kalibrierungsmanagement zentral steuern. Die Beispiele zeigen, wie sich Daten nutzen und monetarisieren lassen, sofern sie in Echtzeit online verfügbar sind.
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Digitale Geschäftsmodelle
Mit Kreativität die digitale Transformation meistern
Cloudbasierte Datenverarbeitung und AR-Anwenderführung
In ihrem Kooperationsprojekt mit Stahlwille haben die IoT-Spezialisten von Codestryke eine durchdachte Anwendung für die cloudbasierte Datenverarbeitung entwickelt. Über ein Gateway gelangen die Daten aus dem Drehmomentschlüssel in das IoT-Betriebssystem Mindsphere von Siemens und die DAPTIQ-Cloudumgebung von Stahlwille. Kommuniziert wird über Narrowband-IoT. Der reichweitenstarke Standard erlaubt es, unter schwierigen Bedingungen die Daten zuverlässig zu übertragen.
In der DAPTIQ-Cloud lassen sich die Echtzeitdaten auswerten und weiterverarbeiten. Die Kommunikation erfolgt bidirektional: Informationen, die in ein kundenindividuelles Produktionsplanungs- und -steuerungssystem eingespeist werden, können dort analysiert und abgeglichen, Fehlverschraubungen im laufenden Prozess erkannt und korrigiert werden. Mit den Möglichkeiten von Augmented Reality (AR) lassen sich Anwenderfehler weiter reduzieren. Steht die Kalibrierung des Instrumentes an oder arbeitet es an der Toleranzgrenze, werden die entsprechenden Schritte automatisiert angestoßen.
Hoher Nutzen versus große Investitionen
Dem hohen Nutzen stehen große Investitionen gegenüber. Der finanzielle Aufwand für neue Werkzeuge ist erheblich und stellt speziell bei kleineren Betrieben eine oftmals unüberwindbare Hürde da. Werden die Werkzeuge jedoch nicht gekauft, sondern für eine nutzenbasierte Gebühr gemietet, rechnet sich der Business-Case Digitalisierung.
„Mit dem Vergütungsmodell Equipment-as-a-Service (EaaS) wollen wir sicherstellen, dass kein Unternehmen bei der Digitalisierung abgehängt wird“, beschreibt David Schoenen, Leiter Produktmanagement bei Stahlwille, ein Finanzierungsmodell, dass die Liquidität nicht belastet. Ähnlich wie beim Kfz-Leasing wird nicht das Werkzeug bezahlt, sondern dessen Nutzung. Damit werden die Investitionskosten komplett in die Betriebskosten verlagert, was Cashflow und Planungssicherheit verbessert und Risiken minimiert.
„Nur zahlt der Kunde beim Drehmomentschlüssel eben nicht pro Kilometer, sondern pro Klick – dem typischen Geräusch, wenn die Schraube mit dem korrekten Wert angezogen wurde“, erläutert Philipp Mayer, Geschäftsführer von Codestryke. Aus dem Klick eine abrechenbare Größe zu machen, war für den IoT-Experten einiger technischer Aufwand, „die größere Herausforderung aber war es, gemeinsam mit allen Beteiligten ein ganzheitliches Konzept aus Technik, Finanzierung und Abrechnung zu schaffen.“
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Daten als Geschäftsmodell: Endlich den Schatz heben
Datenbasierte Geschäftsmodelle in der Industrie
Bei der Umsetzung der Applikation inklusive Geräteverwaltung, Einsatzplanung, Wartung und automatisierter Abrechnung konnte Codestryke auf eigene IoT-Module zurückgreifen, die im Zuge des Projekts auf die speziellen Anforderungen angepasst wurden, sich letztlich aber auf jede Branche und Abrechnungsmethode adaptieren lässt:
„Die technische Basis ist vorhanden, aber wenn es um die Details eines Equipment-as-a-Service-Konzeptes geht, ist die individuelle Ausgestaltung erfolgskritisch.“ Mit dem digitalisierten Drehmomentschlüssel zusammen mit einer nutzenbasierten Abrechnung haben Stahlwille und Codestryke eine Blaupause für datenbasierte Geschäftsmodelle in der Industrie geschaffen, in deren Zentrum nicht mehr das Produkt an sich steht, sondern der Wert eines ganzen Leistungsbündels, das nur in einer digitalen Welt überhaupt realisier- und abrechenbar ist.
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