Laserschneiden Erster Blechbearbeiter in Nahost mit einem 10-kW-Laser

Von Neama Sultan

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Die Familie Kazhlawi kam 2014 von Syrien nach Ägypten. In der Nähe von Kairo fanden die fünf Brüder ein neues Zuhause und gründeten Al Sharq Awsat. Heute überzeugt der Blechbearbeiter mit Laserschneidmaschinen von Bystronic.

Die Laserschneidmaschinen von Al Sharq Awsat arbeiten unter Extrembedingungen: In Ägypten klettert das Thermometer schon mal auf weit über 40 °C. Durch einen zweiten Kühlkreislauf lässt die Hitze die Maschinen kalt.
Die Laserschneidmaschinen von Al Sharq Awsat arbeiten unter Extrembedingungen: In Ägypten klettert das Thermometer schon mal auf weit über 40 °C. Durch einen zweiten Kühlkreislauf lässt die Hitze die Maschinen kalt.
(Bild: Roger Anis/Bystronic)

Syrien im Jahr 2014. Der Bürgerkrieg tobt, Opposition und Regierung liefern sich einen erbitterten Kampf, unzählige Familien verlieren ihr Zuhause. Die aus Homs stammende Familie Kazhlawi beschließt, ihre Heimat zu verlassen, und macht sich auf den Weg in die ägyptische Hauptstadt Kairo. Dort wagen die fünf Brüder Mahmoud, Abdel Sater, Muhammad, Abdel Moneim und Fadi einen Neustart. Sie gründen ein Unternehmen, das auf das Laserschneiden von Metallen spezialisiert ist.

Fadi Kazhlawi hätte nicht erwartet, dass er und seine Brüder im Land der Pyramiden mit so offenen Armen empfangen würden. „Die ägyptische Regierung hieß syrische Unternehmer wie uns willkommen. Sie haben uns mit verschiedenen Maßnahmen geholfen, die Geschäfte wieder aufzunehmen“, sagt der gelernte Elektrotechniker.

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Die Fabrik entstand auf einer kleinen Fläche von 500 m2 in der „Stadt des 10. Ramadan“, einem etwa 70 Kilometer von Kairo entfernten Industriegebiet. Das Geschäft lief gut an, die Nachfrage stieg konstant. Um ihr gerecht zu werden, war eine neue Maschine nötig. Die Wahl fiel auf Bystronic, denn Schweizer Qualität genießt im Nahen Osten einen guten Ruf. Die neue Maschine kam, die Nachfrage kletterte weiter in die Höhe – und die Brüder orderten mit der By Star Fiber 3015 und der By Star Fiber 4020 schon kurze Zeit später zwei weitere Maschinen aus der Schweiz.

Laserschneiden unter Extrembedingungen

„Die neusten Anschaffungen von Al Sharq Awsat sind die ersten Maschinen, die im Nahen Osten mit einer Leistung von 10 kW arbeiten. Ihre Produktivität ist zwei- oder dreimal so hoch wie die der Maschinen, mit denen die Konkurrenz arbeitet“, sagt Muhammad Bakir, Wartungsmanager bei Deals, dem Bystronic Vertreter in Ägypten.

Ein weiteres Novum in der Region: Mit dem Beam Shaper stellt Bystronic erstmals außerhalb des europäischen Markts eine Technologie bereit, mit der Stahlbleche von bis zu 30 mm Dicke geschnitten werden können. Für die fünf Brüder ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Die Laserschneidmaschinen von Al Sharq Awsat arbeiten unter Extrembedingungen: In Ägypten klettert das Thermometer schon mal auf weit über 40 °C. Bei solchen Temperaturen droht herkömmlichen Schneidmaschinen ein Totalausfall. Durch einen zweiten Kühlkreislauf lässt die Hitze die Maschinen kalt. Und sollte die Produktion dennoch einmal ins Stocken kommen, sind die Serviceleute schnell zur Stelle: „Brauchen wir Ersatzteile, bekommen wir sie sehr schnell und deutlich günstiger als von anderen Anbietern“, sagt Fadi.

Al Sharq Awsat Co. for Manufacturing and Trading ist ein sprichwörtliches Familienunternehmen: Neben den fünf Brüdern arbeiten auch ihre erwachsenen Söhne im Betrieb. Bei der Gründung hatte das Unternehmen zunächst nur fünf Mitarbeiter, doch mit der ersten Bystronic-Maschine verdoppelte sich diese Zahl. Heute arbeiten rund 35 Personen bei Al Sharq Awsat. Die Produktionsfläche hat sich mit inzwischen rund 1500 m2 seit der Gründung verdreifacht.

Arbeitskräfte selbst ausbilden

„Anfangs hatten wir Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, weil unser Geschäftsfeld in Ägypten recht neu ist. Unsere Erfahrung hat uns geholfen, die Arbeitskräfte selbst auszubilden“, erzählt Fadi. Gemeinsam mit Bystronic führten er und seine Brüder Schulungen durch, um die Mitarbeiter mit Maschinen und Software vertraut zu machen.

Mit der Bystronic-Software kann der Schneidprozess Schritt für Schritt verfolgt werden – durch virtuelle Simulationen und eine Kamera, die innerhalb der Maschine installiert ist. Vom ersten Entwurf bis zur Endfertigung können so alle Schritte der Produktion digital überwacht werden. Fehlfunktionen an den Maschinen werden automatisch diagnostiziert und mögliche Lösungen identifiziert.

An jeder Maschine kommen zwei Leute zum Einsatz, wie Fadi erklärt: ein Mitarbeiter übernimmt die Programmierung der Schneidpläne und der andere die Maschinenführung. Dank Künstlicher Intelligenz mache der menschliche Faktor nur noch etwa 30 % des Produktionsprozesses aus – ein verhältnismäßig geringer Anteil. Dennoch bleibe die Qualifikation des Personals entscheidend, betont Fadi.

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50 % Einbußen, dennoch keine Entlassungen

Nach dem Ausbruch der Coronapandemie dienten die transparenten Visiere nicht mehr nur dem Schutz vor glühend heißen Funken. Sie sorgten auch dafür, dass Al Sharq Awsat bislang von Covid-19 verschont blieb. Anstelle eines vollständigen Shutdowns beschlossen die Brüder, während der Krise weiterzuarbeiten – mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen. „Die Mitarbeiter halten die Abstandsregeln ein und tragen Masken, die Anzahl der Schichten haben wir verringert“, sagt Fadi.

Vor Covid-19 habe es an sechs Tagen pro Woche drei Schichten à acht Stunden gegeben. Zu Beginn der Krise wurde die Anzahl auf eine Schicht von weniger als acht Stunden reduziert. Mit der Lockerung der Auflagen sei die Stundenzahl dann langsam wieder angestiegen – derzeit werde in zwei Schichten pro Tag gearbeitet. Im Gegensatz zum überfüllten Kairo hat die geringe Bevölkerungsdichte in der abgelegenen Industriezone offensichtlich dazu beigetragen, dass sich das neuartige Coro- navirus nicht unter den Mitarbeitern verbreitete. Während der Krise gab es weder Kurzarbeit noch Entlassungen.

Die pandemiebedingten Verluste im ersten Halbjahr schätzt Fadi auf etwa 50 % – und dennoch sagt er: „Wir fühlen uns unserer Belegschaft gegenüber verantwortlich und werden sie in einer solchen Krise nie aufgeben. Wir raten unseren Mitarbeitern dazu, sich krankzumelden, falls sie irgendwelche Symptome verspüren, und versichern ihnen, dass sie deshalb keinen Lohnverlust zu befürchten haben.“

Den gesamten Kontinent im Visier

Auch während der Krise versorgte der Lohnfertiger seine Kunden verlässlich mit Teilen, denn Kundenservice wird bei Al Sharq Awsat großgeschrieben. Das Versprechen auf der Website: Bestellungen werden in weniger als 24 Stunden geliefert.

Mit Service und Qualität versuchen Fadi und seine Brüder, ihre Marktstellung kontinuierlich auszubauen. „Unser Ziel ist es, den Kundenstamm so stark zu erweitern, dass die Maschinen und das Personal trotz der drohenden Rezession voll ausgelastet sind“, so Fadi. Die Zukunftspläne sind ehrgeizig: Mit dem Kauf von zwei weiteren Maschinen will man sicherstellen, weiterhin die beste Qualität zu wettbewerbsfähigen Preisen bieten zu können.

Die Vision der fünf Brüder reicht über die Landesgrenzen hinaus. „Langfristig haben wir vor, unser Geschäft auf den gesamten afrikanischen Markt zu erweitern“, sagt Fadi. Auch dabei können die fünf Brüder auf die Unterstützung ihrer neuen Heimat zählen: „Die ägyptische Regierung fördert derzeit Investitionen auf dem Kontinent.“ MM

* Neama Sultan ist freie Journalistin in Ägypten. Weitere Informationen: Bystronic Laser AG in 3362 Niederönz (Schweiz), Tel. (00 41-62) 9 56 33 33, info.laser@bystronic.com

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