Ausfuhren Globale Coronakrise lässt Exporteure schwarzsehen

Autor Stéphane Itasse

80 % – so hoch ist der Anteil der deutschen Unternehmen, die 2020 im Auslandsgeschäft mit Umsatzverlusten rechnen. In seinem AHK World Business Outlook bietet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) allerdings einen winzigen Lichtblick in Fernost.

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Weniger zu tun: Die meisten Exporteure stellen sich auf einen Abschwung im laufenden Jahr ein.
Weniger zu tun: Die meisten Exporteure stellen sich auf einen Abschwung im laufenden Jahr ein.
(Bild: BLG Logistics)

Auch die deutschen Unternehmen im Ausland bekommen die Auswirkungen der Coronapandemie mit voller Wucht zu spüren, bilanziert der DIHK bei der Veröffentlichung des Frühjahrsausblicks, an dem sich mehr als 4000 deutsche Betriebe in aller Welt beteiligt haben. Nicht nur, dass 80 % der Unternehmen bereits jetzt mit starken Umsatzverlusten wegen der Coronakrise rechnen; 15 % der Befragten gehen sogar davon aus, dass sich ihre Umsätze mehr als halbieren werden. „Die Zahlen sind erschreckend, denn sie zeigen, wie hart die Corona-Pandemie insbesondere die deutschen Unternehmen auf der ganzen Welt trifft“, kommentiert DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Ergebnisse.

Erwartungen des Exporteure schlecht wie noch nie

Der Erhebung zufolge brechen die Geschäftslage und Geschäftserwartungen der deutschen Auslandsunternehmen dramatisch ein. Das gilt auch für die Konjunkturerwartungen: Zwei Drittel der Unternehmen rechnen für ihre Weltregion mit einer gegenüber der Vorumfrage verschlechterten Wirtschaftslage, nur noch 10 % erwarten vor Ort eine verbesserte konjunkturelle Entwicklung.

„Wir sehen, dass die Bekämpfung des Coronavirus das Wirtschaftsleben auf dem ganzen Globus erfasst“, sagt Treier. Die wirtschaftlichen Folgen der Krise seien deshalb noch gar nicht vollständig absehbar.

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Das größte Risiko für die Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten ist die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Nach rund der Hälfte der Unternehmen in der Vorumfrage im Herbst 2019 sind es nun mehr als zwei Drittel, die dies als große Herausforderung für die weitere Entwicklung der Geschäfte erachten. Aber auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und das Thema Finanzierung – aufgrund vieler Geschäftsausfälle und des derzeit hohen und wachsenden Liquiditätsbedarfs – sind hohe Geschäftsrisiken für die deutschen Betriebe im Ausland.

Pessimmismus in USA und Europa am stärksten verbreitet

Die eigene Geschäftsentwicklung bewerten die Unternehmen in den USA und in Europa als besonders schlecht, innerhalb Europas erwarten in Spanien und Kroatien satte 88 % der Unternehmen einen Abschwung. Hingegen sind die Geschäftserwartungen in China etwas positiver: Hier erwarten nur 49 % einen Konjunkturrückgang. „Womöglich gehen die Unternehmen dort davon aus, dass der Höhepunkt der Corona-Pandemie bereits hinter ihnen liegt“, erläutert der DIHK-Außenwirtschaftschef. Auch in Afrika/Nahost sowie in der Region Asien-Pazifik liegt der Anteil der Unternehmen mit negativen Konjunkturerwartungen nur bei 54 beziehungsweise 68 %. Der Anteil der Unternehmen, die von einem gleich bleibenden Geschäftsverlauf ausgehen, liegt hier bei 35 beziehungsweise 26 %.

Als direkte Folgen der Coronakrise nennen 69 % der Befragten Einschränkungen im Personenverkehr, während 45 % Probleme bei Lieferketten und Logistik sehen. 58 % berichten von weniger Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen; 47 % müssen Investitionen streichen oder zurückfahren.

Außerdem wollen mehr als die Hälfte der Unternehmen, und damit so viele wie noch nie, ihre Investitionen zurückfahren. Schon vor der Coronaviruskrise waren die Unternehmen zurückhaltend, da weltweit viele Unsicherheiten aufgrund von Handelskonflikten, Sanktionen und des Brexits bestehen, sodass Investitionen verschoben oder gestrichen wurden. Diese Zurückhaltung hat sich nun deutlich verschärft, wie der DIHK feststellt.

Infolge der Umsatzeinbrüche wegen der Coronakrise sieht außerdem ein Drittel der deutschen Auslandsunternehmen Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme auf sich zurollen. „Hieran zeigt sich, dass uns die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Krise weit länger beschäftigen werden als die Coronapandemie selbst“, sagt der DIHK-Außenwirtschaftschef abschließend.

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