Oberflächentechnik Impulse vom Kunden
Trotz hoher Fertigungsflexibilität wird im Maschinenbau die Prozessauto-matisierung weiter vorangetrieben. Das erfordert zum Teil eine deutliche Weiterentwicklung von Prozesssystemen, wie sich anhand einer Ent-gratmaschine für dicke Blechzuschnitte zeigen lässt. Sie wurde aus einer Baureihe für lasergeschnittene Bleche entwickelt.
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Aus der Not eine Tugend zu machen, war schon immer eine Lieblingsdisziplin der schwäbischen Tüftler von Lissmac. So wurde eine Anfrage des Maschinenbauers Homag, eine Entgratmaschine für Blech- und Plattenzuschnitte mit Dicken bis zu 120 mm zu bauen, gleich zur Weiterentwicklung der Baureihe SBM genutzt. Das Ergebnis ist die Maschine SBM-G/S 1000. Für Josef Weiland, technischer Leiter der Lissmac GmbH, Bad Wurzach, stellt sie „praktisch eine neue Ausbau-Generation von Entgratmaschinen“ dar.
Schon die SBM-Reihe entstand aus der Notwendigkeit, dass man bei Lissmac mit den am Markt gängigen Maschinen nicht zufrieden war, als nach geeigneten Nachbearbeitungsmaschinen für lasergeschnittene Bleche Ausschau gehalten wurde. So entwickelte man selbst eine Maschinenreihe, die inzwischen Stahlbürst-, Schleif- und Entgratmaschinen umfasst. Sie wurden bereits dutzendfach am Markt platziert.
Beidseitige Bearbeitung der Zuschnitte in einem Arbeitsgang
Als besonderes Merkmal wird die beidseitige Bearbeitung der Zuschnitte in einem Arbeitsgang hervorgehoben – sowohl beim Bürsten als auch beim Schleifen. Das Grundkonzept dabei ist denkbar einfach: Statt eines üblichen durchgängigen Vorschubs werden die Bleche mittels Walzen durch die Maschine geführt. Daraus resultiert zwangsläufig eine Bearbeitung der Kanten im rechten Winkel zur Förderrichtung. Die Bearbeitung erfolgt entweder mit zwei parallelgeschalteten Bürst- oder Schleifriemen, die ober- und unterhalb des Blechdurchlasses angebracht sind.
Bei Homag werden meist Zuschnitte mit einer Dicke bis 90 mm in Produktionsmaschinen zur Holzbearbeitung verbaut. Die Maschinen können eine Gesamtlänge bis zu 60 m haben, transportbedingt setzen sie sich jedoch aus maximal 12 m langen Komponenten zusammen. Aufgrund dieser Maße kommen bei den Zuschnitten „schnell einmal“ Gewichte von 1,5 t zusammen.
Das waren die Eckdaten, die laut Weiland „den Anstoß zur Entwicklung der neuen Generation unserer Schleifmaschinen“ gaben – und die sich in den Abmessungen vor allem hinsichtlich der Dicke von lasergeschnitten Blechen unterschieden. Die Entgratmaschine SBM-G/S 1000 bietet eine Durchlassbreite von 1000 mm. Sie entfernt bis zu 5 mm lange Grate und verrundet Schnittkanten. Formunabhängig können mehrere Zuschnitte gleicher Dicke nebeneinander liegend parallel bearbeitet werden.
Schleifprozess in zwei Stufen
Für diese Aufgaben ist die Maschine mit mehreren Schleifaggregaten ausgerüstet. Der Schleifprozess erfolgt in zwei Stufen. Dazu werden die Zuschnitte mit Hilfe von Druckrollen zwangsgeführt durch die Maschine transportiert. Die Blechdickeneinstellung geschieht elektromotorisch.
Nach dem Vorschleifen, das die Schnittkanten ebnet, folgt die Kantenverrundung. Der Verrundungsgrat wird dabei mit Hilfe der Vorschubgeschwindigkeit eingestellt. Auf beiden Seiten der Maschine sorgen Förderbänder für die automatische Zu- und Abfuhr der Teile. Weil die Zuschnitte bei Homag bis zu 12 m lang sein können, wurden dort an die Förderstrecken jeweils noch 10 m lange Rollenfänge hinzugestellt.
Im Vergleich zur gängigen Praxis, bei der dicke Zuschnitte von Hand mit Winkelschleifern entgratet werden, liegen für Weiland die Vorteile der auf der Hand. So wird mit der Maschine bei einfachen Blechformen eine drei- bis sechsfach höhere Arbeitsleistung erreicht.
Je komplexer die Form, umso größer ist dieser Unterschied. Ferner bewirkt die Maschine eine signifikante Verbesserung der Bearbeitungsqualität: Der Schliff ist gleichmäßig und frei von Riefen, die beim Schleifen mit dem Winkelschleifer nicht zu verhindern sind. Darüber hinaus kommt die Umstellung von manueller auf automatische Bearbeitung den Mitarbeitern zugute, die weder Funkenflug, Staub und Lärm noch großer körperlicher Belastung mehr ausgesetzt sind.
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