Digitale Transformation Industrieller Mittelstand geht digital gestärkt durch die Krise

Von Rainer Schlösser*

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Die Industriebetriebe in Deutschland setzen in schwierigen Zeiten verstärkt auf die Digitalisierung. Die meisten Unternehmen halten an ihren geplanten IT-Investitionen fest. Welche Technologien Deutschlands Industrie durch die Krise helfen, zeigt der Digitalisierungsindex Mittelstand 2020/21.

Die Covid-19-Pandemie animiert den deutschen Mittelstand zu mehr Digitalisierung, das belegt nun auch eine Studie der Deutschen Telekom.
Die Covid-19-Pandemie animiert den deutschen Mittelstand zu mehr Digitalisierung, das belegt nun auch eine Studie der Deutschen Telekom.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Eine kleine Gießerei in Norditalien muss wegen eines Corona-Falls in der Belegschaft die Produktion für zwei Wochen stoppen. Für den größten Kunden der Gießerei, einen Pumpenhersteller aus Süddeutschland, hat das unmittelbare Folgen: Dem mittelständischen Betrieb gehen die Gehäuse für seine Kreiselpumpen aus – auch hier gerät die Fertigung ins Stocken. Die Pumpen wiederum fehlen nun einem ostdeutschen Hersteller von Klimatechnik, der seine Mitarbeiter deshalb in Kurzarbeit schicken muss.

Ein fiktives Beispiel, welche Folgen ein unvorhersehbares Ereignis wie eine Viruspandemie für eine fragile Lieferkette haben kann. Ein Lösungsansatz wäre, die Supply Chain komplett zu digitalisieren und somit transparent zu machen. Alle Daten über Nachfrage, Lagerbestände, Beschaffung und Produktionskapazitäten sollten allen Akteuren in der Lieferkette jederzeit digital zur Verfügung stehen. Und wird jeder Transport mit Trackern überwacht, lässt sich die Produktion präzise auf die Lieferung einstellen. Auch in Fertigung, Warenein- und -ausgang sowie Lagerwesen unterstützen digitale Werkzeuge einen möglichst reibungslosen Ablauf.

Jeder dritte Betrieb kommt gut durch die Krise

Geschäftsfähig bleiben und die Krise gut überstehen – das ist für viele Betriebe weltweit seit Monaten das oberste Gebot. Ein Drittel der Industrieunternehmen in Deutschland ist nach eigenen Angaben bisher gut durch die Zeit der Pandemie gekommen. Auch weil Geschäftsmodell und Prozesse bereits ausreichend digitalisiert waren. Das ist eines der Ergebnisse der repräsentativen Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2020/2021“, für die Analysten von Techconsult im Auftrag der Deutschen Telekom mehr als 2.000 kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland befragt haben.

42 Prozent der Industrieunternehmen mussten demnach ihr Geschäftsmodell sowie Produkte und Services allerdings kurzfristig anpassen. Um Mitarbeiter vor einer Infektion zu schützen, haben 62 Prozent der Betriebe eine Möglichkeit zum Homeoffice eingeführt; 18 Prozent hatten dies schon vorher angeboten. Meetings fanden oft nur noch online statt. Jeder dritte Betrieb hat dafür seine Abläufe digitalisiert: durch zuverlässige Vernetzung und professionelle digitale Ausstattung jedes Arbeitsplatzes, damit Mitarbeiter reibungslos von zu Hause miteinander kommunizieren und gemeinsam an Dateien arbeiten können. Zu der Ausstattung zählen etwa mobile Endgeräte, Collaboration Tools oder Videochat-Plattformen. Investitionen, die sich unmittelbar bezahlt machten: 90 Prozent der Unternehmen konnten laut Umfrage effizienter und produktiver arbeiten, 80 Prozent stellten eine höhere Zufriedenheit bei Kunden und Partnern fest, 77 Prozent reduzierten ihre Kosten.

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Digitale Technologien für mehr Transparenz

Dass die Industriebetriebe im Branchenindex einen höheren Digitalisierungsgrad im Vergleich zum Vorjahr aufweisen, liegt vor allem an branchenspezifischen Technologien. Hierzu zählen Lösungen für die Fernüberwachung, die Steuerung und den Zugriff auf Geräte, Maschinen und Anlagen von jedem Ort und zu jeder Zeit. Fast jedes dritte Unternehmen setzt derartige Technologien bereits ein, Tendenz deutlich steigend. Von den Betrieben, die Remote Monitoring und Remote Control einsetzen, sprechen 82 Prozent von einem besseren Einblick in Maschinen und Abläufe, 81 Prozent von einer Steigerung der Produktivität und 79 Prozent von einer Reduzierung der Ausfallzeiten.

Jeder vierte Industriebetrieb in Deutschland setzt laut Index bereits auf robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA). Damit lassen sich wiederholende Aufgaben schnell, genau und gleichmäßig zuverlässig erledigen – und damit kostengünstiger produzieren. Ebenso viele Firmen nutzen 3D-CAD-Anwendungen, etwa als individuellen Produkt-Konfigurator oder zur digitalen Präsentation ihres Portfolios auf der eigenen Website. Mithilfe solcher 3D-Technologien lassen sich CAD-Modelle und Maßzeichnungen innerhalb weniger Minuten passgenau generieren. Auch der 3D-Druck – derzeit bei 18 Prozent der Betriebe im Einsatz – bietet der Industrie neue Möglichkeiten. Durch additive Fertigungsverfahren lassen sich Modelle zeit- und kostensparend herstellen, die für Sonderanfertigungen, bei Gussformen, im Prototypenbau oder zur Erstellung individueller Fertigungswerkzeuge nötig sind. Technologien wie Augmented, Virtual und Mixed Reality (AR/VR/MR) lassen sich vielfältig nutzen: für Montage- und Wartungsarbeiten ebenso wie zur Vermittlung von Lerninhalten, etwa in der Aus- und Fortbildung. Zudem helfen AR- und VR-Anwendungen auch, Fehler in der Produktion zu vermeiden – laut Studie im Schnitt um 27 Prozent.

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Leistungsstarke Datennetze und intelligente Datenanalysen

Für digitale Innovationen sind hoch performante Netzwerke nötig. Der Mobilfunkstandard 5G wird der drahtlosen Vernetzung von Produktionsstätten den entscheidenden Schub geben. Hier bieten Campusnetze, also geschlossene Funknetze für ein definiertes lokales Firmengelände, die nötige hohe Datensicherheit und niedrige Latenzen. Jedes vierte befragte Unternehmen plant, demnächst Campusnetze auf Grundlage des 5G-Mobilfunkstandards einzurichten. Um Lieferengpässe wie eingangs beschrieben zu vermeiden, setzen bereits 37 Prozent der Betriebe auf Risikomanagement durch Datenanalysen. Hoch im Kurs stehen Analyseverfahren für Nachfragevorhersagen und Absatzprognosen. Ein Drittel der Unternehmen misst und analysiert Daten, die Sensoren an Maschinen liefern. Das Ergebnis: ausfallsicherere und effizientere Prozesse.

Bereitschaft zu investieren weiter vorhanden

Und noch ein erfreuliches Ergebnis der Umfrage: Trotz Umsatzeinbußen in der Branche wollen 56 Prozent der Industriebetriebe ihre geplanten Investitionen in IT und Digitalisierungsmaßnahmen auch weiterhin tätigen. 22 Prozent planen gar eine Steigerung des Budgets. Die Ausstattung der Mitarbeiter für flexibles Arbeiten hat dabei Priorität; die Themen Sicherheit und Datenschutz werden durch vermehrtes Arbeiten in der Cloud über privates WLAN noch relevanter.

37 Prozent der Industrieunternehmen geben allerdings auch an, dass sie für die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten finanzielle Unterstützung benötigen. 41 Prozent brauchen für eine erfolgreiche zukunftsfähige Ausrichtung Hilfe bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen. Zahlreiche Initiativen von Bund und Ländern bieten hier zum Teil beachtliche finanzielle Zuschüsse. Bei der Planung helfen kann der richtige Partner: Die Deutsche Telekom etwa berät bei der Suche und der Auswahl des richtigen Programms, wählt die passenden Initiativen aus, kombiniert aufeinander aufbauende Förderprogramme für den maximal möglichen Zuschuss und erarbeitet gemeinsam mit den Unternehmen den bei einigen Förderprogrammen benötigten Digitalisierungsplan.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partnerportal Industry of Things erschienen.

* Rainer Schlösser arbeitet als Technikredakteur in Köln.

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