Studie So finanziert das produzierende Gewerbe

Autor / Redakteur: Dr. Nico Peters / Melanie Krauß

Für Mittelständler zählt bei Finanzierungsangeboten vor allem die Schnelligkeit. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Finanzdienstleisters Compeon. Doch auch weitere Faktoren spielen für die Unternehmen eine wichtige Rolle.

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Unternehmen im produzierenden Gewerbe legen besonders viel Wert auf schnelle Finanzierungs­entscheidungen.
Unternehmen im produzierenden Gewerbe legen besonders viel Wert auf schnelle Finanzierungs­entscheidungen.
(Bild: ©pictworks - stock.adobe.com)

Internationaler Wettbewerb, konsequente Digitalisierung, immer kürzere Produktzyklen und agile Unternehmensstrategien – das produzierende Gewerbe im deutschen Mittelstand befindet sich in einer Phase der Erneuerung. Um den Erfolg international weiter zu garantieren, sind Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe auf Fremdfinanzierungen angewiesen. Das zeigt die Compeon-Studie„Mittelstandsfinanzierung 2019 in Deutschland“.

Für diese wurden 579 Vorstände, Manager und andere Entscheidungsträger mittelständischer Unternehmen danach befragt, worauf es für sie beim Thema Finanzierung ankommt. In den Ergebnissen der Unternehmen des produzierenden Gewerbes zeichnet sich hier ein klares Bild ab: Besonders wichtige Faktoren einer passenden Finanzierung sind Geschwindigkeit und Flexibilität.

Geschwindigkeit ist wichtigstes Finanzierungskriterium

Für mittelständische Produktionsunternehmen zählt an erster Stelle die Geschwindigkeit. So zählen 63 % der befragten Unternehmen schnelle Entscheidungen zu den drei wichtigsten Aspekten. Darauf folgen bei den Top-3-Antworten Faktoren wie ein niedriger Zinssatz (56,2 %) und eine Beratung durch kompetente Ansprechpartner (45,2 %).

Diese Priorisierung von Geschwindigkeit und schnellen Finanzierungsentscheidungen zeigt die Anforderungen, die wirtschaftlich an Unternehmen in der Produktion gestellt werden. Ein Bild der aktuellen Lage zeigt, dass die konjunkturelle Entwicklung auch die Unternehmen dieses Bereichs bereits berührt. Nach einem ausgewogenen Mai, hervorgerufen durch eine große Exportnachfrage liegen die Industrieaufträge weiter unter dem Durchschnitt und trüben dadurch die Wachstumsaussichten.

Darlehen sind beliebteste Finanzierungsform

Ein Blick in die Ergebnisse der Studie zeigt weiter: Die genutzten Finanzierungsformen sind klassisch. Darlehen werden mit 56,2 % am meisten in Anspruch genommen, gefolgt von Gewinnfinanzierungen mit 41,1 % und Leasing mit 38,4 %.

Der Blick auf den die einzelnen Finanzierungsobjekte fächert dies weiter auf. So spielen bei der Finanzierung von Waren und Betriebsmitteln auch Kontokorrentkredite (35,6 %), Lieferantenkredite (34,2 %) sowie Finetrading (28,8 %) eine Rolle. Enorm wichtig sind im produzierenden Gewerbe Investitionskredite, die bei der Finanzierung von Maschinen und Anlagen von 45,2 % der befragten Unternehen in Anspruch genommen werden.

Anzahl Bankverbindungen über Durchschnitt – Vergleiche bringen Kostenvorteile

Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe haben im Vergleich zum Durchschnitt der Branchen besonders häufiger drei oder mehr Bankverbindungen (30,1 % haben drei oder mehr Verbindungen. 60,3 % besitzen mindestens zwei Verbindungen). Gerade die Anzahl der Unternehmen, die zwei Bankverbindungen vorweist, tut gut daran, jetzt in einen Aufbau eines breiteren Finanzpartnernetzwerks zu investieren. Denn aktuell ist die konjunkturelle Lage noch gut und weitere Bankpartner lassen sich daher noch ohne Schwierigkeiten akkreditieren. Wird der konjunkturelle Abschwung deutlicher, fällt es Unternehmen schwieriger, zusätzliche Bankpartner zu gewinnen. Die Folge: Fremdfinanzierungen lassen sich dann unter Umständen nicht mehr bedarfsgerecht realisieren.

Auch verglichen wird im produzierenden Gewerbe bislang wenig. So holen 67,1 % der Unternehmen maximal zwei bis drei unterschiedliche Angebote ein. Lediglich 6,9 % fragen bei fünf oder mehr Anbietern an.

Am Ende wird sich in den meisten Fällen dann für die Hausbank entscheiden. 71,2 % der Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe haben dort bereits finanziert. Leasing-Anbieter liegen mit 31,5 % deutlich dahinter, ebenso wie überregionale Finanzinstitute, mit denen 28,8 % schon einmal eine Finanzierung eingegangen sind.

Aufgeschlossen gegenüber alternativen Finanzierungslösungen

Im Vergleich zu den anderen Branchen der Studie nutzen Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe überdurchschnittlich häufig alternative Finanzierungsdienstleister aus dem Fintech-Segment, wie beispielsweise Crowlending-Anbeiter: So haben 22 % – ein gutes Fünftel – der befragten Unternehmen bereits schon einmal mit einem Anbieter aus diesem Segment zusammengearbeitet.

Dies kann darauf hindeuten, dass die Anforderungen der produzierenden Unternehmen absehbar nicht mehr optimal nur mit klassischen Finanzierungsformen gedeckt werden können. Der erkennbare Fokus auf Geschwindigkeit und Flexibilität der Angebote und die vorhandene Affinität zu Fintechs zeigen, dass in der Branche Aufgeschlossenheit für innovative Angebote ist, die das Potenzial der Digitalisierung in allen Facetten ausloten können.

Die Zeit für „business as usual“ ist vorbei

Aufgrund der abschwächenden Konjunktur reicht es für Unternehmen nicht mehr, einfach wie bisher weiterzumachen. Stattdessen sollten Finanzierungen als wichtiges strategisches Element verstanden werden. Drei Punkte sind dafür im ersten Schritt besonders empfehlenswert:

1. Mehr vergleichen

Statt zwei, drei oder vier Angebote zu vergleichen, ist es durch Internet-Plattformen möglich, eine Vielzahl von Finanzierungsangeboten parallel zu prüfen – und das schneller, als dies in den Bankfilialen selbst möglich wäre.

2. In guten Zeiten Finanzierungsstruktur ausbauen

Es lohnt sich sehr, gerade dann zu finanzieren, wenn es dem Unternehmen blendend geht. Denn dann sind die besten Konditionen verfügbar und die eigenen Mittel werden für Zeiten geschont, in denen es nicht so gut läuft und in denen optimale Konditionen kaum oder gar nicht zu bekommen sind. In diesen guten Zeiten sollten Unternehmen auch weitere Finanzpartner in ihr Portfolio aufnehmen und sich nach alternativen Finanzierungsanbietern im Bereich Leasing oder Factoring umsehen.

3. Alternative Modelle prüfen

Für manche Unternehmen kann es sich lohnen, über den Tellerrand klassischer Finanzierungsmodelle hinaus zu blicken. Gerade für innovativ orientierte und agile Gewerbe können Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding passende Alternativen darstellen.

* Dr. Nico Peters ist Geschäftsführer der Compeon GmbH in 40211 Düsseldorf, (0 25 72) 9 60 31-0, support@compeon.de, www.compeon.de

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