Automatischer Werkzeugwechsel Abkant-Rüstzeiten auch bei kleinen Losgrößen senken
Der Trend zu immer kleineren Stückzahlen fordert auch die Blechbearbeiter heraus. Die Otto Schimscha Metallbau GmbH setzt daher für das Abkanten auf einen automatischen Werkzeugwechsler. Der Weg dorthin war aber länger als sonst.
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- Bei kleinen Stückzahlen lassen sich die Rüstzeiten beim Abkanten mit einem automatischen Werkzeugwechsler senken.
- In der ersten Generation entsprach der Werkzeugwechsler nicht den Anforderungen bei Schimscha Metallbau.
- In einer Entwicklungspartnerschaft mit Trumpf wurde der Werkzeugwechsler neu konzipiert und erfüllt jetzt die vorgegebenen Anforderungen.
Wenn ein Blechgehäuse hohen Anforderungen gerecht werden muss, sind die Fertigkeiten der 120 Mitarbeiter von Otto Schimscha Metallbau gefragt: Dazu gehören beispielsweise Schaltschränke für Tunnelbohrmaschinen oder auch Gehäuse für eine Videowand in einem Skigebiet oder für die Zuganzeigen auf Bahnsteigen. Bedienpulte und Maschinengehäuse runden das Programm ab. „Wir sind auf besondere Anfertigungen spezialisiert“, sagt Geschäftsführer Johannes Schimscha, der das Unternehmen mit seinen Brüdern Thomas und Michael leitet, im Gespräch mit MM Maschinenmarkt.
Besondere Produkte bringen dann auch kleine Losgrößen mit sich. „Mindestens 60 % unserer Aufträge sind in einer Stückzahl von eins bis fünf und die Stückzahlen werden immer kleiner“, berichtet Joachim Bayer, zuständig für Kalkulation/Vertrieb bei Schimscha.
Dabei sind die eigentlichen Prozesszeiten an einem Bauteil viel geringer als die Nebenzeiten, beispielsweise für das Rüsten und die Programmierung. „Deshalb waren wir gezwungen, eine Maschine zu finden, mit der wir schnell zum Biegeprogramm gelangen und die rasch die Werkzeuge rüstet“, sagt Bayer.
Verbesserungsvorschläge trafen auf offene Ohren
Umgesetzt hat Schimscha diesen Wunsch mit einer Abkantpresse Trubend 5230 in Kombination mit einem neuartigen Toolmaster-Werkzeugwechsler. Doch der Weg dorthin war alles andere als vorgezeichnet: Als Trumpf vor etwa drei Jahren auf der Euroblech einen Toolmaster vorstellte, waren die Fachleute von Schimscha skeptisch. „Wir haben unsere Kritik geäußert und auch Verbesserungsvorschläge gemacht“, sagt Klaus Illig, technischer Leiter beim Blechbearbeiter, und erläutert weiter: „Dabei ist der Bedarf bei einem Allround-Anwender mit einer solchen Menge an Werkzeugen eigentlich groß.“
Vier Anforderungen waren es, die Bayer und Illig an Trumpf für einen Werkzeugwechsler formulierten: Das Werkzeug musste in die gewünschte Einbaulage drehbar sein, die Shuttles mussten mehr Kapazität für die Werkzeuge bieten, die Geschwindigkeit für den Werkzeugwechsel musste erhöht werden und es mussten Standardwerkzeuge einsetzbar sein.
Mit ihren Verbesserungsvorschlägen stießen die Fachleute von Schimscha auf ein offenes Ohr bei Trumpf – der Maschinenbauer startete eine Entwicklungspartnerschaft und der Blechbearbeiter wurde Pilotkunde. Johannes Schimscha ist stolz darauf: „Andere kaufen bei Trumpf wesentlich mehr Maschinen als wir, doch den Werkzeugwechsler haben sie mit uns entwickelt“, sagt er.
Neu konstruierter Toolmaster gründlich getestet
Zunächst konstruierte Trumpf Austria, wo das Kompetenzzentrum Abkantpressen und Biegetechnik angesiedelt ist, den Werkzeugwechsler neu. Auf das Feedback der Schimscha-Experten hin wurde das Projekt dann gestartet und ein erster Toolmaster der neuen Generation gebaut. Dann wurde er über mehrere Monate beim Blechbearbeiter getestet und weiter verbessert. „Wir haben jedes Detail, das uns aufgefallen ist, an Trumpf weitergegeben. In dieser Zeit hatten wir dort sogar einen eigenen Paten bekommen, der uns die ganze Zeit zur Verfügung stand“, ist Bayer begeistert.
Heute zeigt sich Bayer mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Wir lesen die 3D-CAD-Daten direkt ins Programmiersystem ein und erhalten in Sekundenschnelle das Biegeprogramm, das manchmal nur noch geringfügig modifiziert werden muss. Auch die Rüstvorschläge werden automatisch erstellt“, erläutert er. Der neue Toolmaster läuft mittlerweile stabil, vier Werkzeugmanipulatoren sorgen für die nötige Geschwindigkeit beim Rüsten. „Gerade Teile mit geringer Stückzahl sind mit dem Toolmaster viel schneller fertig, auch Musterteile“, berichtet Bayer.
Auch vom Aufbau her hat Trumpf den Werkzeugwechsler verbessert – er ragt nicht mehr in den Raum hinein, die Tiefe ist jetzt mit derjenigen der Abkantpresse identisch und der Platzbedarf ist nach Illigs Worten nicht übermäßig groß. Für die Abkantpressen der Trumpf-Tochtergesellschaft in Tenningen, auf der bei Schimscha dickere Bleche bis 8 mm gebogen werden, ist er sich sicher: „Wenn die in die Jahre kommt, wird sie bestimmt durch eine Maschine mit Toolmaster ersetzt.“
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