CFK-Recycling erhält Lebensräume Alte CFK-Rotorblätter werden zu hilfreichen Baumstützen

Redakteur: Peter Königsreuther

Wegweisendes Umweltprojekt im Augsburger Siebentischwald: Nur zwei Standen aus carbonfaserverstärktem Kunststoff stützen jetzt eine alte Buche. Hier erfahren Sie, was das soll...

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Ich glaub', ich steh' im Wald, fragen sich diese beiden CFK-Stangen jetzt in Augsburg. Das aber, ist aus gutem Grund der Fall, wie Composites United e. V. jetzt erklärt...
Ich glaub', ich steh' im Wald, fragen sich diese beiden CFK-Stangen jetzt in Augsburg. Das aber, ist aus gutem Grund der Fall, wie Composites United e. V. jetzt erklärt...
(Bild: Composites United)

Zwei Stangen aus recyceltem carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) stabilisieren im Augsburger Stadtwald den noch immer mächtigen Torso einer abgestorbenen Buche. Das klappt, denn CFK ist ein vielseitiges Hightech-Material, das was aushält. Die 6 m langen Baumstützen waren mal Rotorblätter eines Windrades. Mit diesem, wie es heißt, innovativen Pilotprojekt eruieren die Stadt Augsburg sowie die Wissenschaft und Industrie die Möglichkeiten, mit hochwertigem recyceltem Carbonmaterial morsche Bäume – und damit wertvollen Naturlebensraum zur Erhaltung der Artenvielfalt – nachhaltig zur Verfügung zu stellen.

Wenn CFK ein zweites Leben bekommt, freut sich die Natur

Im städtischen Siebentischwald begleitet nun das Augsburger Umweltreferat ein spannendes Naturschutz- und Recyclingprojekt, sagt Composites United e. V.. Unter dem Motto „Second Life“ hat man den Carbonstangen einen neuen Lebenszweck gegeben. Nun stellten die Projektpartner den ersten Baum, der so erhalten wird, als eine Art Prototyp der Öffentlichkeit vor.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von dem Baumsachverständigen Dipl.-Ing. Andreas Detter aus Gauting und Dr. Michael Heine, einem Sachverständigen für Carbonfasern und Verbundwerkstoffe aus Augsburg, heißt es weiter. Das Material stammt von Franz Weißgerber, dem Geschäftsführer der im Donau-Ries ansässigen iii-Carbon Weißgerber GmbH & Co. KG. Heine und Weißgerber gelten als treibende Kraft hinter diesem und zahlreichen weiteren innovativen Ideen zur Nutzung des ebenso spannenden wie vielseitigen Werkstoffs CFK. Unterstützung hierfür finden sie in der Augsburger Geschäftsstelle des international tätigen Branchenverbandes Composites United e.V. (CU), in dem beide ebenfalls aktiv sind.

Alles andere als ein „toter“ Baum...

...Vögel, Käfer, Flechten, Moose, Pilze – also ein recht vielfältiges Leben tummelt sich in und auf einem abgestorbenen Baum. Große alte Bäume und historische Baummonumente, betont Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben (Bündnis 90 die Grünen), stellen einen nahezu unersetzlichen Wert für die Artenvielfalt dar. Aber das morsche Holz solcher Bäume breche auch leicht und sei dann vor allem in Naherholungsgebieten eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Spaziergänger und Radfahrer. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, lassen die zuständigen Kommunen darum alte und instabile Bäume oft fällen – dann ist es auch aus mit dem Lebensraum der besagten Spezies.

Carbonstangen werden sich ins Landschaftsbild einfügen

Die ebenso einfache wie gute Idee der zwei Carbonfachleute Heine und Weißgerber könnte die Gefahr für beide Seiten also eliminieren. Carbon ist äußerst stabil, langlebig und widerstandsfähig gegen Korrosion und andere Umwelteinflüsse. Und dabei vergleichsweise leicht und schlank konzipierbar, erklärt Heine, der als Innovationsmentor des CU immer offen sei für ungewöhnliche Lösungen.

Das unterschreibt auch sein CU-Verbandskollegen Weißgerber. Er erwartet außerdem, dass die an ihrer Oberfläche sägerau belassenen Carbonstützen in den kommenden Jahren von einer Bewitterungsschicht aus Moosen und Flechten überzogen werden. So könnten sie sich bei gleichbleibender Stabilität ziemlich unauffällig in das Waldbild einfügen. Die Stadt Augsburg jedenfalls will zunächst zwei fragilen Bäumen mit den Carbonstützen helfen. Wenn das funktioniert, dann gebe es reichlich weitere Baumanwärter, die nur darauf warten von dieser Art „Stütze“ zu profitieren.

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