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Am 12. April 1919 wird der Reichsverband der Deutschen Industrie im großen Saal des Hotels Esplanade am Potsdamer Platz feierlich gegründet. Gleichwohl berichtet die Presse darüber wenig, denn zeitgleich tagt in Berlin der Rätekongress. In München wird eine Räterepublik ausgerufen und es toben blutige Straßenkämpfe. Die ersten Jahre dieses Dachverbandes sind schwer. Erst mit den Goldenen Zwanzigern setzt eine politische und wirtschaftliche Stabilität ein, in der sich auch der RDI zur Verfassung der Weimarer Republik bekennt. Eine Kritik an der Finanz- und Sozialpolitik betreibt er dennoch.
Wer intensiver in die Geschichte des RDI und des BDI einsteigen möchte, dem sei das Buch „Industrie, Politik, Gesellschaft – der BDI und seine Vorgänger“ empfohlen. Im Rahmen des Jubiläums gab der Verband eine umfassende Recherche in Auftrag. Die Wirtschaftshistoriker Prof. Dr. Johannes Bähr und Prof. Dr. Christopher Kopper legen damit eine umfassende Arbeit vor. Bähr stellt im ersten Teil neben den Jahren der Weimarer Republik seine Antworten auf die Frage dar, inwiefern der Verband in der Zeit des Nationalsozialismus eine Mitverantwortung für Verbrechen hatte. Christopher Kopper beschreibt im zweiten Teil die Ära Adenauer mit dem ersten Präsidenten des BDI Fritz Berg (1949 bis 1971), aber auch die Zeiten während der Kanzlerschaft von Brandt, Schmidt und Kohl.
Bisher gab es 15 Präsidenten
Mit dem aktuellen Präsidenten des BDI standen bisher 15 Präsidenten an der Spitze des Verbandes. Angefangen vom einflussreichen Mitglied des Adenauer-„Küchenkabinetts“ Fritz Berg über den Vorstandsvorsitzenden von Thyssen, Hans-Günther Sohl, bis zu zwölf weiteren Vorstandsmitgliedern, Gesellschaftern oder Verbandspräsidenten waren die Präsidenten in der Regel Industrielle, die zuvor einem Unternehmen oder Verband vorstanden. Der aktuelle allerdings scheint ein wenig aus der Reihe zu fallen. Er stammt nicht aus einer Industriellenfamilie, hat keine Autos bauen und keinen Stahl gießen lassen. Stattdessen führte er ein Vierteljahrhundert lang eine Genossenschaft, die Steuerberater mit Software versorgt, und war bis 2015 vier Jahre lang Präsident des Digitalverbandes Bitkom. Prof. Dr. Dieter Kempf steht seit dem 1. Januar 2017 dem Bundesverband der Deutschen Industrie vor.
Am 29. März 2019 zeigte er im ZDF-Morgenmagazin, wie man bei McDonald´s Bouletten brät, und erinnert damit an seine Schüler- und Studentenzeit. Der leidenschaftliche Oldtimer-Fan gesteht: „Ich mag ein Auto gerne riechen.“ Sein Lieblingslied: Hotel California von den Eagles. Und dann greift er selber zur Gitarre und singt „I shot the sheriff“. Damit ist er als Präsident sicher anders als seine 14 Vorgänger. Es bleibt mit Spannung zu erwarten, wer der 16. Präsident des BDI wird, vielleicht wird es ja eine Präsidentin. MM
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