Kunststofftechnik gegen Corona Einstiger Messedemonstrator hilft nun gegen Covid-19-Ansteckung
Arburg, Ems-Chemie und Uvex tun jetzt was, und helfen Krankenhäusern, Praxen und Rettungsdienst mit kostenlosen Schutzbrillen aus einem robusten, transparenten Polyamid.
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Seit Wochen jappst die Welt im Würgegriff des Corona-Virus. Parallel dazu finden sich viele Unternehmen aus Deutschland und Europa zusammen, um die virale Umklammerung wenigstens nicht schlimmer werden zu lassen. Auf Initiative des deutschen Kunststoffverarbeitungs-Maschinenbauers Arburg haben der Schweizer Spezialchemiekonzern Ems-Chemie sowie der deutsche Schutz- und Sicherheitsbrillen-Hersteller Uvex überlegt, wie sie mit ihrem Know-how sowohl Rettungsdiensten, Krankenhäusern als auch medizinischem Personal in der aktuellen Situation schnell helfen kann, heißt es. So kam man auf die Idee zur Herstellung von Schutzbrillen für Augen- und Bindehautgewebe gegen Kontamination, gedacht für Fachpersonal wie Ärzte, Pfleger, Schwestern und Einsatzhelfer.
Gehörter Hilferuf aus dem Kampfgebiet
Dr. Thomas Walther, Leiter Anwendungstechnik bei Arburg, kam Ende März der „Hilferuf“ einer Ärztin aus dem Krankenhaus Rottweil zu Ohren, beginnt Arburg den Bericht. Der Grund war, dass Sie gehört habe, dass Arburg auf einer Messe Schutzbrillen hergestellt habe, die man jetzt gut gebrauchen könne, und ob da nicht etwas zu machen sei. Walther sprach darüber mit Gerhard Böhm, dem Geschäftsführer Vertrieb bei Arburg, der sich bereits in verschiedenen regionalen Hilfsinitiativen engagiert und auch unternehmensintern bereits einige Brainstorming-Projekte in dieser Richtung angeschoben hat, wie es weiter heißt. Beiden war sofort klar, dass man unmittelbar und mit den ohnehin zur Verfügung stehenden Ressourcen helfen kann. Start frei, für das Projekt „Schutzbrillen“!
Drei Unternehmen, ein Anti-Corona-Ziel
Im Falle der Schutzbrillen ist, abgesehen von einigen Abstimmungs- und Koordinationsmaßnahmen, Arburg, Ems-Chemie und Uvex schnell klar gewesen, dass die Brillen mit relativ geringen Aufwand und in den nötigen Stückzahlen am besten bei Arburg spritzgegossen werden, heißt es weiter. Im Stammwerk Loßburg ging man dann so schnell wie möglich an die Produktion einer ersten Charge von 20.000 Brillen, um die Mangelsituation zu entschärfen, so Arburg. „Wir alle wissen, was Kunststoff speziell in der Medizintechnik leisten kann. Wir sorgen mit unserer Aktion dafür, dass entstandene Engpässe unmittelbar behoben werden. Und das zum Nutzen für viele der Helfer, auf die es jetzt besonders ankommt“, betont Böhm. Eine elektrische Allrounder 570 A mit 2000 kN Schließkraft und Gestica-Steuerung übernimmt die Herstellung der einteiligen Schutzbrillen, die dann im 50-Sekunden-Takt aus dem Werkzeug fallen. Handhabung und Ablage erfolgen per 6-Achs-Roboter. Schlechtteile würden aussortiert und Gutteile auf einer Kühlstation abgelegt, so Arburg. Die Verpackung geschehe danach manuell über eine Verpackungsstation des Verpackungsmaschinenbauers Packmat aus Villingendorf, der ebenfalls vollkommen unbürokratisch als neues Glied die Prozesskette verstärkt, wie es heißt.
Ein Messe-Hin- und -durchgucker ist mehr als ein give-away
Zur K 2019 im Oktober in Düsseldorf zeigte Arburg zusammen mit dem Brillenhersteller Uvex und dem Materialhersteller Ems-Chemie die automatisierte Herstellung von Sonnenbrillen als Messedemonstrator, blickt Arburg auf die Geschichte der Schutzbrille zurück. Die unbürokratische Abstimmung zwischen den Beteiligten erlaubte es, dass aus den damals schon sehr dichten Sonnenbrillen schnell, mit dem gleichen Spritzgießwerkzeug, und daraus folgend natürlich auch dem gleichem Design, auch Schutzbrillen machbar seien. Alles Weitere ging rasch vonstatten, heißt es: Nachdem Ems dem Einsatz des Werkzeugs zugestimmt und sich Uvex bereiterklärt hatte, die Brillen durch eine Schnellzertifizierung auch für die neue Verwendung abzusegnen, baute Arburg die Produktionsanlage mit Entnahmeroboter im neuen Schulungscenter in Loßburg auf, sagen die Beteiligten. Dort werden nun, beginnend in der Karwoche, in einem vereinfachten Prozess die Brillen, die im Spritzgießverfahren „ready to use“ aus der Maschine fallen, in Serie gefertigt, informiert Arburg. Danach würden sie zur endgültigen Weitergabe manuell einzeln in Schlauchfolienbeutel mit Sicherheits- und Infodatenblättern verpackt. Das Material für die erste Brillen-Charge, rund 500 kg transparentes Grilamid TR (ein Polyamid 12), stelle Ems-Chemie kostenfrei zur Verfügung – eine Hilfe mit europäischer Dimension, quasi. Wenn die Brillenverpackungen schließlich mit CE-Kennzeichnung versehen und konfektioniert seien, kann die Verteilung ziemlich sicher schon ab Anfang Mai beginnen, schätzt Walther.In diesem Zusammenhang dankte Magdalena Martullo Arburg für die unkomplizierte und schnelle Initiative sowie Umsetzung der Hilfsidee, betonen die Protagonisten, Ein solidarischer Akt, der in Zeiten wie diesen nicht hoch genug einzuschätzen sei.
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