Arbeitsschutz Gesundheitsgefahren durch Lärm konsequent ausschalten

Autor / Redakteur: Günter Heurung / Bernhard Kuttkat

Ohne passenden Gehörschutz stellt der Geräuschpegel an vielen Arbeitsplätzen ein gesundheitliches Risiko dar. Lärmschwerhörigkeit steht mit einem Anteil von 30% an der Spitze der Berufskrankheiten. Gesetzlich verschärfte Lärmgrenzwerte und effektive Gehörschutz-Produkte tragen dazu bei, dieses Problem einzudämmen.

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Hörschäden entwickeln sich schleichend. Schon ein dauerhafter Lärmpegel von 80 bis 85 dB ist ein Gesundheitsrisiko: Dennoch werden Vorwarnungen wie Ohrensausen oder ein kurzzeitiges Taubheitsgefühl häufig nicht ernst genommen. Die Folge von Lärmeinwirkungen ab 70 dB: Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, der Blutdruck steigt, Beklemmungs- und Stressgefühle stellen sich ein.

Das Hörvermögen kann bei ständiger Lärmbelastung von mehr als 80 dB in kleinen Schritten abnehmen. Je höher die Lärmbelastung, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Lärmschwerhörigkeit (Bild 1). Ist diese eingetreten, gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten. Der Schaden ist irreparabel.

Neue EU-Lärmschutzrichtlinie senkt Grenzwerte

Die neue Lärmschutz-Richtlinie der EU, die in Kürze auch in Deutschland in Kraft treten wird, trägt dieser Erkenntnis Rechnung und senkt die bisher geltenden Grenzwerte um 5 dB ab: Der Arbeitgeber muss künftig bereits ab 80 dB(A) Dauerlärm - statt bisher ab 85 dB(A) – beziehungsweise ab 135 dB(C) Impulslärm seinen Mitarbeitern einen persönlichen Gehörschutz zur Verfügung stellen (unterer Auslösewert). Ab dem oberen Auslösewert von 85 dB(A) Dauerlärm oder 137 dB(C) Impulslärm ist das Tragen von Gehörschutz Pflicht.

Als zusätzlicher Grenzwert wird der so genannte Expositionsgrenzwert eingeführt. Dies ist der maximal erlaubte Schallpegel, der das Ohr trotz Tragens von Gehörschutz noch erreichen darf. Dieser Wert ist in der EG-Richtlinie auf 87 dB(A) für Dauerlärm und 140 dB(C) für Impulslärm festgelegt, wird aber im deutschen Gesetzesentwurf auf 85 dB(A) gesenkt.

Bei der Frage, wie und mit welchen Gehörschutzmitteln sich die an etwa fünf Millionen Lärmarbeitsplätzen in Deutschland beschäftigten Arbeitnehmer am sichersten und effektivsten schützen können, ist Folgendes zu bedenken: Eine wichtige Voraussetzung ist zunächst einmal die Kenntnis über die Gesundheitsgefahren des Lärms, über die verschiedenen Gehörschutztypen sowie die korrekte Handhabung der Schutzausrüstung.

Gehörschutz-Trainingsprogramm klärt auf

Um Sicherheitsfachkräften die Aufklärungsarbeit zu erleichtern, bietet der Gehörschutz-Hersteller 3M zum Beispiel ein umfassendes Trainingsprogramm auf CD-ROM zum Preis von 50 Euro an. Dieses umfasst über 30 Folien sowie ein ausführliches Begleitheft und gibt Arbeitsschutz-Verantwortlichen ein kompetentes Werkzeug an die Hand, um die jährlichen Sicherheitsunterweisungen der Mitarbeiter professionell und didaktisch aufbereitet durchführen zu können. Auch die kostenlos erhältliche CD „Schluss mit Lärm!“, die bei der 3M Arbeitsschutz-Infoline unter Tel. (0 21 31) 14 26 04 angefordert werden kann, bietet wertvolle Informationen und Tipps rund um das Thema Gehörschutz sowie zur neuen Lärmrichtlinie.

Tragekomfort ist wichtig für Akzeptanz des Gehörschutzes

Ist das Wissen zum Thema Gehörschutz und das entsprechende Problembewusstsein bei den Arbeitnehmern vorhanden, spielt nicht zuletzt auch der Komfort der eingesetzten Gehörschutzmittel eine wichtige Rolle. Akzeptiert und auch wirklich konsequent angewendet werden am ehesten Produkte, die außer der Sicherheit auch ein größtmögliches Maß an Tragekomfort bieten. Dieser hängt zwar vom subjektiven Empfinden des Trägers ab, wird aber von bestimmten Produkteigenschaften entscheidend beeinflusst: Ist der Gehörschutz bei Bedarf schnell bei der Hand? Lässt er sich einfach anlegen und handhaben? Fühlt sich das Material angenehm an? Ist der Anpressdruck auf Dauer nicht zu stark? Diese Faktoren spielen bei der Entwicklung aller Gehörschutzprodukte eine wichtige Rolle.

Große Auswahl an Gehörschutz-Produkten

Die Auswahl an Gehörschutzprodukten ist groß. Hierbei unterscheidet man im Wesentlichen zwischen Kapselgehörschutz und Gehörschutzstöpseln. Außer einem ausreichenden Dämmwert entscheiden die persönliche Präferenz und der Anwendungsfall über die Art des eingesetzten Gehörschutzes. Der Dämmwert sollte so gewählt werden, dass der Schalldruckpegel am Ohr zwischen 65 und 79 dB liegt. Bei zu geringer Dämmung bleibt eine hohe Lärmbelastung und die damit verbundene Gesundheitsgefahr bestehen.

Aber auch eine zu hohe Dämmung (Überprotektion) wird als unangenehm empfunden, weil sie zur Isolierung von der Umwelt führt und Warnsignale oder Sprache eventuell nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden. Um hinsichtlich Dämmung den richtigen Gehörschutz auszuwählen, muss der in der Praxis tatsächlich erreichbare Dämmwert berücksichtigt werden, weil dieser von dem in der Baumusterprüfung bescheinigten Wert abweichen kann. Als Korrekturwert empfiehlt die Berufsgenossenschaft, bei Gehörschutzstöpseln 9 dB vom angegebenen Dämmwert abzuziehen, wenn die Anwender nicht im richtigen Gebrauch unterwiesen sind.

Gehörschutz-Stöpsel sollten immer griffbereit sein

Speziell für den Einsatz bei dauerhafter Lärmbelastung geeignet sind Gehörschutzstöpsel, die in den Gehörgang eingeführt werden (Bild 2). Fachgerecht angelegt werden sie, indem man mit einer Hand um den Kopf greift, die Ohrmuschel nach hinten, außen und oben zieht. Dadurch wird der Gehörgang gestreckt, was das richtige Einführen der Stöpsel erleichtert.

Von der Zeitschrift Öko Test mit „sehr gut“ bewertet wurden im September 2006 die 3M-Einweg-Gehörschutzstöpsel der Serie 1100. Ein Grund für das gute Ergebnis war die gesundheitliche Unbedenklichkeit und die hohe Schalldämmung von 37 dB (SNR) der komfortablen Einweg-Ohrstöpsel. Das Produkt ist hautfreundlich und in punkto Schadstoffe völlig unbedenklich. Die konisch geformten Ohrstöpsel aus besonders weichem, elastischem Schaumstoff lassen sich leicht einführen, passen sich der Form des Gehörkanals perfekt an und haben dadurch einen hohen Tragekomfort.

Mit dem praktischen 3M-Gehörschutzspender können die Stöpsel hygienisch und immer griffbereit in der Nähe eines jeden Arbeitsplatzes aufbewahrt werden (Bild 3). Der Spender hat ein großes Füllvolumen und fasst 700 Paar Stöpsel, die sich einfach entnehmen lassen.

Kapselgehörschützer eignen sich für kurzzeitige Einsätze

Kapselgehörschützer bedecken und schützen beide Ohrmuscheln ganz und eignen sich vor allem bei kurzfristigen Einsätzen und wechselnder Lärmbelastung (Bild 4). Gepolsterte Kopfbügel mit verstellbarem Anpressdruck sowie weiche, große Dichtungskissen mit spezieller Kontur sorgen für hohen Komfort. Durch das patentierte Bügeleinstellsystem kann der Anpressdruck variiert werden, so dass eine optimale Anpassung an jede Kopfgröße gewährleistet ist.

Speziellen Schutz gegen Impulslärm, wie er beispielsweise auf Baustellen, bei Straßenarbeiten, Gleisbau, in der Metall verarbeitenden oder der Holzindustrie, in Schießanlagen oder bei Polizei- und Militärübungen vorkommt, bieten Kapselgehörschützer mit einer Elektronik, die leise Töne verstärkt wiedergibt, während automatisch alle schädlichen Impuls-Lärmpegel blockiert werden. Dadurch wird eine bessere Verständigung möglich und Warnsignale bleiben besser hörbar.

Dr. Günter Heurung ist Anwendungstechnischer Berater 3M Arbeits- und Personenschutz der 3M Deutschland GmbH in 41460 Neuss, Tel. (0 21 31) 14-0, innovation.de@mmm.com

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