Italienischer Maschinenbau Italiens Maschinenbauer festigen ihren Aufschwung
Zwar steckte die italienische Wirtschaft seit 2011 in der Rezession, doch mehren sich inzwischen die Zeichen für eine Trendwende. Werkzeugmaschinenbau, Robotik und Automation haben sie bereits geschafft und geben sich für 2015 optimistisch.
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Mit einem BIP-Minus von 0,4 % musste die italienische Wirtschaft 2014 zwar erneut ein Schrumpfen hinnehmen, doch der Rückgang lag niedriger als in den Vorjahren – 2012 hatte das Minus 2,8 % betragen, im Jahr 2013 waren es 1,7 %. Für das erste Quartal 2015 meldete die Statistikbehörde Istat (Istituto Nazionale di Statistica) ein Plus von 0,3 %, für das zweite Quartal sogar von 0,7 % im Vorjahresvergleich. In absoluten Zahlen rutschte nach ihren Angaben das BIP 2014 jedoch unter das Niveau des Jahres 2000, beim BIP pro Kopf sogar unter den Stand von 1997.
Frühindikatoren deuten auf einen Wirtschaftsaufschwung in Italien
Laut Istat war es die Auslandsnachfrage, die in den vergangenen Jahren eine schärfere Rezession verhindert hat. Dafür ging 2014 die Inlandsnachfrage weiter zurück. Vor allem die Unternehmen bremsten bei den Investitionen und bauten ihre Lagerbestände ab.
Für das laufende Jahr ist die Statistikbehörde allerdings optimistisch gestimmt. Zum einen würden externe Faktoren wie die Abwertung des Euro, die sinkenden Ölpreise und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zu Buche schlagen. Doch auch in Italien selbst würden die Indikatoren nach oben zeigen: So sei die bereinigte Industrieproduktion im Juli (neueste Daten) um 2,7 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das Verbrauchervertrauen habe sich im August deutlich von 106,7 auf 109 Punkte erhöht. Im zweiten Quartal hätten die Importe mit 2,2 % deutlich stärker zugelegt als die Exporte (+ 1,2 %). Für das Gesamtjahr 2015 geht die OECD von 0,6 % Wirtschaftswachstum in Italien aus, 2016 sollen es dann 1,3 % sein. Die Regierung in Rom ist etwas optimistischer und erwartet 0,9 % für das laufende und 1,4 % für das kommende Jahr.
Ein sattes Plus von 30 % im Vergleich zum Vorjahr gab es sogar bei den Auftragseingängen für Werkzeugmaschinen, Robotik und Automation im zweiten Quartal, wie der Verband Ucimu – Sistemi per Produrre berichtet. Damit bestätigt die Branche ihre Trendwende von Ende 2013 und verzeichnet das siebte Quartal in Folge mit steigenden Auftragseingängen. Den sieben Quartalen mit Wachstum waren allerdings sieben Krisenjahre vorangegangen.
Nachfrage nach Werkzeugmaschinen und Automation zieht in Italien stark an
Dabei stiegen die Inlandsbestellungen im zweiten Quartal 2015 sogar um 46,7 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Orders aus dem Ausland nahmen um 26,1 % zu. Der Index des Verbands für die Auftragseingänge erreichte einen Stand von 126,5 Punkten (Basis 2010 = 100). „Die italienischen Hersteller befinden sich 2015 weiterhin auf dem Erholungspfad“, kommentierte Ucimu-Präsident Luigi Galdabini die Entwicklung. Nach seinen Worten sind sie einerseits ihrer Exportneigung treu geblieben, hätten aber andererseits auch von der wieder auflebenden Nachfrage nach Produktionssystemen in Italien profitiert.
„Die Ergebnisse der jüngsten Erhebung sind sicherlich positiv. Wir erleben eine Erholung am italienischen Markt, die sicherlich durch das neue Sabatini-Gesetz begünstigt wurde“, erläuterte Galdabini weiter. Dieses Gesetz hatte Rom 2013 aufgrund der Liquiditätsengpässe in der italienischen Industrie beschlossen, um Investitionen in Maschinen und Anlagen anzukurbeln. Der Staat stellt damit von 2014 bis 2021 zinsvergünstigte Kredite vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bereit. Die Darlehen sind auf den Kauf sowie das Leasing von Maschinen, Anlagen und deren Ausrüstung für produktive Zwecke beschränkt. Die Summe ist auf 2 Mio. Euro pro Unternehmen und auf einen Zeitraum von fünf Jahren begrenzt.
Zwischen April 2014 und Juni 2015 haben Unternehmen durch das Gesetz Darlehen im Umfang von über 2 Mrd. Euro in Anspruch genommen. Damit standen zu diesem Zeitpunkt noch 58 % der Fördermittel für die kommenden Jahre zur Verfügung.
Einen weiteren Schub erwartet der Ucimu-Präsident von der Messe EMO Milano 2015: Vom 5. bis 10. Oktober werden in Mailand über 1300 Unternehmen aus aller Welt ihr Angebot für die Metallbearbeitung präsentieren. Die meisten Unternehmen – über 400 – kommen laut Messeveranstalter Ucimu aus Italien, die beiden nächstgrößeren Ausstellerländer sind Deutschland und Taiwan. Galdabini fordert jedoch weiterhin Unterstützung vom Staat in Form eines Anreizprogrammes für die freiwillige Erneuerung von Maschinen in Italien, um „die Nachfrage zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit der italienischen Fertigungsindustrie zu erhalten“.
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