Schallenkammer Magnettechnik von der Stange und kundenindividuell

Redakteur: M.A. Frauke Finus

Die Lösungen von Schallenkammer Magnetsysteme sind funktionelle Zuliefer-Komponenten für eine Vielzahl verschiedener Aufgaben rund um das Halten, Heben, Befestigen, Fixieren und Separieren. Immer wichtiger werden kundenspezifische Magnetlösungen. Blechent sprach im Interview darüber mit Firmenchef Peter Böhler.

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Ausgangsmaterial für viele Endprodukte von Schallenkammer sind die farbig beschichteten Gravi-Flex-Magnetfolien. Daraus entstehen Magnetschilder für die Lagerkennzeichnung, Werbetafeln für die Anbringung am Auto, Visualisierungselemente für das Lean Management und vieles mehr.
Ausgangsmaterial für viele Endprodukte von Schallenkammer sind die farbig beschichteten Gravi-Flex-Magnetfolien. Daraus entstehen Magnetschilder für die Lagerkennzeichnung, Werbetafeln für die Anbringung am Auto, Visualisierungselemente für das Lean Management und vieles mehr.
(Bild: Schallenkammer)

In Kürnach bei Würzburg betreibt Schallenkammer Magnetsysteme eines der modernsten Werke zur Bearbeitung und Veredelung permanentmagnetischer Werkstoffe. Auf der Basis verschiedener Halbzeuge entsteht hier eine wachsende Auswahl einsatzfertiger Magnetprodukte und Magnetsysteme für viele Anwendungsbereiche. Immer mehr Raum nimmt dabei die Realisierung kundenspezifischer Magnetlösungen ein. Weit reichendes Engineering-Knowhow und ein breit aufgestellter Maschinenpark ermöglichen sowohl die Umsetzung innovativer Magnetideen als auch die wirtschaftliche Serienproduktion.

Herr Böhler, ihr Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern von Halbzeugen, Produkten und Systemen aus Permanentmagneten. Welche Trends beobachten Sie derzeit auf dem Gebiet der Magnettechnik?

Über alle Branchen hinweg gibt es einen Megatrend, der prägend ist für unser tägliches Geschäft – der Wunsch der Anwender nach flexiblen Lösungen für das Halten, Fixieren, Verbinden, Heben und Befestigen von Bauteilen, Werkzeugen und Produkten aller Art. Dahinter stehen oft ganz unterschiedliche Zielsetzungen. Mal geht es um das Separieren oder Positionieren von Werkstücken, mal um das Kennzeichnen von Warenträgern oder Lagerregalen und an anderer Stelle um das Organisieren und Visualisieren von Prozessen. Für alle diese Aufgaben – und viele andere mehr – realisieren wir täglich kleine und große Innovationen aus massiven und elastischen Magnetwerkstoffen.

Wie schaffen Sie es denn, diese Vielfalt an Anforderungen und Anwendungen fertigungstechnisch abzudecken?

Das gelingt uns, weil wir den Maschinenpark in unserem 2014 neu errichteten Produktionswerk in Kürnach immer wieder durch neue Technologien und Bearbeitungsanlagen up to date halten. Durch regelmäßige Investitionen sind wir hier immer auf dem neusten Stand der Technik.

Können Sie uns dafür einige konkrete Beispiel nennen?

Für die Formgebung setzen wir beispielsweise moderne CNC-Cutter, Hubstanzen sowie Rollenabstechanlagen ein. Im Bereich der Oberflächenveredelung bestimmen vorrangig die Kaschier- und Adhäsionstechnik das Geschehen, und für das Beschriften nutzen wir den Digitaldruck. Des weiteren schöpfen wir aus der Möglichkeit, verschiedene Verfahren intelligent miteinander zu verknüpfen. So können wir aus Magnetgummi, Magnetbändern und -folien sowie magnetischen Haftflächen vielseitige Visualisierungsmittel, flexible Verbindungselemente oder kundenspezifische Formteile für industrielle Anwendungen fertigen. Außerdem führen wir ein großes Sortiment an einbaufertigen Magnetsystemen mit Metall- und Gummigehäusen, Bohrungen und Gewindestiften.

Mit welchen Anliegen wenden sich denn die Kunden an Sie?

Grundsätzlich sehen wir uns ja als Ideengeber, Entwicklungspartner und Zulieferer. Diese Dreifach-Orientierung ist eine Konsequenz der unterschiedlichen Anforderungen des Marktes. Denn viele Kunden suchen in der Magnettechnik zunächst nach Impulsen für die Optimierung bestehender oder die Entwicklung neuer Produkte. Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet agieren wir hierbei zunächst als Ideen- und Ratgeber. Im Rahmen von Entwicklungsprojekten stellen wir dann erste Prototypen, Muster und Vorserien her. Geht es schließlich in die Serienproduktion, übernehmen wir den Part des klassischen Zulieferers. In diese Rolle schlüpfen wir auch, wenn wir die Kunden mit einbaufertigen Magnetsystemen aus unserem Katalogprogramm beliefern – oder mit konfektionierten Rohmagneten.

Der Kunde erhält von Schallenkammer auch unbehandelte Rohmagnete?

Ja, aber ganz unbehandelt sind unsere Rohmagnete freilich nicht. Es handelt sich vielmehr um Halbzeuge in Ring-, Block-, Stab-, Scheiben- und Hufeisenform, die wir unter anderem an Hersteller in Messtechnik, Audiotechnik oder Hebetechnik liefern. Diese isotropen und anisotropen Permanentmagnete sind der Rohstoff für die Produktion vieler Produkte und Systeme. Der Kunde kann hier wählen zwischen verschiedenen Werkstoffen wie etwa witterungsfestem Barium- und Strontiumferrit, harten AlNiCo-Legierungen, kompakten Samarium-Cobalt- oder extrem starken Neodym-Eisen-Bor-Magneten. Hinsichtlich der Feldstärke reicht unser Programm bis 1.500 Hcj kA/m. Die Rohmagnete liefern wir als konfektionierte Zulieferteile in der benötigen Menge und Gestalt.

Bestimmt das Thema Rohmagnete Ihr Tagesgeschäft?

Nein. Das ist zwar ein wichtiger Bereich unserer Arbeit, aber prägend für unser Tagesgeschäft ist vorrangig die Herstellung von Magnetprodukten und Magnetsystemen für unser Katalogprogramm oder nach den individuellen Vorgaben unserer Kunden.

Wo ziehen Sie denn die Grenze zwischen Produkt und System?

Wenn wir von Magnetprodukten sprechen, meinen wir alle Lösungen, die auf unserer Auswahl an Magnetgummis, Magnetbändern und Magnetfolien sowie unseren eisenhaltigen Magnethaftflächen basieren. Magnetgummi bieten wir in verschiedenen Feldstärken, Materialdicken und Profilierungen an. Axial oder einseitig mehrpolig magnetisierte Magnetbänder erhält der Kunde in vielen unterschiedlichen Breiten sowie mit Selbstklebe-Beschichtung für die Sofortmontage. Und die Magnetfolien stellen wir nicht nur ein- und beidseitig magnetisiert sowie in zahlreichen Feldstärken und Materialdicken bereit, sondern auch mit verschiedenen Oberflächen. Also etwa beschichtet mit farbigen PVC-Folien und individuell nach Kundenwunsch bedruckt. Außerdem beinhaltet unser Bereich Magnetprodukte unsere eigenen Produktlinien Visu Flex, Gravi Flex und Ferro Pad…

…was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Unter den Markennamen Visu Flex und Gravi Flex haben wir zahlreiche praktische Orga-Lösungen zusammengefasst. Zum Beispiel Klemmschienen zum Fixieren von Karten und Formularen, transparente Magnetschlaufentaschen zum Anclipsen an Werkstückträger und Regale und magnetische Folientaschen für Dokumente. Auch versetzbare Prospektboxen aus Klarsicht-Kunststoff sowie magnetische Hakenleisten und individuell bedruckte Orga-Magnete gehören zu diesen Produktgruppen. Bei Ferro Pad handelt es sich hingegen um flexible und individuell bedruckbare Magnethaftfolien mit Selbstklebe-Beschichtungen, mit denen sich nicht eisenhaltige Oberflächen in magnetische Arbeitsflächen verwandeln lassen.

Und was meinen Sie, wenn Sie von Magnetsystemen sprechen?

Das ist der dritte große Bereich unseres Portfolios. Den Begriff System verwenden wir für montagefertige Funktions- und Zulieferkomponenten, die wir in vielen verschiedenen Designs und Größen anbieten. Beispielsweise magnetische Scheiben und Zylinder im Stahlgehäuse – auch mit Bohrungen oder Innen- und Außengewinden, oder Magnetkern-Zylinder mit und ohne Passungstoleranzen, oder Topfmagnete in roten Gehäusen – und vieles andere mehr. Komplett umgeben von einer Gummiummantelung sind unsere rondenförmigen oder rechteckigen GraviFlex® Magnetelemente. Sie sind stark haftend und ermöglichen die einfache Realisierung von Oberflächen schonenden Befestigungen und Halterungen an Maschinen, Anlagen und Einrichtungen. Auch anbaufertige Werkzeughalte-Magnetschienen sowie Magnetfilterstäbe, Magnetfiltergitter und Plattenmagnete zum Separieren von Eisenteilen in der Materialtrenntechnik finden sich in unserem Magnetsysteme-Sortiment.

Wie ist denn aktuell das Verhältnis zwischen Katalogware und kundenspezifischen Lösungen?

Die Realisierung individueller Kundenlösungen hat für uns seit jeher große Bedeutung und nimmt derzeit immer mehr Raum ein. Point of departure ist dabei oft ein Halbzeug, ein Produkt oder ein System aus unserem bestehenden Portfolio; darauf aufbauend entwickeln wir dann projekt-, anwendungs- und kundenbezogen immer wieder neue, innovative Magnettechnik-Lösungen. Ob ein Kunde besonders schmale Magnetbänder mit einer signalfarbigen Oberfläche benötigt, Magnetelemente mit ausgefallenen Aufdrucken oder Magnetgummis in besonderen 2D-Formen – dank unserer flexiblen Fertigung stehen uns hier viele Möglichkeiten offen.

Herr Böhler, vielen Dank für das Gespräch.

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