Heidelberger Druck/Klöckner Mittelständler wollen Wachstumskurs halten mit Nullfehlerstrategie
Berlin (ug) – Der Markt für mittelständische Zuliefererbetriebe, die sich quasi nahtlos in die Wertschöpfungskette des größeren Partners einfügen können, sei wie leer gefegt, berichtet Günter Stephan, Leiter OP-PM bei der Heidelberger Druckmaschinen AG. „Etwas Neues musste her“, bilanziert der für die Beschaffung mechanischer Teile im Unternehmen verantwortliche Experte.
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So habe die mechanische Bearbeitung mit Hilfe externer Betriebe mit einer Größe von 50 bis 60 Mitarbeitern ein kritisches Limit erreicht. Die Herausforderung in der Branche der Druckmaschinen lautet vor allem, wie sich Funktionen „produktionssychron“ und fehlerfrei auslagern lassen, ohne dass einer der beiden Partner den Kürzeren im ausgesprochen komplexen Abstimmungsprozess zieht.
Eine Bedarfsgröße zwischen acht bis zehntausend Teilen stellt für die Heidelberger eine große Herausforderung dar. „Wir wollen unsere Nullfehlerstrategie gemeinsam mit den Lieferanten umsetzen“, lautet das Credo von Günter Stephan.
Dies bedeutet aber auch, dass sich wesentliche Teile des operativen Risiko- und Prozessmanagements auf die Schultern des jeweiligen Outsorcing-Partners verlagern. Denn die elegante Wortschöpfung produktionssychron bedeutet zum einen, dass der Lieferant seine eigenen Lagerkapazitäten vorhalten muss. Das Wagnis besteht außerdem darin, „just in time“ oder „just in sequence“ die exakt beim Kunden Heidelberger Druck im Produktionsprozess jeweils benötigten Chargen bereit zu stellen.
Dafür tragen vor allem leistungsfähige Partner die Sorge, denen indes kaum Spielraum für eigene Fehler verbleibt. „Wir sind für die Versorgungssicherheit innerhalb der komplexen Stahl- und Werkstoffdistribution zuständig“, berichtet Michael Keuthen, Leiter Bereich Service & Bearbeitung bei der Klöckner Stahl- und Metallhandel GmbH (KSM) in Duisburg.
Zulieferer achten auf kurze Wege
Gefragt sind vor allem kurze Wege. Nur rund 80 km sind es von dem in Velten bei Berlin angesiedelten Klöckner Service und Bearbeitungszentrum bis zum Werk Brandenburg der Heidelberger Druck. Dort laufen laut Auskunft von Günter Stephan rund 50 Maschinen im Zwei-Schicht-Betrieb.
Bis 2009 will Klöckner in sein Servicezentrum weitere 6 Mio. Euro investieren und 20 neue Arbeitsplätze in der Region schaffen. Seit dem Jahr 2001 steht dort bereits eine Warmhalle mit Stapelregalanlagen, Kränen und verschiedenen Anarbeitungsmaschinen bereit. Als Systemlieferant und fehlendes Glied im Heidelberger Produktionssystem (HPS) ist das Unternehmen dabei nicht nur für die Materialbeschaffung, Lager- und Transportlogistik in das Brandenburger Werk an der Havel verantwortlich.
Der Betrieb sorgt auch für eine reibungslose Vorproduktion. „Für uns bedeutet dies bei der Rohmaterialversorgung das Ende der Suboptimierung einzelner untergliederter Prozesse und Betriebsteile“, betont Günter Stephan. Die Zielvorgabe aus Sicht des Druckmaschinenherstellers lautet, die Zahl der Lieferanten weiter zu reduzieren, nicht unbedingt notwendige Kernkompetenzen auszulagern und die jeweiligen Partner möglichst reibungslos zu integrieren. „Wir wollen künftig keine Qualitätskontrolle und Wareneingangsprüfung mehr vornehmen“, bilanziert der Experte.
Auf der anderen Seite gewinnt aber auch der Outsourcing-Partner an Schlagkraft hinzu, sofern er die hochgesteckten Qualitätsziele erfüllt. Denn Klöckner kann den größeren Partner nicht nur beim operativen Tagesgeschäft entlasten, so dass dieser sich mehr auf die strategische Lenkung der Einkaufs- und Beschaffungsprozesse konzentrieren kann. „Unsere Win-Win-Situation liegt darin, dass wir schlecht austauschbar sind, je mehr wir uns in den Kundenprozess integriert haben“, bilanziert Michael Keuthen.
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