Metalldrücken Ohne chlorhaltige Additive lässt es sich besser drücken
Shanghai, London, New York: Die Referenzliste der Metalldrückerei Jakob Hommel kann sich sehen lassen. Von Bad Überkingen aus liefert das Familienunternehmen anspruchsvolle Drückteile in alle Welt. Mit einem oft unterschätzten Element in der Fertigung konnte der Prozess sogar noch verbessert werden.
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Das Metalldrücken rotationssymmetrischer Teile ist eine Fertigungstechnik, bei der sämtliche plastisch verformbare Metalle zu spezifizierten Hohlkörperprodukten umgeformt werden, und definiert die Kernkompetenz des Unternehmens. Außerdem kennen sich die Mitarbeiter auch mit dem Tiefziehen aus. „Unsere Tätigkeitsbereiche sind vielfältig. Vor allem zu nennen sind der Apparate- und Behälterbau, Pharma- und Medizintechnik, Lichttechnik, Lebensmitteltechnik sowie der Maschinen- und Anlagenbau“, berichtet Florian Hommel, Urenkel des Firmengründers Jakob Hommel. Und da sich das Unternehmen mit der Qualität seiner Teile einen guten Ruf erarbeitet hat und durch den eigenen Werkzeugbau flexibel ist, kommen auch Aufträge wie der spezielle Kugelfassadendruck für die Dachbekrönung des Jin-Mao-Towers in Shanghai oder die DISC-Sonderdecke im Terminal T5 des Flughafens London Heathrow zustande.
Metalldrücken bei Hommel vor allem mit Edelstahl
In erster Linie verarbeitet die Metalldrückerei Hommel Edelstahl, daneben auch Aluminium, Stahl, Kupfer und dann und wann exotischere Werkstoffe wie Niob. Von kleinen bis großen Durchmessern mit maximal 3000 mm und Einsatzwandstärken weniger Zehntelmillimeter bis hin zu massiven Blechen wird nahezu die gesamte Bandbreite des heutigen Metalldrückens abgedeckt. Die Formgebung des Metalldrückens erfordert nicht nur viel Erfahrung, sondern ist auch technisch anspruchsvoll: Schnell sind Fehler in der Oberfläche, beziehungsweise Falten im Werkstück. „Die Ausführung der Oberfläche wird bei uns immer wichtiger, da sich die Kundenanforderung permanent anspruchsvoller präsentiert“, berichtet Karl Heinz Hof, Fertigungsmeister des Unternehmens. „Da braucht man dann schon einen sehr guten Umformschierstoff, um dem gerecht zu werden, und den haben wir gefunden.
Vor gut vier Jahren kam der Schmierstoffhersteller Raziol in unser Haus und aus dem expertisen Dialog entwickelte sich eine Erprobung vor Ort“, sagt Hof. Hommel stieg auf einen chlorhaltigen Schmierstoff um. „Chlorparaffinhaltige Schmierstoffe haben eine wahnsinnige Schmierleistung“, erläutert Martin Maier, Gebietsverkaufsleiter Südwest beim Iserlohner Unternehmen.
Allerdings verschweigt er auch die Nachteile nicht. „Chlorhaltige Schmierstoffe sind in der Entsorgung richtig teuer – das ist das Vier- bis Fünffache im Vergleich zu einem konventionellen Öl – und stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein“, sagt Maier. Um dieses Problem zu lösen, hat Raziol jetzt sein Portfolio um Schmierstoffe mit dem gleichen Umformvermögen ergänzt, die aber keine chlorhaltigen Additive enthalten. Die mineralölbasierten Umformöle mit der Bezeichnung CEP umfassen acht Viskositätsklassen von circa 38 bis 680 mm²/s bei 40 °C. Die wassermischbaren Öle bietet der Hersteller unter dem Namen CEP… E in fünf Viskositätsklassen an, von 2 bis 250 mm²/s bei 40 °C.
Chlorfreie Schmierstoffe bieten ungeahnte Vorteile
Ohne Chlor brauchen die Schmierstoffe auch keine Transportkennzeichnung als gefährliches Transportgut nach ADR mehr, und sie haben kein oder nur ein geringes Gefahrenpotenzial nach GHS/CLP – damit gelten sie nicht als umweltgefährdend im Sinne dieser Verordnungen und können als normales Altöl entsorgt werden. Auch können die Arbeitgeber der Umformtechnik mit Schmierstoffen ohne chlorhaltige Additive den §7 der Gefahrstoff-Verordnung einhalten; ein Argument bei der Metalldrückerei Hommel, die auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter achtet.
Einen weiteren Vorteil der chlorfreien Schmierstoffe hat Hof selbst in seinem Betrieb entdeckt: „Als wir noch Edelstahlteile mit chlorierten Ölen umgeformt und anschließend beschnitten haben, wurden beim Beschnittvorgang Dämpfe frei, die unsere separat gelagerten Stahlteile in Form von Korrosion angegriffen haben. Wir haben lange recherchiert, um die Ursache dieser sporadisch auftretenden Korrosion zu finden, aber am Ende waren es tatsächlich die Ausdünstungen beziehungsweise Dämpfe der chlorparaffinhaltigen Schmierstoffe“, berichtet er.
Hinzu kommt noch, dass nach seiner Erfahrung die Schmierstoffe ohne chlorhaltige Additive trotz gleicher Viskosität besser haften bleiben. „Damit muss man im Prozessverlauf weniger nachölen, und die Standzeit der Werkzeuge ist deutlich höher“, freut sich der Fertigungsleiter. Mittlerweile ist er so überzeugt von seinem Umformöl CEP-AL, dass Hommel es nicht nur für Edelstahl – wie die chlorhaltigen Produkte – sondern auch für Aufgabenstellungen der Formgebung in Stahlwerkstoffen verwendet. Durch die bessere Haftung des neu eingesetzten Schmierstoffes ist der Verbrauch im Vergleich zum Vorgängerprodukt nicht einmal gestiegen, obwohl jetzt mehr Teile damit umgeformt werden.
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