Produktdesign Schönes Produktdesign allein reicht nicht

Redakteur: Bernhard Kuttkat

Das Produktdesign soll den hohen technischen Anspruch, die Innovationskraft und die Zukunftssicherheit unserer Erzeugnisse sichtbar machen, es ist die Visualisierung der ‚inneren Werte’

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Das Produktdesign soll den hohen technischen Anspruch, die Innovationskraft und die Zukunftssicherheit unserer Erzeugnisse sichtbar machen, es ist die Visualisierung der ‚inneren Werte’ und unterstützt die Vertrauensbildung in das Produkt als hochwertiges und nachhaltiges Investitionsgut“, bringt Friedrich Kilian, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der Trumpf GmbH + Co. KG in Ditzingen, den Anspruch an Maschinendesign auf den Punkt.

Seiner Meinung nach muss Design im Kontext zur Funktion der Maschine stehen. Dadurch trage es dazu bei, Verbesserungen zu vermitteln. „Das Trumpf-Produkt muss über seine Formensprache als solches erkennbar sein und ein hoher Wiedererkennungswert sowie die Familienzugehörigkeit müssen im Sinne der Corporate Identity sichtbar werden“, erläutert Kilian. Schließlich sei das Produktdesign Imageträger und diene als Teil der Unternehmenskultur der Kommunikation der Philosophie des Unternehmens.

Produktdesign als Differenzierungsmittel für Sägen seit 1990

„Im Bereich Sägen haben wir als erster Hersteller schon um 1990 Design als Differenzierungsmittel eingesetzt und müssen heute feststellen, dass viele unserer Mitbewerber sich erst jetzt damit befassen“, stellt Armin Stolzer, geschäftsführender Gesellschafter der Kasto Maschinenbau GmbH & Co. KG in Achern-Gamshurst, fest. Auch seiner Auffassung nach ist Design ein sehr geeignetes Mittel, um sich gegenüber Mitbewerbern zu differenzieren.

Er relativiert allerdings den Einfluss des Designs auf Kaufentscheidungen: „Design als einziges Mittel zur Profilierung oder Differenzierung ist für den Markterfolg allein sicher nicht ausreichend, wie wir anhand einiger Nachahmerprodukte feststellen können.“ Technik und Funktion der Produkte haben für ihn immer noch Priorität.

Keine Frage, Produktdesign ist das Mittel der Wahl, um sich auf den ersten Blick von Mitbewerbern zu differenzieren; es entscheidet über den ersten Eindruck, den ein Kunde vom Produkt gewinnt. Bleibt die Frage, inwieweit gutes Design den Nutzwert eines Produktes steigern kann. „Gute Ergonomie ist Teil guten Produktdesigns“, sagt Kilian und fügt hinzu: „Die Gestaltung der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine dient der klaren und eindeutigen Bedienbarkeit und der Optimierung von Arbeitsabläufen. Das führt bei unseren Kunden zu mehr Sicherheit und höherer Produktivität.“ Das wiederum stärke entscheidend die positive Einstellung des Anwenders sowohl gegenüber dem einzelnen Produkt als auch zur gesamten Marke Trumpf.

Design der Maschinen muss Hersteller, Käufer und Bediener gerecht werden

„Modernes Maschinendesign muss den unterschiedlichen Anforderungen dreier Gruppen gerecht werden“, meint Jochen Rauschert, Geschäftsführer der Nexxon Design GbR in Coburg. „Der Maschinenhersteller will seine Produkte vom Wettbewerb abheben, nach innen und außen Modernität und Qualität kommunizieren, marktgerechte Lösungen anbieten, seine Fertigungsmöglichkeiten optimal einsetzen und Einsparungspotenziale nutzen. Der Käufer erwartet, sich dadurch ebenfalls vom Wettbewerb abzuheben, auch nach innen und außen Modernität und Qualität zu kommunizieren und die Effizienz zu steigern. Der Bediener fordert vom Design ermüdungsfreie Bedienung, ein Optimum an Bedienkomfort und Sicherheit, auch bei Wartung, Umrüstung, Instandsetzung.“

Gibt es dabei einen Zielkonflikt zwischen Ergonomie und ansprechendem Design? „Nein“, meint Rauschert, „der Mensch als Bediener der Maschine ist Maßstab für die Ergonomie. Dieser Faktor muss keine Limitierung sein, sondern kann sogar Inspiration sein zum Querdenken.“

Konflikte zwischen Produktdesign und Normen möglich

Konfliktpotenzial sieht er eher in veralteten Normen und Normierungen zum Arbeitsschutz oder praxisfernen Auflagen von Verbänden wie Berufsgenossenschaften. Für Rauschert ist die Mensch-Maschine-Schnittstelle der zentrale Punkt, von dem aus das Design zur Peripherie hin entwickelt wird. Dort besteht das größte Potenzial für Innovationen und Arbeitserleichterung.

Rauschert zieht einen Vergleich: „Im Cockpit eines Mittelklasse-Pkw steckt oft ein Vielfaches an Sicherheitstechnik, Bedienerunterstützung und Komfort, ver-glichen mit dem spartanischen Bedienplatz eines herkömmlichen CNC-Bearbeitungszentrums. Dort sind noch oft veraltete Normgrößen und Ergonomierichtlinien für den 80-Perzentil-Standardbediener das Maß aller Dinge; individuelle Einstellmöglichkeiten für ein ermüdungsfreies Arbeiten findet man noch selten.“

Design der Sägemaschinen bingt auch Kundennutzen

Für Sägemaschinenhersteller Kasto hat Design multifunktionale Bedeutung, wie Firmenchef Stolzer erklärt: „Es geht uns nicht nur um die reine Ästhetik oder Harmonie, Design bringt auch Kundenutzen. Wir konnten eindeutig feststellen, dass Maschinen mit Design und heller Farbgebung von den Maschinenbedienern pfleglicher behandelt werden, die Wartung und Instandhaltung regelmäßiger durchgeführt wird, so dass insgesamt die Kosten dafür spürbar geringer werden.“

„Bloße Verschönerung wird nicht akzeptiert“, stellt Michael Suthmann, Inhaber des Suthmann Design Team in Kranzberg, fest: „Auftraggeber erwarten Lösungen, die in zwei Richtungen klare Vorteile bieten. Der Käufer und Anwender soll durch das Design zusätzlichen Nutzen erhalten und zugleich soll das Design dem Hersteller selbst prägnante Vorteile bieten, sowohl in der Außenwirkung als auch bezüglich der Innenwirkung, denn Design ist ein starker Marketingfaktor.

Ergonomie bei Investitionsgütern zentraler Designfaktor

Professionelles Design der Produkte steigert die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen spürbar.“ Die Ergonomie sei, gerade beim Investitionsgüterdesign, eine integrale Komponente der Designentwicklung. „Werden ergonomische Notwendigkeiten frühzeitig geklärt und fließen in die Designkonzeption ein, dann entstehen auch keine Zielkonflikte zwischen Ergonomie und Design“, so Suthmann.

In Zeiten, in denen Unternehmen die Kostenschraube anziehen, stellt sich die Frage, inwieweit vorgegebene Kosten den Gestaltungsspielraum von Designern einengen. „Für erfahrene Designer ist das Kostenlimit kein so großes Problem“, ist sich Suthmann sicher.

Erfahrene Maschinendesigner haben seiner Auffassung nach das Kosten-Controlling im Unterbewusstsein verankert und suchen von vornherein nach Lösungen, die mit vergleichsweise wenig Aufwand viel bewirken. „Wunderbar effizient sind die Designkonzeptionen“, so Suthmann, „deren Umsetzung nicht mehr kostet als gängige Lösungen ohne professionelles Design – und davon gibt es recht viele.“MM

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