Plattformökonomie Siemens präsentiert neue digitale Business-Plattform

Von Sebastian Human

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In einem hybriden Live-Event stellte Siemens seinen Kunden die neue Geschäftsplattform Xcelerator vor. Was kann die Plattform? Wie fügt sie sich in das Produktportfolio ein? Und welche Rolle soll das Ökosystem spielen? Wir haben es uns für Sie angesehen.

Die mehrschichtige Architektur der Plattform als animierte Grafik.
Die mehrschichtige Architektur der Plattform als animierte Grafik.
(Bild: Siemens AG)

Gab sich Siemens im Vorfeld noch relativ zurückhaltend mit Informationen zur angekündigten neuen Business-Plattform Xcelerator, bekamen Kundinnen und Kunden weltweit am Mittwochabend nun eine offizielle Vorstellung.

Neben Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries, und weiteren Repräsentanten des Unternehmens war auch die Kundenseite gut vertreten. Zu Gast waren unter anderem Jensen Huang, Vorstandsvorsitzender von Nvidia, und Milan Nedeljković, Mitglied des Vorstands der BMW AG. Letztere sollten unter anderem erläutern, wie Siemens‘ neue Plattform ihren Unternehmen einen Schub bei deren digitalen Transformation geben soll, denn das Xcelerator-Angebot versteht sich als Digitalisierungsbeschleuniger. Doch worum ging’s genau?

Schubkraft für die digitale Transformation

Was Siemens gleich an mehreren Stellen betont, ist der offene Charakter der neuen Business-Plattform. Das soll sich nicht zuletzt auch im Partnerökosystem zeigen. Hauptaufgabe des Angebots soll es sein, die digitale Transformation von Unternehmen in den Bereichen Industrie, Gebäude, Netze und Mobilität zu beschleunigen – die Plattform trägt diesen Anspruch bereits im Namen. Ihr Leistungsspektrum beinhaltet drei zentrale Punkte:

  • 1. ein ausgewähltes Hardware-Portfolio für das Internet of Things, Software und digitale Angebote von Siemens sowie zertifizierten Drittanbietern,
  • 2. ein Partnerökosystem, das aktuell aus über 50 Mitgliedern besteht und sich kontinuierlich entwickeln soll sowie
  • 3. einen Marktplatz, der Interaktionen und Transaktionen zwischen Kunden, Partnern und Entwicklern vereinfachen soll.

„Wir entwickeln unser marktführendes Portfolio zu offenen Anwendungen weiter, mit mehr cloudbasierten Lösungen, As-a-Service-Nutzung und IoT-fähiger Hardware, die ständig aktualisiert werden kann“, sagt Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. „Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit mit Partnern im Rahmen eines stetig wachsenden Ökosystems auf ein neues Niveau gehoben.“

Hierzu will der Konzern das gesamte Hardware- und Software-Portfolio schrittweise modular gestalten und mit der Cloud verbinden. Hinzu kommt eine Schnittstellen-Standardisierung mittels API, also einer Programmierschnittstelle. Auch eine starke technische und kommerzielle Governance stellt Siemens in Aussicht. Sie soll die Einhaltung höchster Qualitätsstandards und Werte für alle Beteiligten garantieren. Bei der Entwicklung wollen sich sowohl der Konzern selbst als auch entsprechende Drittanbieter zukünftig an den vier Designkriterien Interoperabilität, Flexibilität, Offenheit und As-a-Service-Nutzung orientieren.

IoT-as-a-Service

Die verstärkte Ausrichtung auf As-a-Service-Angebote spiegelt sich unter anderem auch in den hauseigenen IIoT-Lösungen wider. So plant der Konzern seine Angebote für das Industrial Internet of Things als sogenannte Industrial Operations X zu integrieren. Neben der Möglichkeit, diese dann auf Abobasis nutzen zu können, zählen hierzu auch Lösungen und Anwendungen vom Sensor über die Edge bis in die Cloud. Hinzu kommen eine Reihe bereits gebrauchsfertiger Apps sowie die Möglichkeit, auf Basis von Low-Code selbst zu entwickeln. Das Ziel ist es auch hier, die für Industrie 4.0 zentrale Verschmelzung von Daten aus der realen Welt der Automatisierung mit der digitalen Welt der Informationstechnologie zu fördern.

Partnerschaft mit Nvidia für den digitalen Zwilling

Und auch im Kontext des erwähnten Ökosystems hatte das Unternehmen etwas zu berichten: Nach Aussage von Siemens stelle der prominent verkündete Ausbau der Partnerschaft mit Nvidia die erste große Partnerschaft unter dem Dach von Xcelerator dar. Ein Ziel der Zusammenarbeit sei die Erschaffung eines industriellen Metaversums. Ein zusätzlicher Schwerpunkt ist es, den Einsatz KI-basierter Digital-Twin-Technologie weiter zu forcieren. Speziell auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz soll Nvidia Fachwissen und Technik in die Partnerschaft einbringen.

In einem ersten Schritt planen beide Partner, die offene Business-Plattform mit Nvidias Omniverse zu verknüpfen. Dabei handelt es sich um eine Plattform für 3D-Design und Zusammenarbeit. In der Folge soll ein industrielles Metaverse mit physikalisch gestützten, digitalen Modellen entstehen. Eine KI-basierte, physikalisch genaue Echtzeitsimulation soll sie ergänzen.

„Seit über einem Jahrzehnt unterstützt unsere Technologie des Digitalen Zwillings Kunden aus allen Industrien dabei, ihre Produktivität zu steigern. Bereits heute bieten wir den umfangreichsten Digitalen Zwilling der Branche an“, so Roland Busch. „Durch die Verknüpfung von Siemens Xcelerator mit Omniverse ermöglichen wir nun ein beeindruckendes Metaversum in Echtzeit, das Hardware und Software von Edge bis Cloud mit umfangreichen Daten aus Siemens-Lösungen verbindet.“

Globale Hürden gemeinsam nehmen

Unter dem Motto „accelerate your digital transformation“ zeigte die Runde also ein für Siemens neues Geschäftsmodell. Es soll die Kundinnen und Kunden des Tech-Konzerns befähigen, den digitalen und ökologischen Transformationsprozess zu gestalten – und hierfür ein für Partner offenes Umfeld, also ein Business-Ökosystem, zu nutzen. Aus Sicht von Siemens ist diese Weiterentwicklung der hauseigenen IoT-Strategie die logische Reaktion auf das komplexer werdende wirtschaftliche und geopolitische Umfeld. Gemeint sind natürlich Klimaveränderung, demografischer Wandel und Digitalisierung. Aber auch die Corona-Pandemie und nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine haben gezeigt, wie sehr Industrie und Wirtschaft von stabilen Lieferketten abhängig sind und wie schnell diese fragilen Konstrukte reißen oder zumindest unterbrochen werden können.

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Siemens selbst bekräftigt mit der Markteinführung seine Wachstumsziele für das Digitalgeschäft, die auf dem Kapitalmarkttat 2021 verkündet wurden. Über den gesamten Geschäftszyklus hinweg rechnet das Unternehmen mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der Digitalumsätze von zehn Prozent. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 lag der Umsatz im Digitalgeschäft bei 5,6 Milliarden Euro.

Die Runde ist sich sicher, dass digitale Ökosysteme durch ihre Eigenschaften als sozio-technische Systeme einen wichtigen Beitrag zur Kooperation über Unternehmensgrenzen hinweg leisten können. Auf diese Weise sollen sie zur Stabilisierung der Geschäftsnetzwerke einer globalisierten Wirtschaft beitragen.

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