Spritzgießen Spritzgießen bringt auch bei kleineren Stückzahlen viele Vorteile
Aus Polypropylen (PP) im Spritzguss gefertigte Bauteile bieten als Metallersatz zahlreiche Vorteile, selbst bei kleinen Stückzahlen. Das Verfahren erlaubt, komplexe Geometrien aus einem Guss zu fertigen. So spart ein PP-Behälter für Waschpasten bei gleicher Qualität Gewicht und Kosten.
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Seit über 50 Jahren sind Kamar-Waschpastenspender des Unternehmens K. Martin Seidel in Grefrath als Wandgeräte in Kfz-Werkstätten, Industriebetrieben, Bergwerken oder der Landwirtschaft zu finden. Gefragt sind bis heute robuste Konstruktionen, die sparsam die Waschpaste abgeben und deren Mechanik auch nach einigen Hunderttausend handfesten Zugriffen noch einwandfrei funktioniert.
Das Unternehmen Reiher konstruierte für Seidel eine Spritzgießform, die eine elegante und preiswerte Produktion von Deckel und Behälter des Spenders erlaubt. Reiher bewies damit, dass sich das Spritzgießverfahren inklusive der Kosten für die Form auch für kleine Bauteilserien lohnt.
Alle Geometrien mussten früher einzeln vorgefertigt werden
Ursprünglich setzte Seidel für den Pastenbehälter von außen emailliertes Blech ein. Das Metallmodell bestand aus sieben Geometrien – einem Behälterkörper, zwei Laschen, einem Hebelanschlag sowie drei Noppen für den Deckelverschluss. Alle Geometrien mussten einzeln vorgefertigt werden. Die Verbindung der Einzelteile wurde durch insgesamt 17 Schweißpunkte erreicht. Allein die beiden Laschen zur Wandbefestigung waren mit jeweils fünf Schweißpunkten am Pastenbehälter angebracht.
Anfang der 1990er-Jahre wurde das Produktionsverfahren für die jährlich rund 2000 Pastenbehälter unrentabel: Preisdruck am Markt und ein fast handwerkliches Herstellungsverfahren gaben Anlass zum Nachdenken. Der Kontakt mit Reiher führte zur Lösung. Deckel und Behälter werden nun aus Polypropylen im Spritzgießverfahren hergestellt. Die Abgabemechanik ist nach wie vor aus Metall.
Größere konstruktive Veränderungen an dem Gehäuse waren weder notwendig noch gewünscht. Das markante Design sollte erhalten bleiben. Nur für den Deckel wurde dunkler Kunststoff verwendet, da er häufig mit schmutzigen Händen angefasst wird.
Unempfindlich gegen Laugen und Pasten
Das neue Konstruktionsverfahren erlaubte es auch, die beiden Befestigungslaschen zusammen mit dem Behälter im wahrsten Sinne des Wortes aus einem Guss herzustellen – eine elegantere und kostengünstigere Lösung. Die Spritzgießform selbst besteht aus hochwertigen Sonderstählen mit hohen Härtegraden, die sich aber dennoch durch gute Zerspanbarkeit auszeichnen. Der Kunststoff bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Die Emaillierung entfällt.
Der neue Behälter wiegt mit 319 g weniger als Hälfte des Vorgängermodells (788 g). Trotzdem ist die Stabilität keineswegs geringer: Reiher wählte eine Variante des Polypropylens mit einem Talkum-Zusatz. Hohe Festigkeit, Steifigkeit, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und Beständigkeit überzeugen auch bei Produkten für andere Kunden. Zusätzlich ist das Polypropylen mit seiner Dichte und guten Formbarkeit auch bei niedrigeren Bearbeitungstemperaturen unempfindlich gegen Laugen und alle handelsüblichen Pasten.
Behälter werden auf vollhydraulischer Engel-Spritzgießmaschine produziert
Auch die Berührungsempfindlichkeit des neuen Modells bietet Vorteile: Gab es früher in den Metallbehältern öfters mal eine kleine Delle, wenn ein Gegenstand gegen sie stieß, so hat der Kunststoff genug Elastizität, um sich nach einem Stoß selbst zurückzuformen.
Produziert werden die Waschpastenspender auf einer vollhydraulischen, holmlosen Engel-Spritzgießmaschine 500/150. Das System bietet eine außergewöhnlich hohe Steifigkeit. Die fehlenden Holme – dieses Verfahren ist patentiert – ermöglichen den ungehinderten Zugang zum Auswerfsystem und bieten eine wesentlich größere nutzbare Aufspannfläche im Vergleich zu einer Maschine mit Holmen. Somit muss dafür keine größere Maschine genutzt werden, die die Stückkosten nach oben treiben würde.
* Jörg Böger ist Geschäftsführer der Reiher GmbH in 38116 Braunschweig
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