Digitalisierung Stahlhersteller ergänzen Angebot um digitale Dienste
Die Kunden wollen heute mehr als nur Stahl: Um bei der Umstellung der Industrie auf das Digitalzeitalter am Ball zu bleiben, bieten die Stahlhersteller neben ihrer Hardware auch immer mehr digitale Services an.
Anbieter zum Thema

Zwei neue Onlinetools für seine Stahlbau-Hohlprofile hat Tata Steel erst kürzlich vorgestellt: den DNA-Profiler und das Blue Book. Über den kostenlosen und webbasierten DNA-Profiler können Produkte als 3D- und BIM-Modelle ausgewählt werden. Diese sind je nach Werkstoffdaten und ihrem nativen Dateiformat für die Designsoftware anpassbar. Mit dem Blue Book können Hohlprofile online bemessen werden. Tabellen geben einen Überblick über die Materialeigenschaften für Stahlbaukonstruktionen nach Eurocode. Beide Tools sind Teil des technischen Kundenservice (Customer Technical Services – CTS) von Tata Steel, der auch Dienstleistungen für die frühen Phasen der Produktentwicklung umfasst.
Stahlanbieter hat sein komplettes Sortiment digitalisiert
Einen anderen Ansatz treibt Thyssenkrupp Materials Services voran: Das Unternehmen hat sein komplettes Sortiment digitalisiert und fasst es im „größten virtuellen Werkstofflager der Welt“ zusammen, wie es in einer eigenen Mitteilung heißt. Die neue Omnichannel-Struktur soll dabei einen kanalübergreifenden, individuellen Zugang zu mehr als 150.000 Produkten und Services rund um die Uhr bieten. Ermöglicht wird dies durch eine eigenentwickelte Künstliche Intelligenz.
„Durch die digitale Vernetzung der weltweiten Bestände unserer rund 150.000 Produkte stellen wir unseren Kunden die größte Auswahl und bestmögliche Verfügbarkeit unterschiedlicher Werkstoffe und Services 24/7 zur Verfügung“, sagt Hans-Josef Hoß, damals Mitglied des Bereichsvorstandes von Thyssenkrupp Materials Services. Ob auf Kunst- und Rohstoffe, Stahlprodukte, NE-Metalle oder die Dienstleistungen in den Bereichen Materials und Supply Chain Management – die Kunden wünschen heute einen individuellen Zugriff auf das komplette Angebotsspektrum.
Kunden sollen über alle gewünschten Schnittstellen Zugang haben
Als entscheidend für den Erfolg eines Omnichannel-Ansatzes sieht das Unternehmen die Bereitstellung aller gewünschten Kanäle. Bei Thyssenkrupp Materials Services können die Kunden über individuelle Kundenportale, EDI-Schnittstellen, Onlineshops und in Zukunft auch über externe Plattformen ihren Bedarf bestellen. „Wir erfassen alle unsere Artikel digital und bieten Informationen in Echtzeit. Ob ‚just in time’ oder ‚just in sequence’ – der Kunde bestellt so, wie er die Leistung benötigt und über den Kanal, der für ihn am komfortabelsten ist. Wir richten uns also komplett nach unseren Kunden, nach ihren Bedürfnissen. Das ist die Basis für die immer smartere Interaktion der Zukunft“, erläutert Axel Berger, Head of Digital Transformation beim Stahlanbieter.
:quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1286100/1286149/original.jpg)
Stahlhersteller
Thyssenkrupp Steel und Tata Steel fusionieren
Erfahrungen mit ersten Kunden wurden bereits im Rahmen eines Praxistests gesammelt. Ein neues B2B-Portal innerhalb des Omnichannel-Ansatzes ist als erster Schritt bereits im Roll-out. Der Go-live erfolgt im Sommer 2018, wie es in der Mitteilung heißt.
Mit Toii, der Plattform zur Vernetzung des Maschinenparks bei Thyssenkrupp Materials Services, hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Jahr einen Meilenstein bei der digitalen Transformation entlang der Wertschöpfungskette erreicht. „Wichtige Voraussetzung, um von den Vorteilen der Digitalisierung nachhaltig zu profitieren, ist eine ganzheitliche Betrachtung“, sagt Hoß. Neben smarten Systemen auf der Beschaffungsseite wie einer cloudgestützten Einkaufsplattform und der Vertriebsseite, die über Omnichannel und das virtuelle Lager bedient werden, sieht er die intelligente Digitalisierung betrieblicher Prozesse als entscheidend an. „So können nun dank unserer selbst entwickelten IoT-(Internet-of-Things-)Plattform Toii Maschinen unterschiedlicher Typen und Generationen miteinander kommunizieren. Im Zusammenspiel mit unserem Omnichannel-Ansatz führt dies wiederum zu einfacheren und schnelleren Abstimmungs- und Planungsprozessen. Ein Effekt, der für alle Teilnehmer der Lieferkette eine Steigerung ihrer Effizienz bedeutet“, meint Hoß weiter.
Weltgrößter Stahlkonzern setzt ebenfalls auf individuelle Digitalisierung
Auch der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor-Mittal setzt auf mehr Digitalisierung, unter anderem im Kundenkontakt. „Wir haben vor kurzem Net Steel, unsere Webplattform, überarbeitet, und bieten verschiedene Dienstleistungen an, um die Anforderungen der Industrie 4.0 zu erfüllen. Die Nutzerschnittstelle kann vollständig individualisiert werden und bietet den Kunden Echtzeit-Updates und Transparenz“, erläutert Augustine Kochuparampil, CEO von Arcelor-Mittal Europe – Long Products.
Ein weiteres Beispiel sind die EDI-Dienstleistungen (Electronic Data Interchange) des Stahlherstellers, wodurch der Datenfluss von und zu den Kunden automatisiert wird. Nachrichten für Auftragserfassung, Auftragsbestätigung, Versandanzeige, Zertifikat und Rechnung werden automatisch erstellt und können über nahezu jedes Verbindungs- und Dateiformat ausgetauscht werden. Das ermöglicht ein Zertifikatsmanagement auf den ERP-Systemen der Kunden und trägt dazu bei, den Arbeitsaufwand und die Durchlaufzeit der Prozesse zu senken, wie das Unternehmen berichtet.
Artikelfiles und Artikellinks
(ID:45376174)