Ressource Mensch Wie digitale Tools Wege aus der Arbeiterlosigkeit eröffnen
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Mit dem Eintritt von immer mehr Arbeitnehmern aus der Babyboomer-Generation ins Rentenalter gehen Deutschland langsam die Fachkräfte aus. Digitale Tools werden das zwar nicht verhindern, sie können aber dabei helfen, wirkungsvoll damit umzugehen.

Schon seit einiger Zeit spüren deutsche Unternehmen den sich verschärfenden Fachkräftemangel. Die nackten Zahlen dazu legte kürzlich das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung am Institut der deutschen Wirtschaft vor: Aktuell ist jeder vierte Beschäftigte über 55 Jahre alt. In den nächsten zehn Jahren werden 7,3 Millionen Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Höchste Eisenbahn, sich eine schlagkräftige Strategie zurechtzulegen. Den meisten Betrieben wird nichts anderes übrig bleiben, als bei Neueinstellungen Abstriche in der Qualifikation zu machen und bestehendes Personal effizienter einzusetzen. Nur wie? Anbieter von Software für die Vernetzung von Arbeitenden, sogenannten Connected-Worker-Plattformen, können hierbei unterstützen – und bereits beachtliche Effekte vorweisen.
Mit weniger Qualifizierten durchstarten
Ein zentraler Grund, warum Unternehmen bislang vor allem Fachkräfte suchten, hat nichts mit den Beschäftigten zu tun, sondern mit traditionellen Gepflogenheiten: Training und Einarbeitung fand meist in speziellen, mehrtägigen und damit kostspieligen Schulungen fernab des Arbeitsplatzes statt. Entsprechend vorteilhaft war es, Mitarbeitende anzustellen, die bereits gleiche oder ähnliche Kenntnisse und Praxiserfahrungen mitbrachten. Sie waren schneller einsatzbereit und produktiv, benötigten wenig bis gar kein Mentoring durch erfahrene Kollegen. Connected-Work-Plattformen ermöglichen es, neue Wege zu gehen: Sie bieten über mobile Apps direkt am Arbeitsplatz ein Training-on-the-job. Präzise Anweisungen führen Schritt für Schritt durch die neue Tätigkeit – ohne viel Papier, dafür detailreich und anschaulich mit Hilfe von Checklisten, Schemazeichnungen, Fotos oder Videos.
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Die Anleitungen lassen sich so gestalten, dass selbst ungelernte Kräfte oder Menschen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen auf Anhieb klarkommen. Dazu stellt eine Künstliche Intelligenz die Anleitungen für jede und jeden passend zusammen – basierend auf Skill-Profil, Aufgabe und bisherigen Erfahrungen. Zögert jemand bei einem Arbeitsschritt wie dem Logout/Tagout oder während des Rüstens einer Maschine, bietet die KI ein vertiefendes Video an. Alternativ kann sich der Beschäftigte persönliche Hilfe von einem Supervisor oder Fachexperten per Chat holen. Im Bedarfsfall kommt auch Live-Video-Streaming oder Augmented Reality zum Einsatz – was eben benötigt wird, um sicherzustellen, dass jeder Neuling seine Aufgaben von Anfang an korrekt und sicher erledigt.
Geht die Arbeit nach einigen Wochen flüssiger von der Hand, werden die für Unerfahrene so wichtigen Schritt-für-Schritt-Anleitungen ausgeblendet. Der Mitarbeitende hat sie inzwischen verinnerlicht und muss nun nur die Erledigung der wesentlichen Arbeitsschritte bestätigen. Welche Lerninhalte das System wem wann anzeigt, bestimmt übrigens jedes Unternehmen selbst, unterstützt von Machine-Learning-Methoden. Dass sich das lohnt, zeigen Erfahrungen aus der Projektpraxis: So konnten Kunden von Augmentir Onboarding-Zeiten für neue Arbeiter und Arbeiterinnen um 80 Prozent verkürzen. Und auch die Qualität stieg: Nachbesserungen gingen um 25 Prozent zurück.
Mehr Spielraum bei der Einsatzplanung
Zweiter Baustein einer Strategie gegen den Fachkräftemangel ist es, die vorhandene Belegschaft flexibler einsetzbar und produktiver zu machen. Connected-Worker-Anwendungen beugen dabei der Gefahr vor, dass das durch den Personalmangel gestiegene Arbeitsvolumen Mitarbeitende überlastet. Nach dem Motto „Work smarter not harder“ erhalten sie Anleitungen, mit denen sie das Richtige im richtigen Moment tun und so Effizienz mit Leichtigkeit verbinden.
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Zugleich erkennen die intelligenten Algorithmen, wenn jemand zwischen zwei Schritten mehrfach hin- und herspringt – und bieten dann zusätzliche Unterstützung per Video oder Chat an. Erneut an diesem Arbeitsplatz eingesetzt, erhält der Mitarbeitende von vorneherein eine genauere Anleitung als etwa ein Kollege, der dieselbe Aufgabe schon seit Jahren macht. Für diesen wären zu viele Detailschritte nämlich nur belastend. Kommt der Mitarbeitende die nächsten Male gut zurecht, blendet die Software die Zusatzanleitung wieder aus.
Ein solches System dynamischer digitaler Arbeitsanweisungen eignet sich damit sowohl für das Weiterqualifizieren der Belegschaft als auch für eine flexiblere Einsatzplanung. Denn selbst Personen, die an einer Station nur wenige Tage im Jahr als Springer oder Urlaubsvertretung eingesetzt werden, können sich sicher sein: Sie schaffen ihre Aufgabe in der vorgeschriebenen Qualität und unter Einhaltung des Arbeitsschutzes.
In der Praxis zeigt sich das ebenfalls: Rüstzeiten verringern sich um bis zu 50 Prozent. Anwender berichten zudem von um 37 Prozent verkürzten Montagezeiten und insgesamt von einem knappen Drittel mehr Produktivität. Anwenderunternehmen verzeichnen außerdem 80 Prozent weniger meldepflichtige Unfälle und damit äußerst positive Effekte auf die Arbeitssicherheit.
Digital unterwegs in jedem Alter
Bleibt die Frage, wie gut solche fortschrittlichen Werkzeuge von älteren Mitarbeitenden angenommen werden, die nicht mit dem Internet aufgewachsen sind. Große Hürden gibt es nicht, denn das nötige Vorwissen beschränkt sich auf die Bedienung eines mobilen Geräts, sei es Tablet oder Handy. Laut Statista besaßen 2021 in Deutschland in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen 96 Prozent ein Smartphone. Unter den über 70-Jährigen sind es immerhin noch rund 68 Prozent. Deshalb ist auch für die älteren Teile der Belegschaft, selbst wenn sie nicht zu den Digital Natives gehören, die Bedienung einer App am Arbeitsplatz kein Neuland mehr. Zumal Plattformen wie Augmentir mit Apps aufwarten, deren Benutzeroberfläche sich bereits in der Praxis bewährt hat.
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KI auch ohne Data Scientists realisieren
Was die Einführung und den Betrieb einer KI-basierten Connected-Worker-Plattform angeht, müssen Unternehmen ebenfalls nicht befürchten, am fehlenden Inhouse-Know-how zu scheitern. Denn die Modelle für das Machine Learning sind schon integriert, das Training des Systems findet automatisch statt, ohne dass die Mitarbeitenden bewusst etwas tun müssten – ähnlich wie bei Suchmaschinen im Internet oder in sozialen Netzwerken. Die KI steuert dann beispielsweise im Hintergrund das Ausspielen der digitalen Anleitungsschritte und audiovisuellen Hilfen. Sie regelt die Suche nach dem am schnellsten verfügbaren Fachexperten für direkte Rückfragen oder die Auswertung bisheriger Supportanfragen, um damit einen Chatbot für häufig gestellte Fragen zu Wartungs- oder Arbeitsschritten zu füttern. Die Pflege und Weiterentwicklung der KI-Algorithmen an sich übernimmt der Plattformbetreiber. So erleichtern solche Out-of-the-box-Lösungen den Einstieg in die Nutzung von KI.
Arbeitgeberattraktivität steigern
KI-basierte Software für Connected Worker hat aber nicht nur die beschriebenen direkten Produktivitätseffekte. Sie steigert zudem die Anziehungskraft des Arbeitgebers, denn dank der fortschrittlichen Helfer verliert die Industrie ihr angestaubtes Image. Eine Beschäftigung in diesem Umfeld wird so auch für Bewerber der jungen Generation attraktiver.
* Carsten Hunfeld ist Head of DACH bei Augmentir.
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