Porträt 400 Jahre Thyssenkrupp
Stahl ist geduldig. Im Fall von Thyssenkrupp Hohenlimburg hat er sogar vier Jahrhunderte überdauert, angefangen als Drahtrolle, mit einem Höhepunkt als Schmiedeeisen und bis zum Mittelband, dem derzeitigen Vorzeigeprodukt.
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Richter Wessel Lappenberg hätte vermutlich nie erwartet, was aus seiner Drahtfabrik im heutigen Hagen-Hohenlimburg einmal werden sollte: Bereits 1619 betrieb er mithilfe des Wassers aus dem Wesselbach eine Drahtrolle. Er und seine Nachfolger taten dies so erfolgreich, dass das Unternehmen nicht nur wuchs, sondern heute umso erfolgreicher ist – nun als Thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH mit rund 1000 Mitarbeitern.
Viele Drahtziehereien und Kaltwalzbetriebe siedelten sich im Laufe der Jahrhunderte in und um Hohenlimburg an, um Stahlbänder und Spezialdrähte zu produzieren. Heute entstehen 70 % der deutschen Kaltwalzerzeugnisse im Lennetal, wo Ruhrgebiet und Sauerland aufeinandertreffen, ein einzigartiger Cluster für Technologie und Innovation inmitten des europäischen Wertschöpfungs- Netzwerkes. „Nach 400 Jahren voller historischer Ereignisse und nach allen Wandlungen unseres Unternehmens ist doch eines immer geblieben: unser Bestreben, am Standort Hohenlimburg technologisch an der Spitze zu sein und unseren Kunden höchste Qualität und besten Service zu bieten“, sagt Dr. Heike Denecke-Arnold, CEO der Thyssenkrupp Hohenlimburg.
Bis in die Gegenwart war es ein langer, aber doch recht konstanter Weg: 1803 ließ sich Gottfried Böing das Recht zum Betreiben der Drahtrolle übertragen. Er stellte die Produktion grundlegend um, von der Drahtrolle auf das damals neue Drahtwalzen. Damit vergrößerte das Unternehmen den technologischen Vorsprung.
Die Produktion wurde über die Jahrzehnte und Jahrhunderte laufend erweitert. Einen besonderen Erfolg erzielten die Vorgänger des heutigen Thyssenkrupp Hohenlimburg im Jahr 1862 auf der Weltausstellung in London. Dort erhielten sie eine Preismedaille für „vorzüglich guten Puddelstahl” – so nannte man damals Schmiedeeisen. Der Begriff nimmt Bezug auf sein Herstellverfahren, das Puddelverfahren. 1906 zog der Betrieb aufgrund von Platzmangel nach Neu-Oege um, wo ein neues Walzwerk entstand. 1925 kaufte das Unternehmen weitere Grundstücke in Hohenlimburg und modernisierte die Fertigung, sodass die Kaltbandproduktion gesteigert werden konnte.
1955: Die erste Mittelbandstraße entsteht
Ein entscheidender Innovationsschritt wurde in den 1950er- Jahren erreicht. Nachdem 1952 die „Hohenlimburger Walzwerkwerke AG, Hohenlimburg“ gegründet wurde, begann eine neue Ära – mit einem besonderen Schritt im Jahr 1955: Die erste Mittelbandstraße im Unternehmen entstand. „Das war ein höchst innovativer Schritt, der ganz besonders zur technologischen Vorreiterrolle beigetragen hat“, erläutert Denecke-Arnold. Bis heute liefert das Unternehmen, das in „Thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH“ umfirmiert wurde, Mittelband von höchster Qualität.
Seit Ende des Jahres 2018 wird das Mittelband unter der Marke Precidur geführt. „Das steht für warmgewalzten Bandstahl mit engsten Dickentoleranzen, besten Oberflächenqualitäten, gleichmäßigen Werkstoffeigenschaften und ausgezeichnetem Verformungsverhalten – verbunden mit langjährigen und beständigen Kundenbeziehungen sowie hoher Flexibilität“, sagt Denecke-Arnold.
Inzwischen sind alle Prozesse vollautomatisiert und werden von digitalen Systemen gesteuert und überwacht. Hergestellt wird Mittelband in Breiten bis 720 mm und Dicken von 1,5 bis 16 mm. Hinzu kommt ein zukunftsweisendes Service-und-Support-Paket. „Damit können wir den individuellen Anforderungen der Kunden entsprechen“, erklärt die Unternehmenschefin. Pro Jahr setzt Thyssenkrupp Hohenlimburg mehr als 1 Mio. t Stahl ab. MM
* Norman Baltrutsch ist CFO bei Thyssenkrupp Hohenlimburg in 58119 Hagen, Tel. (0 23 34) 91-33 60, norman.baltrusch@thyssenkrupp.com
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