Kunststoff unter Beschuss - zu Unrecht! Auch Kunststoffe können Klimaschützer sein
In den öffentlichen Medien wird mehr über Kunststoffe und ihr Bedrohungspotenzial debattiert als über die positiven Seiten dieser Werkstoffklasse. Dabei gibt es stichhaltige Beweise für ihre Nützlichkeit. Und auch das Recycling problematischer Polymere schreitet voran.
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Aufgrund des Hypes um „Fridays for Future“ versuchen immer mehr Menschen Plastik zu vermeiden. Keine Frage Nachhaltigkeit ist eines der Trendthemen des Jahrzehnts und auch wichtig. Ein Blick auf die gängigen Sozial-Media-Plattformen macht deutlich: Es boomen die Auftritte selbsternannter Influencer im Netz, die Tipps zur Kunststoffvermeidung geben. Viele Initiativen haben sich zum Ziel gesetzt Plastikmüll in unserer Lebenswelt zu vermeiden. Daneben gibt es umstrittene Kampagnen von Sportartikelherstellern, die Schuhe mit aus dem Meer gefischten Plastikmüll herstellen. Natürlich war es nicht zuletzt ein reiner PR-Coup, als Adidas Ende 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris seinen „Plastikmüll-Turnschuh“ präsentierte. Hier muss aber sorgfältig zwischen nachhaltigem Verhalten und fadenscheinigem Greenwashing unterschieden werden. Durch gezielte PR-Methoden soll mit Letzterem in der Öffentlichkeit lediglich ein verantwortungsbewusstes „grünes Image“ erzeugt werden. Es ist deshalb notwendig eine differenzierte Diskussion zu führen, die eben auch die Bedeutung und das positive Gesicht von Kunststoffen in ihren gesellschaftlichen Schlüsselfunktionen präsentiert.
Kunststoffe sind ein Schlüssel zur Nachhaltigkeit
Eine beinahe schon klassische Domäne für Kunststoffe in Sachen Nachhaltigkeit, bei der Polymere die führende Werkstoffklasse sind, ist der Leichtbau zur Gewichtsreduktion von Fahr- und Flugzeugen. Und in Zukunft müssen Bauteile aus noch leichteren Werkstoffen noch materialeffizienter eingesetzt werden. Sie senken in der Automobil- und Luftfahrtindustrie dann den Treibstoffverbrauch. Bei Windrädern erhöhen sie die Stabilität und ermöglichen größere und leistungsfähigere Anlagen, was letztendlich zu höheren Stromausbeuten führt.
Besonders wenn es um die Umwandlung von Energien aus erneuerbaren Quellen in elektrischen Strom oder sogar nachhaltig produzierte Treibstoffe geht, sind Kunststoffe die Schlüsselkomponenten zum Erfolg. Windkraft-Rotorblätter sollen 2020 außerdem eine Länge von bis zu 252 m haben, wie eine Studie des Europäischen Verbands für Windenergie prognostiziert. Dann muss ein besonderer Schwerpunkt auf die Stabilität der Rotorblätter gelegt werden, die auf der mikroskopischen Ebene nur durch die Anpassung der Struktur der Kunststoffe erreicht werden kann.
Polymere optimieren die Biogaserzeugung
Polymermembranen, sind ein anderer Aspekt bei dem Kunststoffe, wenn es um Nachhaltigkeit geht, ihre Fähigkeiten sehr gut ausspielen können. Sie verwandeln etwa Rohbiogas in Biomethan. Das Biogas, beispielsweise stammend aus der Abwasserbehandlung oder der anaeroben Vergärung von Hausmüll, kann durch die Umwandlung einer höherwertigen Verwendung zugeführt werden. Kurz gesagt: das Biogas entsteht zunächst durch die Fermentierung von Biomasse. Dann enthält neben es dem Energieträger Biomethan aber auch Kohlendioxid und Spurengase. Diese Störgase lassen sich jedoch durch zylinderförmige Polymerhohlfasern (Bild 3) vom Biogas separieren, weil die Polymerwerkstoffe für die Methanmoleküle eine Barriere darstellen. Das so aufbereitet Biomethan kann zum Beispiel als hochwertige Energiequelle für diverse Fahrzeugen dienen. Nicht zuletzt kommt der Bioenergie – und das gilt über alle Sektoren hinweg – in Deutschland eine erhebliche Bedeutung zu, denn in den vergangenen Jahren konnten mithilfe der Bioenergie über alle Sektoren hinweg rund 65 Mio. t CO2-Äquivalente eingespart werden, wie das Berliner Hauptstadtbüro Bioenergie ermittelt hat.
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